Der Portiunkula-Ablass

Der Portiunkula-Ablass

2024 07 30 portiunkula ablass

Am 1.  bzw. 2. August sowie am darauffolgenden Sonntag können alle Gläubigen den Portiunkula-Ablass gewinnen. Ein Ablass, der auf den hl. Franziskus von Assisi zurückgeht und somit eng mit der Militia Immaculatae verbunden ist (der hl. Maximilian Kolbe war ja auch Franziskaner-Minorit). Wie Sie diesen Ablass gewinnen können und wie es zu diesem kam, erfahren Sie in diesem Artikel:

Anfänge des Franziskanerordens

Assisi San Damiano BW 4
Kirchlein San Damiano mit dem Kreuz, von wo der hl. Franziskus die Stimme vernahm

„Franziskus – geh und stelle mein Haus wieder her, das du ganz zerfallen siehst!“ Dieser göttliche Befehl erging (wahrscheinlich im Jahr 1206) an den heiligen Franziskus vom „Kreuz von San Damiano“ aus, als er in der der fast zerfallenen Kapelle San Damiano im Gebet vertieft war. Franziskus verstand diese Aufforderung zunächst wörtlich und begann mehrere heruntergekommene Kirchen wie San Damiano und auch die etwa 3km südlich von Assisi gelegene Portiunkula-Kapelle eigenhändig zu restaurieren. Im Laufe der Zeit erkannte er jedoch, dass die Botschaft eine tiefere Bedeutung hatte: Es ging nicht nur um den physischen Wiederaufbau von Kirchengebäuden, sondern auch um die spirituelle Erneuerung der Kirche und das Leben im Einklang mit den Lehren Jesu. Dies führte zur Gründung des Franziskanerordens, dessen Mitglieder sich dem Dienst an den Armen und der Verkündigung des Evangeliums widmeten.

Die Besonderheit der Portiunkula-Kapelle

Santa Maria degli Angeli Porcjunkula
Portiunkula (von vorne)

Die Kapelle von Portiunkula wurde erstmals im Jahre 1045 in einem Dokument erwähnt, das heute im Archiv der Kathedrale San Rufino in Assisi aufbewahrt wird. Ursprünglich soll sie von Eremiten unter Papst Liberius (352–366) errichtet worden sein, die darin Reliquien der Jungfrau Maria verwahrten. Die Legende berichtet, die Kapelle sei im Jahre 516 in den Besitz Benedikts von Nursia übergegangen, sie trug den Namen Unsere Liebe Frau vom Tal Josaphat oder Unsere Liebe Frau von den Engeln.[1] Die Kapelle lag später verlassen als Ruine, als Franziskus sie mit eigenen Händen wieder aufbaute. In ihr starb am 3. Oktober 1226 der „seraphische Heilige“. Portiunkula (ital. Portiuncula) bedeutet so viel wie „kleines Stückchen Land“, das inmitten eines Eichenwaldes lag.

1569 wurde das Kapellchen mit der großen Basilika „Santa Maria degli Angeli“ (Unsere Liebe Frau von den Engeln) überbaut. Der Biograph des heiligen Franziskus, Bruder Thomas von Celano, schrieb über diese Kapelle:

“Diesen Ort gewann der Heilige vor allen anderen lieb, ihn befahl er den Brüdern in besonderer Ehrfrucht zu halten, ihn wollte er gleichsam als Spiegel des Ordens in Demut und höchster Armut stets behütet wissen. Das Eigentumsrecht darüber ließ er anderen, für sich und die Seinen erhielt er nur die Benützung! … Er wusste zwar, dass an jedem Orte der Erde das Himmelreich aufgerichtet ist, und er glaubte, dass allerwärts den Auserwählten Gottes die göttliche Gnade zu teil werde. Aber er hatte doch erfahren, dass der Ort … mit reicherer Gnade erfüllt und durch den Besuch von Engeln häufiger ausgezeichnet worden ist.

401px Assisi Santa Maria degli Angeli Portiuncula Rueckseite 1
Portiunkula (Rückseite)

Er sagte daher oft zu den Brüdern: Seht zu, meine Söhne, dass ihr diesen Ort niemals verlasst. Wenn ihr auf der einen Seite hinausgetrieben werdet, geht auf der anderen wieder hinein. Denn dieser Ort ist wahrhaft heilig und eine Wohnstätte Gottes. Hier hat uns der Allerhöchste vermehrt, als wir noch wenige waren; hier hat Er mit dem Lichte Seiner Weisheit die Herzen Seiner Armen erleuchtet, hier hat Er mit dem Feuer Seiner Liebe uns entzündet. Hier erhält jeder des demütigen Herzens bittet, was er begehrt, und wer hier fehlt, wird schwerer gestraft. Deshalb, meine Söhne, haltet aller Ehre würdig den Ort der Wohnung Gottes und preist hier Gott aus eurem ganzen Herzen mit Jubel und Lobgesang!”

Die Gewährung des Ablasses

Ursprünglich war die Ablassgewinnung nur in der Portiunkula-Kapelle in Assisi möglich. Die Gewährung dieses Ablasses wurde in der Folge von Papst Gregor XV. auf alle franziskanischen Kirchen ausgedehnt. Später dann von Pius X. auf alle Kirchen des Erdkreises.


Wann? Am 2. August (bzw. eigentlich schon zur ersten Vesper, d.h. ab dem 1. August ab 12.00 Uhr mittags) oder am darauffolgenden Sonntag

Wo? In einer Pfarrkirche oder einer Kirche des Franziskanerordens

Wie? Gebet des „Vater unser“ und des Glaubensbekenntnisses

Zusätzlich gefordert ist die Erfüllung der üblichen Bedingungen für einen Ablass: Beichte mit entschlossener Abkehr von jeder Sünde, eucharistische Kommunionempfang und Gebet auf Meinung des Heiligen Vaters. Diese Bedingungen können mehrere Tage vor (oder auch nach) dem Kirchenbesuch erfüllt werden.[2]


Über die Gewährung des Ablasses wird folgende Geschichte erzählt: „Der hl. Franziskus brachte einmal die ganze Nacht im Gebet zu, als ihm vom Herrn geoffenbart wurde, dass er sich zum Papst begeben solle, um für die von ihm wieder hergestellte Portiunkula-Kapelle einen Ablass zu erflehen. In Perugia, wo der Papst damals residierte, wurde Franziskus empfangen und er bat den Pontifex mit folgenden Worten:

Vision de San Francisco en la Porciuncula de Bartolome Esteban Murillo Museo del Prado
Der hl. Franz von Assisi in einer betenden Haltung und als Zeuge einer Erscheinung von Jesus Christus und der Jungfrau Maria.

„Heiliger Vater, vor einiger Zeit habe ich für Euch eine zu Ehren der Jungfrau und Mutter Christi erbaute Kirche wieder hergestellt. Ich bitte nun Eure Heiligkeit, dass Ihr dort einen Ablass gewähret, ohne Opfergaben.” „Das kann wohl nicht geschehen”, erwiderte der Papst, „denn wer einen Ablass verlangt, muss denselben auch durch Wohltun verdienen.

Sage aber, wieviel Jahre verlangst du und was für einen Ablass soll ich dir gewähren?” Franziskus antwortete: „Eure Heiligkeit möge mir nicht Jahre geben, sondern Seelen.” „Wie willst du Seelen?” fragte der Papst. „Heiliger Vater” war die Antwort, „wenn es Euch gefällt, so will ich, dass alle, die in die Kirche kommen, gebeichtet haben, reumütig sind und wie es sich gebühret, vom Priester absolviert wurden, im Himmel und auf Erden befreit werden von Strafe und Schuld, und zwar vom Augenblick der Taufe an, bis auf den Tag und die Stunde, in welcher sie die Kirche betreten.” „Das ist viel”, sprach der Papst, „Bruder Franziskus, es ist nicht der Brauch oder Praxis der römischen Kurie, solche Ablässe zu erteilen.” „Herr”, erwiderte Franziskus, „was ich da erflehe, erflehe ich nicht aus mir selbst, sondern im Namen dessen, der mich gesandt hat, im Namen Jesu Christi.” „Es gefällt uns so”, sprach nun der Papst, „du sollst es haben.” Die anwesenden Kardinäle und Prälaten waren mit der Ablassgewährung nicht einverstanden. Sie machten dem Papst Vorhaltungen, dass er dadurch die dem Heiligen Lande und der Kirche der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom gewährten Ablässe schädige.

744px Santa Maria degli Angeli in Assisi
Die Kirche Santa Maria degli Angeli in Assisi, worin sich die Portiunkula-Kapelle befindet

Der Papst antwortete: „Wir haben ihn gewährt. Es schickt sich nicht, rückgängig zu machen, was geschehen ist; wir sollen aber den Ablass beschränken, dass er sich nur auf einen einzigen Tag ausdehne.“ Franziskus neigte also auf die Entscheidung des Papstes hin sein Haupt und entfernte sich. Der Papst rief ihn zurück und sprach zu ihm: „Einfältiger Mensch, wohin willst du gehen? Welche Sicherheit hast du für diesen Ablass?” Worauf Franziskus: „Wenn das Werk von Gott ist, wird er Sein Werk bekanntmachen. Ich will darum keine Urkunde. Die selige Jungfrau sei das Papier, Christus, der Vater und die Engel seien Zeugen.“

Die Gewährung dieses Ablasses wurde in der Folge von Papst Gregor XV. auf alle franziskanischen Kirchen ausgedehnt. Später dann von Pius X. auf alle Kirchen des Erdkreises. [3]

Werkzeug Mariens

Der heilige Maximilian Kolbe, Apostel der Immaculata, war Mitglied des franziskanischen Ordens und lebte ganz in der Spiritualität des heiligen Ordensgründer. Sein Leben hat er nach den franziskanischen Prinzipien verbracht. Die Liebe zur Armut und zu den Menschen. Ein Leben im Geist der Buße zur Bekehrung der Sünder und zum Trost für die armen Seelen im Fegefeuer. Immer wieder betonte er, wie wichtig es ist, sich der Gottesmutter zu unterwerfen und sich zu ihrem Werkzeug zu machen. Nutzen wir diesen Tag und schenken den Ablass der Gottesmutter. Legen wir es in Ihre Hände und machen uns zu Werkzeugen ihrer Liebe! Nicht nur, dass wir dadurch ein gutes Werk vollbringen, sondern wir nähren das Feuer der (Ganz-)Hingabe an die Gottesmutter in unseren Herzen. Wie sehr wird sie uns dieses vergelten!

Mahnung des heiligen Maximilian Kolbe

hl. Maximilian Kolbe, 1936

Der heilige Apostel der Immaculata richtete folgende Ermahnung an seine Mitbrüder: „Entledigen wir uns des alten Menschen und bemühen wir uns ein Werkzeug in der Hand der Immaculata zu sein, damit sie uns führt, damit sie die Herrin ist und wir nur die Rädchen in der Maschine. Ob wir krank oder gesund sind, diese oder jene Arbeit tun – das ist alles unwichtig. Diese Selbstvernichtung soll also unsere Vorbereitung sein, und dann werden wir die Pflicht, anderen zu helfen besser erfüllen können. Und wir werden uns vor dem göttlichen Gericht dafür verantworten müssen, was wir anderen zuteilwerden ließen, und ob es nicht zu wenig war, da wir hätten mehr tun können. Selbstverständlich müssen wir uns von der göttlichen Liebe leiten lassen, und je heiliger jemand ist, umso mehr lieben wir ihn. Und weil die Mutter Gottes vollkommen heilig ist, lieben wir sie am meisten.“ [4]

 

Quellen:

 

Bildernachweis:

  • Papal Basilica of Saint Mary of the Angels in Assisi, Italy, CC-BY-SA 4.0 by Fczarnowski via Wikemedia
  • Assisi San Damiano BW 4, Public Domain, by Berthold Werner via Wikimedia
  • Vision des Heiligen Franziskus in der Portiunkula, von Bartolomé Esteban Murillo (Museo del Prado), Public Domain via Wikimedia
  • Santa Maria degli Angeli in Assisi – Porziuncola, CC-BY-SA 3.0 by Ludmiła Pilecka, via Wikimedia
  • Assisi (Italien). Santa Maria degli Angeli: Portiuncolakapelle – Rückseite, CC-BY-SA 3.0 by Wolfgang Sauber via Wikimedia
  • Santa Maria degli Angeli in Assisi, CC-BY-SA 3.0 by Ludmiła Pilecka, retouched by Patrol110, Von.grzanka and last one by Lestat via Wikimedia
  • Maximilian Kolbe, Unknown author, Public domain via Wikimedia
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