Anna de Guigné (1911–1922) – eine Marienverehrerin starb vor 100 Jahren

Anna de Guigné (1911–1922) – eine Marienverehrerin starb vor 100 Jahren

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Anne de GuigneVor 100 Jahren, am 14. Januar 1922, starb das elfjährige Mädchen Anne de Guigné in Annecy-le Vieux in den französischen Alpen, der Heimat des hl. Franz von Sales.

Schon bald verbreitete sich der Ruf der Heiligkeit. Der Seligsprechungsprozess wurde 1955 eröffnet. 1990 wurde ihr der Titel „Ehrwürdige Dienerin Gottes“ zuerkannt.

Dieses im besten Sinne des Wortes früh vollendete Kind erhielt eine eucharistische und marianische Erziehung. In nicht wenigen Familien der Tradition wird das Leben der kleinen Anna gerne gelesen oder gehört: Der Freundeskreis Maria Goretti e. V. vertreibt eine Hörbuch-CD „Nichts ist schwer, wenn man GOTT lieb hat“.

Lebensbeschreibung

Die kleine Anna de Guigné war die Tochter des Grafen Jacques de Guigné. Anne hatte drei jüngere Geschwister. Am 29. Juli 1915  gab es ein schwerwiegendes, einschneidendes Ereignis: Ihr Vater fiel als Soldat im 1. Weltkrieg. Obwohl Anne erst vier Jahre alt war, suchte sie ihre Mama zu trösten und ihr zu helfen. War sie früher recht aufbrausend, eifersüchtig und ungehorsam, wurde das nun ganz anders.

Auffallend ist Annes Liebe zum Heiland und Seiner Mutter, und auffallend ist, dass sich ihre Liebe nicht nur in Worten äußerte, sondern auch in Taten. Es ist eine opferbereite Liebe. Einmal schrieb Anne auf ein Stückchen Papier die Worte: „Ich möchte Maria alle meine Opfer schenken, damit sie sie im Himmel an Jesus weitergibt.“

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Handschrift der kleinen Anna: “Ich möchte Maria alle meine Opfer schenken, damit sie sie im Himmel an Jesus weitergibt.”

Jemand fragte sie einmal, warum sie mit der heiligen Jungfrau weinen wolle. Als wäre es ganz selbstverständlich, gab sie zur Antwort: „Weil Jesus nicht genug geliebt wird.“ Damit er mehr geliebt würde, wurde Anna nicht müde, ein Ave-Maria nach dem anderen zu beten. Schon als sie noch ganz klein war, machte ihr das Rosenkranz-Beten große Freude. Eine besondere Freude waren für sie die ersten Samstage des Monats. Da bemühte sie sich noch mehr als sonst, der Muttergottes Freude zu bereiten.

Die erste hl. Kommunion durfte sie mit sechs Jahren empfangen, nachdem sie (übrigens mit überraschender Leichtigkeit) eine Prüfung abgelegt hatte. So hatte es der Bischof verlangt, weil sie nach damaligem Verständnis eigentlich noch zu jung für die hl. Kommunion war.

Vor diesem großen Tag war ihr eine einzige Sache wichtig: „ein reines Herz zu haben und ihre Tage mit kleinen Opfern zu füllen“. Ihr Papa würde nicht da sein, aber er würde ihr vom Himmel her beistehen. Endlich ist der große, so sehr erwartete Tag da. In der Nacht vor dem Fest der Verkündigung Mariä schlief Anna nicht viel und wandte sich oft an Jesus. Vom Aufstehen bis zur Messe sprach sie fast gar nicht. Mit gesenktem Blick betrat sie die Kapelle und verweilte dort völlig gesammelt, von ganzem Herzen in die Gebete vertieft, zusammen mit den anderen Kindern.

Die Inbrunst, mit der sie die heilige Hostie empfing, lässt sich nicht beschreiben, sagt ihre Mutter, aber ihr zartes Gesicht verriet ein völliges, absolutes Glück. Ihr Vorsatz bei der Erstkommunion: „Lieber Jesus, ich liebe Dich; um Dir zu gefallen, nehme ich mir vor, immer zu gehorchen.“

Zwei Wochen nach ihrer Erstkommunion, am 10. April 1917, einem Dienstag in der Osteroktav, empfing Anna die Firmung aus den Händen von Msgr. Henri-Louis Chapon, dem damaligen Bischof von Nizza.

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Handschriftliches Hingabe-Gebet der kleinen Anna an die heilige Jungfrau Maria

Ihr Sterben

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Familiengrab in Annecy-le Vieux mit der Tafel “hier ruht die ehrwürdige Anna de Guigne” (Klick für Vergrösserung).

Im Dezember 1921 erkrankte Anne an einer Hirnhautentzündung, die sie ans Bett fesselte. Ständig wiederholt sie: „Mein Gott, ich will alles, was Du willst“, und sie betete sogar noch für andere Kranke um Genesung. Am 14. Januar 1922 starb sie ergeben und wohl vorbereitet mit erst elf Jahren.  Ihre Erzieherin erzählt: „Am ersten Tag ihrer Krankheit verzog Anna ihr Gesicht vor Schmerz … Keine Klage kam indes von ihren Lippen.“

Annas Mutter: „Die Kopf- und Rückenschmerzen waren unerträglich … Nach einem sehr schmerzhaften Anfall, der der kleinen Kranken die Tränen ausgepresst hatte, tröstete ich sie: ,Mein Liebstes, du hast tapfer gelitten; du hast das Herz Jesu sehr getröstet und zur Bekehrung der Sünder beigetragen.‘ Darauf sagte sie: ,O Mama, wie bin ich glücklich. Ich will gerne noch mehr leiden!‘ Manchmal opferte sie sogar Stunde für Stunde ihre Leiden auf für jene, die sie darum gebeten hatten … Jeden Augenblick sagte sie: ‚Meine liebe Mama, ich liebe dich!‘, und warf mir einen Kuss zu … Sie legte ihre ganze Zärtlichkeit in diesen herzzerreißenden Abschiedsgruß … Das liebe Kind befürchtete ständig, nicht rein genug zu sein und nicht tapfer genug zu leiden … Aber schließlich verklärte ein sanftes Lächeln ihr Gesicht und sie sagte: ,Ich bin glücklich!‘“

Am Samstag, dem 14. Januar 1922, früh um 5 Uhr 25, verließ ihre Seele den Leib.

Ihre Erzieherin sagte über sie: „Anna hat uns einen Frieden hinterlassen, der alle meine Worte, die ich sagen könnte, übersteigt.“

Ein bedenkenswerter Ausspruch Annes: „Es gibt viele Freuden hier auf der Erde, aber sie sind nicht von Dauer. Jene eine aber, die bleibt, ist, ein Opfer gebracht zu haben.“

 

Quellen:

  • Text: fsspx.ch (leicht gekürzt)
  • Fotos: Anna, Handschrift-Stücke: annedeguigne.fr/de/
  • Foto des Grabes: aus Privatsammlung eines MI-Mitglieds

 

 

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