Maria, die Mutter der Barmherzigkeit

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Am Samstag vor dem 4. Sonntag im Juli ist das Fest Maria Mutter der Barmherzigkeit. In der Kathedrale von Macerata wurde das Fest „Maria, Mutter der Barmherzigkeit“ erstmals abgehalten. Dort wurde Maria in einem Bild unter diesem Titel verehrt. Dieses Bild wurde 1721 feierlich gekrönt. Seine römische Gutheißung erhielt das Fest am 22. April 1832. Am 13. April 1906 erhielt es ein eigenes Messformular und eigene kirchliche Tagzeiten.

Woher kommt der Name “Mutter der Barmherzigkeit”?

Ave maris stella Thott 547 4o — Ave Maris stella

Dieser Titel wird offensichtlich das erste Mal vom heiligen Odo, dem Abt von Cluny (+942), verwendet. Er verfasste folgendes Gebet für das Weihnachtsfest: “O Frau und Mutter der Barmherzigkeit, die du in dieser Nacht den Erlöser geboren hast, erbarme dich in deiner Güte, dass du mit deinen Gebeten für mich eintrittst […] Und da er sich durch dich, meine Frau, der Welt offenbart hat, möge er sich auch durch dich, ich bitte dich, ohne zu zögern meiner erbarmen.”[1]

Wie wird die Jungfrau Maria zur Mutter der Barmherzigkeit? In der Vesper der Marienfeste wird der Hymnus Ave Maris Stella gebetet. Im Text wird Maria als die Frau gegrüßt, die den Namen der aus dem Paradies vertriebenen Eva (“mutans Evae nomen”) umdrehte und somit änderte, als sie das Ave Maria als Gruß vom hl. Erzengel Gabriel vernahm.[2]

Hier der schöne Hymnus des Ave Maris Stella:

Ave Maris Stella

Ave, Stern der Meere,
Gottesmutter hehre,
Allzeit Jungfrau, süße
Tür zum Paradiese!

Aus des Engels Munde
Ward die frohe Kunde;
Uns den Frieden spende,
Evas Namen wende.

Lös‘ das Band der Sünden,
Bringe Licht den Blinden,
Unsern Übeln wehre,
Jeglich Gut beschere!

Dich als Mutter zeige;
Und erhörend neige
Dir sich, der auf Erden
Kam, dein Sohn zu werden.

Jungfrau, allzeit reine,
Sanft und mild wie keine,
Schuldlos lass auf Erden
Sanft und keusch uns werden.

Woll‘ ein reines Leben,
Sichern Pfad uns geben,
Dass in Himmelshöhen
Froh wir Jesus sehen.

Lob sei Gott dem Vater,
Preis dem höchsten Sohn
Und dem Heil‘gen Geist,
Jedem gleiche Ehre. Amen.

Goswyn van der weyden trittico del salve regina 01 — Triptychon des Salve Regina

Wir grüßen mit dem Engel Gabriel die Jungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit, die als Antwort auf das Gift des Stolzes, mit dem Satan Evas Herz vergiftete, das Heilmittel der Erlösung über die gesamte Menschheit austeilte[3]. Wir grüßen mit dem hl. Erzengel Gabriel die Jungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit, die in ihrem Schoß den Erlöser für die Menschheit getragen hat als Antwort auf die durch den Ungehorsam Evas hervorgebrachte Frucht der Verdammnis.[4] Wir grüßen sie als Mutter der Barmherzigkeit, die das Leben des Urhebers des Lebens als Antwort auf die Leiden und den Tod der Menschheit empfing und die uns als Antwort auf die Sünde Barmherzigkeit erlangte.[5]

Maria, die neue Eva

Durch die Erbsünde sind wir geschwächt und teilen diese Schwäche mit der gefallenen Eva.

Diese Hinfälligkeit zeigt sich in der Schwäche des Willens gegenüber den Versuchungen, in einem Mangel an Entschiedenheit statt einer festen Entschlossenheit und in der Schwäche gegenüber den Ketten der Sklaverei der Sünde.

Doch so sehr wir diese Schwäche fürchten, so sehr sollen wir an die Stärke der Jungfrau Maria glauben.[6] Es gibt keinen Grund, sich vor ihr zu fürchten, denn sie ist die Freude, der Friede und die Sanftmut Gottes – voller Gnade und Güte, Sanftmut, Mitgefühl, voller Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, Liebe und Barmherzigkeit.[7] Maria ist zur Zuflucht der Gerechten und der Sünder geworden, zur Hilfe der Kranken und zum Trost der Trauernden, damit sie wieder Freude finden.[8]

Maria Anzbach Pfarrkirche Gnadenstatue 02 — Mutter der Barmherzigkeit in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria-Anzbach,

Das “Fiat” Marias und Maria als Fürsprecherin

Jesus hat alles, was im Menschen durch die Erbsünde zerstört und entstellt wurde, durch die Hingabe seines Lebens erneuert und belebt. Maria ist seine Mutter, die demütige Magd des Herrn, die durch ihr Fiat den Willen des Herrn mit Vertrauen annimmt.[9] Maria erkennt die göttliche Barmherzigkeit als Hauptursache für Gottes Handeln an, wie es ihr Gesang des Magnificat zeigt: “Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.” (Lk 1,54). Die Mutter der Barmherzigkeit jubelt vor Freude, weil sie sieht, wie sich die Barmherzigkeit Gottes über die Welt ausgießt.

Der selige Heinrich Suso schrieb: “Hoffe, vertraue, denn um eine so große Königin zu lieben, ihr zu dienen und sie zu preisen, gibt es kein anderes Mittel als sie selbst. Sie ist Mittlerin aller Sünder bei ihrem Sohn, und selbst wenn du mit tausend Sünden befleckt wärest, könntest du dich vertrauensvoll an sie wenden. Je schuldiger man ist, desto mehr muss man sich Maria anvertrauen. So sei denn mutig, du furchtsame Seele! Enthülle Maria dein Elend und eile freudig zum Thron ihrer Barmherzigkeit!”.[10]

Bildernachweis:

Gnadenstatue Unsere liebe Frau als Mutter der Barmherzigkeit in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria-Anzbach, Niederösterreich. Unbekannter Meister, 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 by Uoaei1.
Ave Maris stella, Copenhagen MS Thott. 547 4°, circa 1380 Copenhagen MS Thott. 547 4° Wikimedia.org, gemeinfrei.
Triptychon des Salve Regina, Paintings in the Musée des Beaux-Arts de Tournai Wikimedia.org, CC-BY-SA 3.0 by Sailko

Weitere Quellen: