Gedenktag ist der 23. Januar. Eine der ausgezeichnetsten Gnaden, die Gott der seligsten Jungfrau Maria verlieh, war ohne Zweifel jene, dass er sie für die ganze Zeit ihres Lebens die Jungfrauschaft erwählen ließ. Nach Lehre der Väter legte sie dazu ein
Gelübde ab und so fing, wie der heilige Augustinus sagt, von der heiligsten Jungfrau die Würde der Jungfrauschaft an. Sie war nach dem Ausdruck des heiligen Ambrosius, die erste aus ihrem Geschlechte, “welche die Fahne der heiligen Jungfrauschaft aufgesteckt hat.”
Wie konnte Maria wissen, dass die Jungfrauschaft dem Herrn gefällt? Dazu gab es im Alten Bund keinen Anhaltspunkt oder ein Gesetz. Maria hatte auch kein Beispiel vor sich, das sie hätte zu einem jungfräulichen Leben inspirieren können. Ohne Erbsünde empfangen, war Marias Willen immer dem des allmächtigen Gottes gleichförmig und so war es Gott selber in ihr, der sie die Jungfrauschaft erwählen ließ.
Viele Menschen folgten und folgen bis in die heutige Zeit Maria nach und leben „um Christi Willen“ freiwillig jungfräulich.

Maria machte also das Gelübde der Jungfräulichkeit, noch bevor sie wusste, für welch große Aufgabe sie auserwählt war bzw. wen sie einst empfangen würde. Es war bei den Israeliten nicht üblich, dass ein junges Mädchen unvermählt blieb und so wurde Maria mit dem heiligen Josef vermählt, der im Evangelium als gerechter Mann genannt wird. Die heilige Anna Katharina Emmerich beschreibt in ihren Visionen die Erwählung Josefs zu Marias Ehemann so (zusammengefasst):[1]
„Der Hohepriester betete vor einer Rolle sitzend und in einem Gesichte wurde seine Hand auf die Stelle des Propheten Jesaias gelegt, wo von der Wurzel Jesse, aus der ein Zweig aufblühen solle, geschrieben steht (Jes.11,1). Darauf sah ich alle unverheirateten Männer aus dem Stamme Davids im Lande zum Tempel gerufen werden. Viele erschienen in feierlichen Kleidern, und Maria wurde ihnen vorgestellt.“ … Als sich also die Männer in feierlichen Kleidern im Tempel versammelt hatten, überreichte der Hohepriester nun nach der inneren Unterweisung, einzelne Zweige, und befahl ihnen, jeder sollte seinen Zweig mit seinem Namen bezeichnen und während des Gebetes und Opfers in Händen halten. Da von keinem dieser Männer der Zweig erblühte, schlugen die Priester nochmals allerlei Rollen nach, ob nicht noch ein Nachkomme Davids da sei. „Und da sie sechs Brüder von Bethlehem angezeichnet fanden, von denen einer unbekannt und verschollen war, forschten sie diesem nach und entdeckten so den Aufenthalt Josefs“… Als dieser seinen Zweig im Tempel auf den Altar legte, „blühte oben eine weiße Blume wie eine Lilie heraus. Und ich sah ein Licht wie den Heiligen Geist über ihn kommen. Man führte Josef sodann zu Maria in ihre Kammer, und sie nahm ihn als ihren Gemahl an“. Anna Katharina Emmerich gibt als Vermählungsdatum auch den 23. Januar an.
Maria, ergeben in den Willen Gottes, nahm also Josef als ihren Bräutigam demütig an, denn sie wusste, dass bei Gott alles möglich sei. Er würde sie Josefs Ehefrau werden lassen, ohne dass sie ihr Gelübde der Jungfräulichkeit aufgeben müsste.
Nun war der Grundstein für die heilige Familie und das Herabkommen des Gottessohnes gelegt – die Ehe war geschlossen und Jesus würde nun auch vor dem Gesetz einen Vater haben. Ohne Vater hätte nämlich die Ahnenreihe des Messias gefehlt und Jesus hätte nicht als der verheißene Sohn Davids angesehen werden können.
Dadurch, dass Maria verheiratet war, war dem Teufel lange nicht bewusst, dass SIE die Auserwählte war, die Gottes Sohn gebären sollte. Der Teufel wusste, dass es eine Jungfrau sein musste – also kam in seinen Augen Maria für diese Aufgabe nicht in Frage. So wurde der Teufel praktisch von Maria hintergangen. Wie der heilige Bernard bemerkt, hätte Gott die Menschwerdung freilich auch auf eine andere Art machen können. In seiner Weisheit gefiel es ihm aber, dass der Mensch genauso versöhnt würde, wie er gefallen war. So wie der Teufel zuerst das Weib verführt und dann durch sie den Mann besiegt hatte, so sollte er auch zuerst von einem Weibe, die eine Jungfrau war, hintergangen und dann von dem Manne, nämlich von Christus, siegreich und offenkundig überwunden werden.
Durch ein Indult des Papstes Benedikt XIII. feierte man das Fest der Vermählung der allerseligsten Jungfrau Maria mit dem heiligen Josef seit dem Jahre 1725 in Rom, im Kirchenstaat und auch an anderen Orten am 23. Januar.
Reliquie des hl. Ringes

Interessant ist auch die Reliquie des Heiligen Ringes (Santo Anello), der als Verlobungsring von Maria und Josef im Dom von Perugia (Italien) verehrt wird. Diesem Ring wird Heiligkeit und Wundertätigkeit beigemessen. Bis heute ist die feierliche Enthüllung und Ausstellung des Rings in den letzten Julitagen bis zum 3. August eine viel besuchte Festlichkeit. Vor allem frisch Verlobte und Verheiratete bitten dabei um Segen.
Kirchengebet
Gott, Du wolltest die jungfräuliche Geburt Deines eingeborenen Sohnes durch die Vermählung seiner Mutter Maria mit dem gerechten Josef ehrbar erweisen, lass uns, wir bitten Dich, das Geheimnis einer so außerordentlichen Ehe auf Erden würdig verehren und der himmlischen Hochzeit teilhaftig werden. Amen.
Quellen:
[1] Anna Katharina Emmerich: Das arme Leben unseres Herrn Jesu Christi, Paul Pattloch Verlag, 8. Auflage 1983, S. 10-11
Außerdem: Leben und Taten der Heiligen — Eine Legenden-Sammlung für das christkatholische Volk von Michael Sintzel, Beichtvater des Mutterhauses der barmherzigen Schwestern zu München (Vierter Band 1841)
Neu überarbeitet und digitalisiert von www.heiligenlegenden.de (2009)
Bilderquellen:
- Katholische Pfarrkirche St. Martin, Unteressendorf, Gemeinde Hochdorf (Riß), Deckengemälde von Fidel Schabet, 1846: Vermählung Mariens, nach Raffael, public domain via Wikimedia
- The Ecstatic Virgin Anna Katharina Emmerich by Gabriel Max, pubic domain via Wikimedia
- The Marriage of the Virgin by Maria Anna Moser, public domain via Wikimedia
- Cattedrale di Perugia, Cappella di San Giuseppe, reliquiario del Santo Anello, CC-BY-SA 4.0 by Nicoletta de Matthaeis via Wikimedia
- The Marriage of the Virgin by Philippe de Champaigne, public domain via Wikimedia