Der heilige Bonaventura starb vor 750 Jahren

Der heilige Bonaventura starb vor 750 Jahren

2024 07 05 bonaventura 750

Vor 750 Jahren starb der heilige Bonaventura (am 15. Juli 1274). Wer war dieser Heilige? Auch er war ein großer Marienverehrer und schrieb mehrere Werke über die Gottesmutter. Nebst seiner Lebensbeschreibung auch einige Worte von ihm über die Unermesslichkeit Mariens.

Lebengeschichte

Der hl. Bonaventura war Ordenspriester, Bischof und Kirchenlehrer. Er wurde 1221 in Bagnoregio bei Viterbo (Italien) geboren und starb am 15. Juli 1274 in Lyon. Daher ist sein Gedenktag der 15. Juli.

Er wurde eigentlich als “Giovanni da Fidanza” geboren. Den Namen Bonaventura soll er von Franz von Assisi erhalten haben. Folgende Begebenheit wird erzählt: Als seine Mutter diesem den Jungen brachte, um ihm zu zeigen, wie sein Segen das schwerkranke Kind geheilt hatte, rief Franziskus aus: „O buona ventura – Welch glückliche Fügung!“[1]

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Der hl. Bonaventura und der hl. Thomas von Aquin

Sein Vater, schickte ihn zum Studium nach Paris, wo er 1243 in den Franziskanerorden eintrat und an der Universität zu lehren begann. Im Jahre 1257 wurde er zusammen mit Thomas von Aquin zum Doktor der Theologie promoviert.[2] Noch im selben Jahr wurde Bonaventura Generalminister des Ordens und hatte dort ein sehr großes Problem zu lösen:  Zu dieser Zeit gab es einen Streit zwischen zwei Gruppierungen innerhalb des Ordens. Die Befürworter einer radikalen Armut (genannt die “Spiritualen”) standen den Anhängern einer gemäßigten Entwicklung mit Fokus auf die Wissenschaft (genannt die “Konventualen”) gegenüber und drohten den Orden zu zerreißen.[3] Bonaventura überarbeitete die Ordensstatuten und beseitigte die Missverständnisse; dies erreichte er vor allem durch die Veröffentlichung der authentischen Biographie des heiligen Franziskus. Die konkurrierenden und daher als nicht authentisch geltenden Biographien ließ er einziehen.[4]

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Die Zelle des hl. Bonaventura

Auf den hl. Bonaventura geht auch die Einführung eines neuen Festes in der Kirche zurück. Im Jahr 1263 führte Bonaventura – zunächst im Franziskanerorden – das Fest Mariä Heimsuchung ein. Dieses Fest wurde schließlich auf die Gesamtkirche ausgeweitet.[5]  Im Artikel über das Fest Mariä Heimsuchung (02.07.) hatten wir bereits davon berichtet.

1265 lehnte er einen angebotenen Bischofssitz ab, um sich in Paris der Verteidigung der neuen und noch ziemlich misstrauisch beäugten Bettelorden zu widmen.[6] Während dieser Zeit entstanden aus seinen Universitätspredigten Werke, die zusammen mit seinen früheren Vorlesungen zu den theologischen Höhepunkten des Mittelalters zählen.[7]

1273 wurde er von Papst Gregor X. zum Kardinalbischof von Albano ernannt; seine Bischofsweihe empfing er in Lyon.[8] Gregor X. betraute ihn mit der Vorbereitung des Zweiten Konzils von Lyon, bei dem sich die Kirche um die Wiedervereinigung der lateinischen mit der byzantinischen Kirche bemühte.[9]

Sehr interessant und erbaulich ist diese Begebenheit: Als die Gesandten des Papstes ihm den Kardinalshut überbringen sollten, war der hl. Bonaventura im Kloster mit dem Geschirrspülen beschäftigt und beendete erst seine Arbeit bevor er die Gesandten einließ.[10] Dass der große Gelehrte selbst die einfachsten Tätigkeiten des Haushalts nicht geringschätzte zeigt auch folgender, von ihm überlieferter Ausspruch:

“Beständige Treue in kleinen Dingen ist eine großartige und heroische Tugend.”[11]

Das Konzil von Lyon schrieb über den hl. Bonaventura Folgendes:

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Der hl. Bonaventura

“Er war ein Mann von hervorragender Wissenschaft und ausgezeichneter Redegabe. … Er war gütig, menschenfreundlich, fromm, barmherzig, reich an Tugenden, geliebt von Gott und den Menschen.”[12]

Kurz vor Abschluss des Konzils von Lyon erkrankte Bonaventura und starb am 15. Juli 1274 in Lyon. Begraben wurde er in der dortigen Franziskanerkirche.[13]

Während des Verfahrens der Heiligsprechung im Jahr 1434 wurde sein Grab geöffnet. Die Zunge des Heiligen war unversehrt. Am 14. April 1482 wurde Bonaventura heiliggesprochen und 1588 zum Kirchenlehrer ernannt.[14]

 

Marienverehrer – über die Unermesslichkeit Mariens

Auch verfasste er mehrere Werke über die Mutter Gottes, welche unter anderem in der Kollektion „in Sermones de tempore, de sanctis, de B. Virgine Maria, et de diversis“ (Predigten während des Kirchenjahres, über die Heiligen, über die Heilige Jungfrau Maria und zu verschiedenen anderen Themen) zu finden sind. Er schrieb darin auch über die Unermesslichkeit Mariens. Darüber einige Gedanken und Worte des Heiligen[15]:

Es ist schwierig, die wahre Größe Marias zu erfassen. Die Menschen neigen oft dazu, sie zu verniedlichen, sie eher in ihrer Bescheidenheit zu betrachten, in ihrer Anmut als Mutter des Jesuskindes. Doch diese Jungfrau, so schön, so demütig, ist unermesslicher als das ganze Universum. Um ein wenig von der Unermesslichkeit Marias zu verstehen, betrachten wir ein wenig die von Gott. Er ist außerhalb der Zeit und doch hat Er die Zeit erschaffen. Er hat keinen Anfang und kein Ende, aber Er schuf die Welt mit einem Anfang und einem Ende. Er ist der Vater, der das Leben erzeugt, er ist das gezeugte und fleischgewordene Wort, er ist Prozession und Liebe, er schafft die Gnade, um sich seinem Geschöpf zu schenken und seine Unermesslichkeit in ihm widerzuspiegeln.

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Madonna mit Kind in der Glorie. Unten der Heilige Franziskus, der Erzengel Michael und der hl. Bonaventura, Gemälde 1642

Der heilige Bonaventura sieht in Maria drei Arten der Unermesslichkeit, die das Abbild dieser Immensität Gottes sind: „Die erste ist die Unermesslichkeit deines gesegneten Schoßes, der Ihn enthielt, der unermesslich und unendlich ist, und den weder die Himmel noch das ganze Universum zu begreifen vermögen.“

In der Tat, wenn der unermessliche Gott in Maria wohnen wollte, in ihrem Schoß, und sich selbst für neun Monate in diesem jungfräulichen Schoß einschließen wollte, dann ist es höchst passend, sie unermesslich zu erschaffen. Gott hat Maria seinem Wesen entsprechend gestaltet.

Der heilige Bonaventura fährt fort, die Unermesslichkeit ihres Geistes und ihres Herzens zu betrachten; „denn wenn schon dein heiliger Schoß unermesslich ist, wie viel mehr dein jungfräuliches Herz!“ In der Tat, wenn Gott, der unermesslich geistig ist, beschloss, das Fleisch seines Geschöpfes anzunehmen, um sich zum Menschen zu machen, war es notwendig, dass diese Braut ebenso unermesslich an Herz und Geist war, um ihn zu umschliessen, ohne ihn jedoch ganz begreifen zu können.

So wurden in Maria ihre Intelligenz und ihr Wille unermesslich geschaffen, um die göttliche Unermesslichkeit auszustrahlen und zu reflektieren.

Dieser unermessliche Wille Mariens gibt alles zum Vater zurück, wie das unermessliche Wort selbst zum Vater hin ist. Und diese unendliche und unermessliche Liebe, die der Vater für den Sohn und der Sohn für den Vater hat, diese unermessliche Liebe, die eine göttliche Person ist, spiegelt sich auch in Maria, in ihrem Herzen und in ihrer Seele, in einem fast unendlichen Echo wider.

Die Unermesslichkeit der Dreifaltigkeit, die in ihr wohnt, „verlangt also“, sagt der heilige Bonaventura, „dass die Gnade und die Liebe, die sie erfüllen, unermesslich sind.“ Aus diesem Grund begrüßt der Engel Gabriel Maria, die im Begriff ist, den Urheber der Gnade in sich aufzunehmen, mit diesem Titel, der ihre Unermesslichkeit zum Ausdruck bringt: „Voll der Gnade“. Sie ist einzigartig in ihrer Unermesslichkeit.

Diese Unermesslichkeit der Gnade wurde zuerst für Gott geschaffen, damit sie ihn enthalten kann um Ihn zu enthalten, und dann für uns. Gott gab uns seinen einzigen Sohn und mit ihm die Unermesslichkeit seiner Gnaden. Diejenige, die gewaltiger ist als alle Engel, als alle Heiligen … diese Unermesslichkeit ist Unsere Mutter – Magna Mater.

Heiliger Bonaventura, bitte für uns!

 


Textquellen:

[1] https://www2.bistum-augsburg.de/heilige-des-tages/kalender/bonaventura_id754645, letzter Aufruf am 13.06.2024.

[2] https://www2.bistum-augsburg.de/heilige-des-tages/kalender/bonaventura_id754645, letzter Aufruf am 13.06.2024.

[3] https://www2.bistum-augsburg.de/heilige-des-tages/kalender/bonaventura_id754645, letzter Aufruf am 13.06.2024.

[4] https://www2.bistum-augsburg.de/heilige-des-tages/kalender/bonaventura_id754645, letzter Aufruf am 13.06.2024.

[5] https://www.praedica.de/Heilige-Feste/0715_Bonaventura.htm letzter Aufruf am 13.06.2024.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Ebd.

[9] https://www2.bistum-augsburg.de/heilige-des-tages/kalender/bonaventura_id754645, letzter Aufruf am 13.06.2024.

[10] https://www.praedica.de/Heilige-Feste/0715_Bonaventura.htm letzter Aufruf am 13.06.2024.

[11] Ebd.

[12] Ebd.

[13] Ebd.

[14] Ebd.

[15] Quelle des nachstehenden Abschnittes: https://fsspx.news/de/news/unermesslichkeit-mariens-nach-dem-heiligen-bonaventura-26163, letzter Aufruf am 5.7.2024, leicht gekürzt durch die Online-Redaktion.

 

Bilderquellen:

  • Der hl. Bonaventura, Claude François, gen. Frère Luc, via Wikimedia, public domain
  • Die Zelle des hl. Bonaventura, CC-BY-3.0 by Sailko via Wikimedia.
  • Saint Bonaventure Reveals the Crucifix to Saint Thomas Aquinas, by Francisco de Zurbarán, 1629, public domain via Wikimedia
  • Vittore Crivelli – Saint Bonaventure, via Wikimedia, public domain
  • chiesa del Monte dei Morti e della Misericordia, CC BY-SA 4.0 by Sailko, via Wikimedia
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