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Das Skapulier Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel

Nachstehender Artikel ist aus der Ritter-Zeitschrift 2/2023 [2]

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Hl. Theresia v. Kinde Jesu

„Der Reichtum der Mutter gehört ihrem Kind“ (Hl. Theresia vom Kinde Jesu)

Von den Karmelschwestern Maria Königin der Engel, Cremières, Schweiz

In diesem unermesslichen Reichtum der Gnaden zum ewigen Leben finden wir das Skapulier, welches von unserer himmlischen Mutter dem hl. Simon Stock überreicht wurde, als Antwort seines flehentlichen Gebetes zum Schutz ihres Ordens Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, für seine Kinder und für die ganze Kirche.

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Der Prophet Elias

Der Orden der Mutter Gottes findet seinen Ursprung im Heiligen Land auf dem Berge Karmel bei dem Propheten Elias, den man im Karmel darum auch als Ordensgründer betrachtet. Tatsächlich war es auf diesem Berge, auf welchem der hl. Elias durch sein inbrünstiges Gebet eine geheimnisvolle Wolke aufsteigen sah. Diese Wolke brachte nach einer Dürre von drei Jahren reichlichen Regen und wechselte die unfruchtbare Öde in fruchtbringende Felder. (siehe 1 Kön 18,41-44)
Diese Wolke symbolisierte nach einigen geistlichen Autoren die unvergleichliche Jungfrau Maria, welche „den Gerechten vom Himmel herabregnen“ und der durch die Sünde verwüstete Erde, die Fruchtbarkeit zurückgeben wird. Die Hl. Schrift sagt: „Es steigt ein Wölkchen vom Meer auf, klein wie eines Mannes Hand.“

Im 13. Jahrhundert, mit dem Einfall der Sarazenen mussten die Ordensmitglieder vom Orient nach Europa auswandern. Auch trotz eines Gutheißungsschreiben und Aufforderung zu Gastfreundschaft von Papst Innozenz IV. wollten einige Bischöfe und Priester sie nicht aufnehmen oder behandelten sie sehr hart. Zu dieser Zeit, als der Orden der Mutter Gottes allerlei Ungerechtigkeiten ausgesetzt und in seiner Existenz bedroht war, wurde der hl. Simon Stock zum neuen Generalprior des Ordens gewählt. Mit viel Demut, Glauben und Vertrauen nahm er Zuflucht zur allerseligsten Jungfrau Maria und bat sie inständig, ihrer Ordensfamilie ein sichtbares Zeichen ihres mütterlichen Schutzes zu geben.

Das Skapulier

Der Glaube des hl. Simon Stock wurde wunderbar belohnt. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli, als er sein inständiges Gebet wiederholte, erschien ihm, umgeben von einer Schar Engel, die Königin des Himmels. In der Hand das Skapulier haltend und ihn damit bekleidend, sagte sie: „Empfange, mein lieber Sohn, dieses Skapulier deines Ordens als besonderes Zeichen meiner Verbundenheit und als Zeichen des Privilegs, welches ich für dich und die Kinder des Karmel erworben habe. Derjenige, welcher mit diesem Skapulier bekleidet stirbt, wird vom ewigen Feuer bewahrt werden. Es ist ein Zeichen des ewigen Heils, ein Schutz in Gefahren, ein Pfand des Friedens und des ewigen Bundes.

Bewundernswerterweise gab diese Erscheinung dem Orden des Karmel, welcher zuvor so heftig angegriffen wurde, nicht nur den Frieden zurück, sondern er wurde zum Gegenstand allgemeiner Wertschätzung.

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Der hl. Simon Stock

Fünfzig Jahre später im Jahre 1317, erschien die allerseligste Jungfrau Maria Papst Johannes XXII., erinnerte ihn an ihre gegebenen Versprechen und fügte denselben hinzu: die Befreiung aus dem Fegfeuer am Samstag nach dem Tode nicht nur zugunsten der Karmeliter, sondern auch aller Gläubigen, die das Skapulier tragen und der Ordensgemeinschaft des Karmel beitreten wollen:
„Ich, ihre Mutter, werde am Samstag nach ihrem Tode gnadenvoll niedersteigen und alle, die ich im Fegfeuer finden werde, befreien und sie auf den Berg des ewigen Lebens führen.“

Im Verlauf der Zeit erinnerten viele Päpste an diese Versprechen und ermutigten zum Tragen des Skapuliers vom Berge Karmel. Ein Zitat von Papst Pius XII. im Jahre 1950 anlässlich des 700-jährigen Bestehens des Skapuliers: „Wie viele Seelen konnten, selbst in menschlich verzweifelten Umständen ihre letzte Bekehrung und ihr ewiges Heil finden, dank dem Skapulier, mit dem sie bekleidet waren! Wie viele, in Gefahren von Leib und Seele, konnten dank ihm, den mütterlichen Schutz Mariens spüren! Die Verehrung des Skapuliers hat einen unermesslichen Strom geistlicher und zeitlicher Gnaden über die Welt fließen lassen.“

Am 13. Oktober 1917 erschien die Mutter Gottes den Kindern von Fatima mit dem Skapulier vom Berge Karmel. Lucia erklärte später: „Die Mutter Gottes wünscht, dass alle das Skapulier tragen, es ist das Zeichen der Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens. Der Rosenkranz und das Skapulier sind unzertrennlich.“

Praktische Fragen im Hinblick auf das Skapulier

  1. Bildschirmfoto 2023 06 29 um 18.25.53Mitglied der Skapulierbruderschaft Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel wird man durch den Empfang des Skapuliers, das obligatorisch von einem geweihten Minister der Kirche „aufgelegt“ (d.h. um die Schultern gelegt) werden muss, und zwar unter Verwendung des zu diesem Zweck vorgesehenen Ritus. Im Notfall (Todesgefahr und wenn es unmöglich ist einen Priester zu finden) kann auch ein Laie sich selbst oder einem anderen ein vorher von einem Priester gesegnetes Skapulier auflegen, während er ein Gebet zur heiligen Jungfrau spricht. (Hl. Pius X., 4. Januar und 30. März 1908.)
  2. Jeder Priester und Diakon kann nunmehr die Auflegung des Skapuliers vornehmen (er braucht dafür keine besondere Ermächtigung durch den Orden der Unbeschuhten Karmeliten wie in der Vergangenheit). Dabei ist eine der durch das Römische Rituale vorgesehene Segensformeln zu gebrauchen.
  3. Das Skapulier vom Berge Karmel ist aus zwei rechteckigen oder quadratischen Stücken, nicht gestrickten, sondern gewebten braunen Wollstoffs zusammengesetzt, die durch zwei Schnüre miteinander verbunden sind, so dass ein Teil auf der Brust und der andere auf dem Rücken getragen werden kann. Das Bild der seligsten Jungfrau Maria ist dabei nicht notwendig, es ist jedoch eine fromme und lobenswerte Sitte, ein solches Bild daran zu befestigen.
  4. Das Skapulier muss so viel wie möglich ununterbrochen getragen werden (also auch während der Nacht); es darf selbstverständlich abgelegt werden, wenn man sich wäscht; man hört deswegen nicht auf, Nutznießer der Verheißung zu sein. Es kann unter der Kleidung verborgen getragen werden. Es wird bei der Auflegung gesegnet. Ist ein Skapulier verschmutzt oder verschlissen, kann es ohne erneute Segnungs- oder Auferlegungszeremonie ersetzt werden (die Segnung des ersten Skapuliers geht auf die folgenden über).
  5. Die Skapuliermedaille
    Der heilige Papst Pius X. hat die Möglichkeit eingeräumt, das Skapulier aus Stoffgewebe vor allem wegen seines schnellen Verschleißes in den heißen Ländern durch eine Medaille zu ersetzen. Diese Erlaubnis ist seither auf die ganze Welt ausgedehnt worden. Mit der Skapuliermedaille kann man also ebenfalls in den Genuss aller drei Verheißungen der allerseligsten Jungfrau kommen: Bewahrung vor den ewigen Flammen, Befreiung vom Fegefeuer (Samstagsprivileg) und Schutz vor Gefahren für Leib und Seele. Anzumerken ist jedoch, dass die Medaille nicht aufgelegt werden kann. Es ist also unerlässlich, dass man zunächst ein erstes Skapulier aus Stoff erhält. Erst danach kann man es durch die (vorher mit der Segensformel für das Skapulier gesegnete) Medaille ersetzen. Die Medaille muss auf der einen Seite unseren Herrn Jesus Christus, der auf sein Herz zeigt, auf der anderen Seite die heilige Jungfrau darstellen. Die Skapuliermedaille kann um den Hals oder in anderer Weise am Körper getragen werden. Will man die Medaille auswechseln, so muss die neue wie ein Skapulier gesegnet werden.
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Papst Benedikt XV.

Man muss jedoch betonen, dass die Kirche das Skapulier aus Stoff bevorzugt, weil dieses das von der heiligen Jungfrau dem heiligen Simon Stock geschenkte Gewand besser repräsentiert. Die Anerkennung der Medaille ist lediglich eine Dispens, und die Päpste, die sie bewilligt haben, der heilige Pius X. und Benedikt XV., haben den Wunsch hinzugefügt, dass die Gläubigen weiterhin, wenn möglich, das Skapulier aus Wolle tragen möchten. Der Unannehmlichkeit der Abnutzung des Stoffes kann man im Übrigen dadurch abhelfen, dass man das Skapulier mit einem Plastikumschlag schützt oder noch einfacher das Skapulier öfter wechselt. Das abgenutzte Skapulier soll verbrannt oder verpackt weggeworfen werden, damit es nicht der Gefahr, entweiht zu werden, ausgesetzt ist.

  1. Bedingungen für die Erfüllung der Verheißungen

Für die Hauptverheißung, nämlich vor der Hölle bewahrt zu werden, gibt es keine besondere Vorbedingung, außer dass man das Skapulier in einer aufrichtigen Gesinnung empfangen und es im Augenblick des Todes tragen muss (wird es dem Kranken im Krankenhaus gegen seinen Willen abgenommen, so zählt das, als hätte er es weitergetragen. In diesem Fall kann man auch darum bitten, dass das Skapulier mindestens am Nachttisch das Kranken befestigt werde).

Das Skapulier kann auch Nichtkatholiken aufgelegt werden, sofern diese dessen Bedeutung begreifen. Es sind Fälle verzeichnet, in denen Protestanten und Nichtchristen, die das Skapulier erhalten hatten, auf wundersame Weise bekehrt wurden.

Um in den Genuss des „Samstagprivilegs“ (Der Befreiung aus dem Fegefeuer an dem dem Tode folgenden Samstag durch die heilige Jungfrau) zu kommen, gibt es drei zusätzliche Bedingungen:

  1. Das Tragen des Skapuliers ist keine Pflicht, deren Versäumnis als Sünde zählt. Man kann also nach dem Empfang des Skapuliers aufhören, es zu tragen, ohne eine moralische Verfehlung zu begehen; es kommen einem dann allerdings auch die Verheißungen nicht mehr zugute. Wer das Skapulier wieder tragen möchte, nachdem er es einige Zeit, selbst über mehrere Jahre hinweg, abgelegt hatte, braucht es sich nicht von neuem auflegen zu lassen.
  2. Die Auflegung des Skapuliers erscheint nicht sinnvoll, wenn man vorher dem Betroffenen nicht erklärt hat, worum es sich handelt, und ohne sich seiner redlichen Absicht vergewissert zu haben. Man täte im Gegenteil recht daran, ihn irgendein Schriftstück über das Skapulier lesen zu lassen und die Auflegungszeremonie möglichst mit einer gewissen Feierlichkeit zu umrahmen (es wäre wünschenswert, sie in einer Kirche stattfinden zu lassen).

Darf man sagen, dass das Skapulier einen davon befreit, täglich sein Kreuz zu tragen und die Sünde zu meiden? Gewiss nicht. Aber dieses Gewand, das uns zu Dienern der allerseligsten Jungfrau Maria macht, wird uns eine Quelle der Gnade sein, und diese Gnade wird uns die Opfer und den Verzicht erleichtern, die das Meiden der Sünde und die Nachfolge unseres Herrn erfordern ­– der einzige Weg, der in die Glückseligkeit des Himmels führt.

Vergessen wir niemals die wunderbare Verheißung:

„Wer auch immer mit diesem Gewand bekleidet stirbt, wird vor den ewigen Flammen bewahrt.“