Haben Sie Angst oder Sorgen aufgrund der Ereignisse in unserer Gesellschaft und in der Kirche? Maria und Joseph hatten auch große Sorgen. Nachstehend ein Text (Quelle siehe ganz unten), der uns Maria und Joseph als ein Beispiel des unerschütterlichen Gottvertrauens vor Augen stellt. Versuchen wir sie darin nachzuahmen: Tun wir, was in unserer Macht steht, und überlassen wir alles andere der göttlichen Vorsehung:
Während sich die großen Geheimnisse unserer Erlösung in der Einsamkeit von Nazareth vorbereiteten, hatte die allmächtige Vorsehung Gottes die Geschicke der Welt geleitet wie es vorausverkündet war in den Büchern der Propheten. Die Jahrwochen Daniels waren erfüllt, das Zepter war von Juda gewichen. Die Römer hatten Herodes zum König eingesetzt und Judäa zu Syrien geschlagen. Zum ersten Mal seit langer Zeit war der Tempel des Krieges in Rom wieder geschlossen zum Zeichen, dass die Welt in Frieden sei und nun sollte der große Fürst des Friedens Einzug halten in die Menschheit, es sollte der erscheinen, auf den die Völker harrten.
Vom Messias war aber vorausgesagt, dass er in Bethlehem, der Vaterstadt Davids, geboren werden sollte. Da nun die Zeit der Erfüllung herannahte, erstand wohl im Herzen der Gottesmutter, welche diese Weissagung kannte, die Frage: “Wie wird das geschehen?” Wohnten sie doch in Nazareth! Aber vertrauensvoll überließ sie sich auch jetzt der Führung der unendlichen Allmacht Gottes, dessen Weisheit in der Anwendung seiner Pläne niemals irrt. Er, der die Herzen der Könige lenkt wie Wasserbäche, bediente sich zur Verwirklichung seiner Absichten des weltgebietenden römischen Kaisers. “In jenen Tagen,” so erzählt das Evangelium, „erging ein Befehl des Kaisers Augustus, zu beschreiben den ganzen Erdkreis. Alle gingen, um sich aufschreiben zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Es zog auch Josef von Galiläa, aus der Stadt Nazareth hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem genannt wird, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er aufgeschrieben werde mit Maria, seiner Gemahlin, welche gebären sollte.” – Wie unendlich weise sind die Wege des Herrn! – Durch diesen Befehl wurde vor aller Welt die Abstammung des Erlösers aus dem königlichen Geschlechte David beglaubigt und der Heiland bei seinem Eintritt in die Welt als wahrer Mensch mitgezählt. Die ganze Menschheit wurde bei seiner Ankunft gezählt, um so gleichsam in Zahlen die Menge darzustellen, an deren Spitze der Erlöser treten, deren Sünden er tragen und deren Heil er werden sollte.
Drei Tagesreisen weit und beschwerlich war der Weg in rauher Winterszeit, den Maria und Josef geduldig und ergeben gingen. Wunderbare Erwägungen stiegen in ihrer Seele auf, je näher sie der Stadt Davids kamen. Auf den Gefilden, durch welche sie mühsam einherzogen, war einst eine Ahnfrau des Messias, die fromme Ruth, gewandert, hier hatte David seine Herden geweidet, von hier ward er zum Heerführer, zum König, berufen. Nun erschien sie, seine Tochter, der Zweig aus Jesses Stamm mit ihrer Himmelsblüte, aber arm und unbekannt. Als Fremdling klopft sie an die Türen in der Heimat und “es war kein Platz für sie in der Herberge”. Gott, der den Sinn des fernen Kaisers Augustus lenkte, um sie in dieser Stunde nach Bethlehem zu führen, er rührt auch nicht ein Herz in der ganzen Stadt, sie aufzunehmen. Erschöpft und müde irren Josef und Maria auf den Straßen, bis Dunkelheit eintritt. Ein ergreifendes Bild der Armut, der Demütigung, aber auch einer vollendeten Ergebenheit in Gottes Willen, die niemals irre wird an seiner Liebe, niemals erschüttert im rückhaltlosen Vertrauen.
Quelle: Text von Victor Kolb S. J. (Jesuitenpater 1856-1928) aus dem Buch „Das Leben Mariae“, Verlag Salvator Mundi