Hl. Franz von Sales – Gebet und Marienverehrung

Hl. Franz von Sales – Gebet und Marienverehrung

Zitat 2024 KW 04Am 29. Januar ist der Gedenktag des hl. Franz von Sales. Er schrieb unter anderem das Werk „Introduction à la vie dévote“ – „Anleitung zum frommen Leben“, das im Deutschen meistens als „Philothea“ bekannt ist. Er gibt darin zu verstehen, dass alle Menschen zur Heiligkeit berufen sind. Dazu können wir aber „normale Menschen“ bleiben: Nicht trotz unserer familiären und beruflichen Beschäftigungen sollen wir uns heiligen, sondern durch diese Aufgaben, indem wir sie in einem wahrhaft christlichen Geist ausführen.

Das Buch ist zeitlos, somit brandaktuell und kann beispielsweise beim Sarto-Verlag bezogen werden.

Gerne publizieren wir Ihnen hier nun daraus einen Abschnitt:

Notwendigkeit des Gebetes

franzvonsales portrait
Hl. Franz von Sales

(Zweiter Teil, 1. Kapitel)

  1. Nichts ist geeigneter, unseren Verstand von Unwissenheit und unseren Willen von seinen verderbten Anhänglichkeiten zu reinigen, als das Gebet, das unseren Verstand in die Helle göttlichen Lichtes rückt und unseren Willen der Wärme göttlicher Liebe aussetzt.

Das Gebet ist die segensreiche Quelle, deren belebende Wasser die Pflänzchen unserer guten Wünsche zum Grünen und Blühen bringen, jeden Makel von unserer Seele hinwegspülen und das von Leidenschaft erhitzte Herz abkühlen.

  1. Vor allem aber empfehle ich dir das Gebet des Geistes und des Herzens, ganz besonders jenes, das zum Gegenstand das Leben und Leiden des Heilands hat. Wenn du ihn oft betrachtest, wird deine Seele von ihm erfüllt, du lernst seine Art und Weise kennen und deine Handlungen nach den seinen formen.

Er ist das Licht der Welt. In ihm, durch ihn und für ihn müssen wir folglich erleuchtet werden. Er ist die sprudelnde Jakobsquelle (Joh 4,6), die uns von jedem Makel reinwäscht.

Kinder lernen sprechen, indem sie der Mutter zuhören und alles nachzusprechen versuchen; so werden auch wir, wenn wir durch die Betrachtung beim Heiland weilen, seine Worte und Handlungen, sein Denken und Fühlen beobachten, bald durch seine Gnade reden, handeln und wollen lernen wie er selbst.

Glaube mir, wir können zu Gott dem Vater nur durch diese Pforte (Joh 14,6) gehen; denn wie der Spiegel unser Bild nicht auffinge, hätte er nicht eine Schicht Zinn oder Blei auf seiner Rückseite, so können auch wir auf Erden nicht die Gottheit betrachten, wäre sie nicht mit der heiligen Menschheit des Heilands verbunden, dessen Leben und Sterben der geeignetste, schönste und nützlichste Gegenstand für unsere gewöhnliche Betrachtung ist.

Der Heiland nennt sich nicht ohne Grund das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist (Joh 6,1); denn wie das Brot zu jeder Speise genossen wird, so sollen auch wir den Heiland in all unseren Gebeten und Handlungen betrachten, ansehen und suchen. Sein Leben und Sterben wurde von verschiedenen Schriftstellern in Betrachtungen vorgelegt, so von Bonaventura, Bellintani, Bruno, Capiglia, Granada, de Ponte.

  1. Verwende darauf täglich eine Stunde vormittags, womöglich am Morgen; nach der Nachtruhe ist dein Geist beweglicher und frischer. Verwende nicht mehr als eine Stunde darauf, außer dein geistlicher Vater bestimmt es ausdrücklich anders.
  2. Kannst du diese Übung in der Kirche halten und findest du dort genug Ruhe, dann wird dies am leichtesten und bequemsten für dich sein, denn dort kann dich niemand stören, nicht Vater, Mutter, nicht Gattin oder Gatte, noch sonst jemand, während du zu Hause wohl kaum eine ruhige Stunde finden wirst.
  3. Beginne jedes Gebet, das innerliche wie das mündliche, damit, dich in Gottes Gegenwart zu versetzen. Daran halte dich ausnahmslos, du wirst bald sehen, wie nützlich dir dies sein wird.
  4. Lerne das Vater unser, Gegrüßt seist du Maria und das Glaubensbekenntnis auch lateinisch beten. Du mußt aber zugleich sehen, daß du die Worte auch verstehst, die du betest; so mußt du beides vereinen: das Beten in der Sprache der Kirche und das Verkosten des wundersamen und erquickenden Sinnes dieser heiligen Gebete. Dringe beim Beten mit deinem Geist tief in diesen Sinn ein, begleite es mit innigen Bewegungen des Herzens. Bete nicht hastig, um recht viel beten zu können, sondern bemühe dich, was du betest, von Herzen zu beten. Ein Vater unser innig gebetet ist mehr wert, als viele rasch und eilfertig heruntergeleiert.
  5. Der Rosenkranz ist eine sehr nützliche Gebetsform, vorausgesetzt, daß du ihn richtig zu beten verstehst. Bediene dich dazu einer guten Anleitung. Es ist auch gut, die gebräuchlichen Litaneien und andere mündliche Gebete zu beten. Hast du aber die Gabe des innerlichen Gebetes, so soll dieses den Vorrang haben. Kannst du danach wegen deiner vielen Arbeit oder aus einem anderen Grund keine mündlichen Gebete mehr verrichten, so mach dir darüber keine Sorgen, sondern begnüge dich mit einem Vater unser, dem Gegrüßt seist du Maria und dem Glaubensbekenntnis vor oder nach der Betrachtung.
  6. Fühlst du dich während des mündlichen Gebetes zum inneren Gebet hingezogen, dann sträube dich nicht dagegen, sondern laß deinen Geist sich ruhig dorthin wenden und sei unbesorgt um dein unvollendetes mündliches Gebet, denn das Geistesgebet ist Gott angenehmer und deiner Seele nützlicher. Ich nehme freilich das kirchliche Stundengebet aus, wenn du dazu verpflichtet bist, denn diese Pflicht hat den Vorrang.
  7. War es dir morgens wegen zu vieler Arbeit oder aus einem anderen Grund nicht möglich, deine Betrachtung zu halten (was möglichst selten vorkommen soll), dann hol es im Laufe des Nachmittags nach – aber nicht gleich nach dem Essen; während der Verdauungszeit könnte dich der Schlaf überwältigen, auch deiner Gesundheit wäre das nicht förderlich. Ist es dir den ganzen Tag nicht möglich, die Betrachtung nachzuholen, dann ersetze sie durch häufige Stoßgebete und durch die Lesung eines frommen Buches. Lege dir eine Bußübung auf, um in Zukunft diesen Fehler zu vermeiden, und sei fest entschlossen, am nächsten Tag die Betrachtung bestimmt einzuhalten.
franz von sales rosenkranzbild
Der heilige Franz von Sales zu Füßen der Jungfrau Maria (Ausschnitt des Gemäldes des Klosters der Heimsuchung von Bourg-en-Bresse)

Marienverehrung

Als Abschluss noch eine weitere Empfehlung aus der Philothea (siehe zweiter Teil, 16. Kapitel):

Ehre und verehre mit besonderer Liebe die heilige und glorreiche Jungfrau Maria. Sie ist die Mutter unseres höchsten Vaters. Gehen wir zu ihr wie kleine Kinder, schmiegen wir uns mit vollkommenem Vertrauen an ihre Brust. Rufen wir bei jeder Gelegenheit diese gütige Mutter an, wenden wir uns an ihre Mutterliebe; bemühen wir uns, ihr Tugendleben nachzuahmen, und hegen wir eine wirklich kindliche Liebe zu ihr.

Hl. Franz von Sales – bitte für uns!

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