Aschermittwoch und die Fastenzeit

Aschermittwoch und die Fastenzeit

Kreuz-auf-Stirn-am-AschermittwochMit dem Aschermittwoch (dieses Jahr am 22. Februar) beginnt die Fastenzeit. Die Fastenzeit dauert vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag. Zum Zeichen der beginnenden Bußzeit wird am Aschermittwoch Asche geweiht und den Gläubigen auf das Haupt gestreut mit den Worten: „Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub wirst!“

Der Aschermittwoch ist gebotener Fast- und Abstinenztag. Fasten bedeutet nur eine Mahlzeit und zwei Stärkungen, Abstinenz bedeutet der Verzicht auf Fleisch-/Wurstwaren, so gilt jeder Freitag im Jahr als Abstinenztag, in Erinnerung daran, dass Jesus an einem Freitag gestorben ist.

Wie begehen wir die Fastenzeit?

Der Katholische Katechismus von Basel von 1947 antwortet darauf (Nr. 496):

Gebet-in-KircheWir begehen die Fastenzeit mit Buße, Opfern und mit besonders eifrigem Gebet. Die Fastenzeit soll eine stille und ernste Zeit der Besinnung sein. Kein guter Christ wird in dieser Zeit an lauten Vergnügungen teilnehmen. Wenn der Heiland leidet, sollen wir uns nicht vergnügen. Die Freitage der Fastenzeit sind Abstinenz- und Abbruchstage. Der Priester trägt – außer an Festen – das violette Messgewand. Die Orgel schweigt, die Blumen und der Schmuck der Kirche fehlen. Das Gloria fällt aus. Am Sonntag Laetare wird die Osterfreude zum Voraus verkündet. Der Priester darf ein rosafarbenes Messgewand tragen, und die Altäre sind geschmückt. Vom Passionssonntag an sind die Kreuze zum Zeichen der Trauer verhüllt. Erst am Karfreitag werden sie wieder enthüllt. Mit dem Passionssonntag beginnt die eigentliche Leidenszeit des Heilandes, mit dem Palmsonntag die Karwoche.

Natürliche Beweggründe

1. Selbstdisziplin

Für Buße, Verzicht und Abtötung sprechen nicht nur religiöse Argumente. In unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft ist der freiwillige Verzicht notwendig, um Herr zu bleiben über die eigenen Neigungen und Wünsche. In einer Umgebung, in der alle Wünsche leicht und schnell erfüllt und alle Begierden befriedigt werden können, ist es unmöglich, Herr zu bleiben über die Neigungen und Wünsche, wenn man nicht bewusst auf Wünsche verzichtet und Neigungen diszipliniert. Wer allen Neigungen folgt, wird bald Knecht seiner Neigungen sein und nicht mehr ihr Herr. Für die christlichen Denker aber steht fest: Freiheit bedeutet, Herr zu sein über seine Neigungen. So trägt Verzicht und Disziplin dazu bei, innerlich frei zu werden und Herr zu sein über sich selbst. Darum sprechen selbst nichtchristliche zeitgenössische Autoren vom „Glück der Selbstüberwindung.“[1]

fasten-gewicht2. Abnehmen

Für viele Menschen mit Übergewicht wäre auch die Fastenzeit eine gute Möglichkeit, um abzunehmen. Gemäß einer Statistik von destatis.de liegt im EU-Durchschnitt der Anteil der Übergewichtigen bei den Männern bei rund 60 % und bei den Frauen bei 46 %.

 

Fastenzeit als Zeit der Buße

Die Kirchenväter sahen in der Buße das Heilmittel für die Sünden. Wer sündigt, wird durch die Sünde verwundet. Durch die Buße werden diese Wunden geheilt.

Der hl. Johannes Chrysostomus († 407) vergleicht die Sünde mit einem Pfeil, der eine Wunde zugefügt hat: „Um gesund zu werden, ist es ja auch nicht genug, bloß den Pfeil herauszuziehen, wir müssen auch Heilmittel auf die Wunde legen. Hast du bisher in Fraß und Völlerei gelebt? Faste hinfort und trinke Wasser, damit du das Unheil, das du früher angerichtet, beseitigst.“ Und das gilt nicht nur vom Übermaß im Essen, das gilt in allen Bereichen: „Hast du fremdes Gut gestohlen? Gib in Zukunft auch von deinem Eigenen! Hast du lange in Unzucht gelebt? Enthalte dich an den festgesetzten Tagen selbst deiner eigenen Frau; übe dich in der Enthaltsamkeit! Hast du Leute, die an dir vorübergingen, beschimpft und geschlagen? Nun, so lobe in Zukunft diejenigen, die dich beschimpfen, und tu Gutes denen, die dich schlagen.“

Heute muss man hinzufügen: Hast du zu viel Zeit mit den neuesten Nachrichten verbracht? Dann verzichte einmal vier Wochen ganz auf elektronische Nachrichten. Hast du Zeit in den sozialen Medien vergeudet? Dann klinke dich für einige Zeit aus.

Kurz gesagt: Jede Sünde hat unsere schlechten Neigungen stärker gemacht. Durch Bußwerke werden die schlechten Neigungen zurückgedrängt, also geheilt.[2]

Aufruf zur Buße von der Mutter Gottes

Statue-ULF-von-LourdesSowohl im Alten als auch Neuen Testament finden wir vielerorts den Aufruf zur Buße. Als Marienverehrer wollen wir hier aber noch kurz daran erinnern, dass wir bei vielen Marienerscheinungen den Aufruf zum Gebet und zur Buße finden, hier nur eine Auswahl:

  • In Quito 1599: „Die Liebe meines heiligsten Sohnes und die meinige, die wir für diese Welt entgegenbringen, die unser Eigentum ist, verlangen von jetzt an Opfer und gute Werke, damit die Dauer der so schrecklichen Katastrophe abgekürzt werde.“
  • In La Salette 1846: Tut Buße! Kehrt um! Bekehrt euch! Betet, betet, so betet doch!“
  • In Lourdes forderte sie am 24. Februar 1858 auf: Buße! Buße! Buße! Bete für die Umkehr der Sünder.
  • In Fatima wurden die 3 Kinder am 13. Mai 1917 gefragt: „Wollt ihr euch Gott schenken, bereit, jedes Opfer zu bringen und jedes Leiden anzunehmen, das er euch schicken wird, als Sühne für die vielen Sünden, durch welche er beleidigt wird, und um die Bekehrung der Sünder zu erlangen?“ Später, am Dezember 1925, bat die allerseligste Jungfrau Maria die Seherin Lucia um die Einführung der Herz-Mariä-Sühnesamstage.

Viele Möglichkeiten für Bußwerke

Fasten: Wer vor hat zu fasten, soll immer auch zuerst auf seine Gesundheit und die Standespflichten achten (ohne diese als Ausrede zu gebrauchen). Es wäre unvernünftig, wenn ein Dachdecker aufgrund strengen Fastens unter Schwindel leidet und sich und seine Arbeitskollegen in Gefahr bringt. Allerdings wäre es für diesen wohl problemlos möglich auf das tägliche Feierabend-Bier zu verzichten. So gibt es gewiss für jeden Möglichkeiten: Verzicht auf den Zucker im Kaffee, Süßgetränke, Schokolade, Snacks zwischen den Mahlzeiten, etc. oder auch gezielt einfach nur eine halbe Portion zu essen. Wer aus gesundheitlicher Sicht unsicher ist, kann gewiss auch seinen Arzt um Rat fragen, wer Tipps aus geistiger Sicht braucht, kann sicherlich auch einen guten Priester um Rat fragen.

social-mediaWeitere Übungen der Abtötung und Selbstdisziplin im Geiste der Buße: kälter duschen, Verzicht auf unnötige Einkäufe, schlichtere Kleidung tragen, bessere Ordnung halten, am Morgen schneller aufstehen.

Geistiges Fasten: Beispielsweise den Medienkonsum zu reduzieren, um dafür sich Zeit zu nehmen für fromme Bücher und Betrachtungen über die Heilswahrheiten, über das bittere Leiden und Sterben des Erlösers oder das Beten des Kreuzwegs. Vor allem der Empfang der hl. Sakramente der Beichte und der heiligen Messe: das sind die wichtigsten Mittel, wodurch die Gläubigen dem Herrn die Huldigung des Gebetes darbringen können.

Werke-der-BarmherzigkeitAlmosen geben: Das Almosen umfasst alle Werke der Barmherzigkeit gegen den Nächsten (also generell dem Nächsten zu helfen). Die Kirchenlehrer haben es einstimmig als die notwendige Vervollständigung des Fastens und des Gebetes während der Fastenzeit empfohlen. „Das von Fasten und Almosen begleitete Gebet ist besser, als Schätze von Gold aufhäufen; denn das Almosen errettet vom Tode; es reinigt von Sünden und bewirkt, dass man Barmherzigkeit und das ewige Leben findet“ (Tob. 12, 8 u. 9). Hier erlauben wir uns darauf hinzuweisen, dass auch die Militia Immaculatae Almosen benötigt, damit wir die Kosten für unser Apostolat decken und dieses weiter ausbauen können (siehe Spenden).

Ein Mittel, um uns die Früchte der Fastenzeit zu sichern, ist der Geist der Zurückgezogenheit. Der Christ soll daher vorab in diesen Tagen die eitlen Vergnügungen und weltlichen Unterhaltungen meiden. So sagt der gelehrte und milde Papst Benedikt XIV. am 30. Mai 1741: „In der Beobachtung des Fastens liegt die Zucht unsrer Heerschar. Durch sie unterscheiden wir uns von den Feinden des Kreuzes Jesu Christi; durch sie wenden wir die Geißel des göttlichen Zornes von uns ab; durch sie, während des Tages von himmlischer Hilfe geschützt, stärken wir uns gegen den Fürsten der Finsternis (also Satan). Wenn diese heilige Übung nachlässt, so geschieht dies zum Nachteil der Verherrlichung Gottes, zur Schmach der katholischen Religion, zur Gefährdung der christlichen Seelen. Uns kann kein Zweifel darüber obwalten, dass diese Nachlässigkeit eine Quelle von Leiden und Unheil. in den öffentlichen Angelegenheiten der Völker und aller Art von Missgeschick für die einzelnen bedeutet.“

Die Macht der Gewohnheit

heiliges-fastenDie Buße soll nun nicht nur in einzelnen (seltenen) Akten bestehen. Sie soll vielmehr eine gewohnheitsmäßige Haltung der inneren Loslösung hervorrufen: Loslösung von den Gütern dieser Welt, von der Sinnlichkeit, vom Egoismus und Eigenwillen. Ohne innere Loslösung dieser Art wird niemand in den Himmel kommen. Hat er sie hier nicht erworben und seine Seele dennoch gerettet, so wird er sie im Fegefeuer auf viel schmerzvollere Weise erwerben müssen.[3]

Nehmen wir uns also in dieser Fastenzeit konkrete Vorsätze, wie wir diese Zeit als Zeit der Buße nutzen können. Haben wir diese Zeit gut genutzt, wird es uns auch leichter fallen, den einen oder anderen Vorsatz im Sinne der Buße auch nach der Fastenzeit weiterzuführen.

Bitten wir die Immaculata, sie möge uns die nötigen Gnaden für eine gute Fastenzeit schenken.

 

Quellen:

[1] Artikel von Pater Gerd Heumesser auf fsspx.ch, mit Verweis auf Bueb, Bernhard: Lob der Disziplin, S. 44
[2] Artikel von Pater Gerd Heumesser auf fsspx.ch
[3] Büchlein „Die Gebete des Engels von Fatima“, Pater Gérard Mura

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