Die Immaculata führt einen Juden zu Christus – die Bekehrung des Harvard-Professors Roy Schoeman

Die Immaculata führt einen Juden zu Christus – die Bekehrung des Harvard-Professors Roy Schoeman

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Alphons Ratisbonne

Nachstehender Artikel ist aus unserer MI-Zeitschrift „Ritter“ Nr. 1/2023:

Vielen Lesern ist die berühmte Bekehrungsgeschichte von Alphons Ratisbonne bekannt, einem Juden, dem 1842, wenige Tage nachdem er eine Wundertätige Medaille angenommen hatte, in der Kirche Sant’ Andrea delle Fratte in Rom die Gottesmutter erschien. Ohne Worte erhielt Ratisbonne mit dieser kurzen Erscheinung eine tiefe Kenntnis des katholischen Glaubens und eine vollständige Umwandlung des Herzens, sodass er die Taufe begehrte und später sogar Priester wurde. Er setzte sein Leben in Jerusalem in den Dienst der Bekehrung der Juden zum katholischen Glauben. Der hl. Maximilian Kolbe betete während seines Studiums in Rom oft vor dem Gnadenaltar, wo diese Erscheinung stattgefunden hatte, und erhielt dort beim Gebet auch die Erkenntnis der Macht der Immaculata und ihrer Wundertätigen Medaille sowie die Eingabe eine marianische Bewegung zur Bekehrung der Seelen zu gründen.

So beeindruckend diese wunderbare Bekehrung ist, sie liegt nun doch schon bald 200 Jahre zurück! Aber heute? Wirkt die Immaculata auch heute noch solche Wunder der Bekehrung oder müssen wir uns mit jenen aus vergangenen Tagen zufriedengeben, um ihre Macht zu belegen?

Bildschirmfoto 2023 03 01 um 22.46.44Nein, die Immaculata ist heute weder weniger mächtig noch weniger gütig! Sie wirkt auch heute, und wenn sie nicht so viele Gnaden verteilen kann, wie sie es gerne würde, so liegt es einzig daran, dass sie heute von immer weniger Gläubigen darum gebeten wird. So erklärte sie es bereits der hl. Katharina Labouré.

Roy Schoemann – ein streng religiöser Jude mit einer geheimen Sehnsucht

1951 als Sohn von deutschen Juden in der Gegend von New York geboren, wuchs Roy Schoemann streng religiös auf und hatte von klein auf einen ausgeprägten Sinn für das Religiöse – für Gott. Kaum konnte er sprechen sagte er zum Ärger seiner Eltern öfter: „Ich möchte einen Christbaum.“ Später sinnierte er, es sei das Empfinden der Freude und Wärme von Weihnachten gewesen, insbesondere eine tiefe Sehnsucht nach dem Jesuskind, welche ihn so sprechen ließ.

Seine Jugendzeit war geprägt von einer eifrigen religiösen Atmosphäre, wobei er von den damals herausragendsten Rabbinern unterrichtet wurde. Seine reichen Talente, welche sich in der Schule zeigten, ließen ihn nicht vergessen, dass das Einzige, was zählt, Gott ist. Zutiefst überzeugt von der Richtigkeit der jüdischen Religion, beschreibt er sein damaliges Verhältnis zum Christentum so: „Ich wusste, so dachte ich zumindest, dass vor zweitausend Jahren ein besonders fehlgeleiteter und verblendeter Jude eine verwässerte, bastardisierte Version des Judentums geschaffen hatte – das Christentum –, das eine Art (entschuldigen Sie)‚ ‚idiotisches Stiefkind‘ des Judentums war, aber vielleicht gerade deshalb sehr populär wurde. Dennoch spürte ich innerlich die Gegenwart von Jesus und fühlte mich zu ihm hingezogen. Ich sah die entspannte Freude auf den Gesichtern der ‚fehlgeleiteten‘ Christen und war oft der Empfänger ihrer unkritischen Akzeptanz und Liebe. Ich konnte nicht anders, als das zu wollen, was sie zu haben schienen. Obwohl ich mich dem Christentum gegenüber verachtend und überlegen fühlte, konnte ich nicht umhin, mich zutiefst nach dem zu sehnen, was ich im Kern des Christentums spürte. Je tiefer dieser Widerspruch, je stärker die gleichzeitige Anziehungskraft in die entgegengesetzten Richtungen, desto erbitterter die Ablehnung, die ich allem Christlichen entgegenbrachte.“[1]

Eine paradoxe Situation, die seine weiteren Jahre prägten. Einem Rabbi folgte er nach Jerusalem und er gedachte sogar dort die jüdische Religion zu studieren, wurde dann aber abgestoßen durch die „Sterilität und Kälte, die ich in ihnen [den dortigen Juden] sah, die nicht von echter Vertrautheit mit Gott zeugte“. Dadurch enttäuscht begann er sein Studium an der Harvard Universität, wobei sein Leben innerlich immer leerer wurde. Aus mangelnder Kenntnis des Zusammenhangs von Religion und Moral ließ er sich, dem damaligen Hippie-Trend folgend, auf ein unmoralisches Leben ein, was ihn von Gott entfernte und seine Sehnsucht nach ihm für eine Weile erstickte. Geprägt durch die gottlosen Lehren der Universität „löste sich selbst dieser unbestimmte Glaube auf und wurde durch einen hedonistischen Agnostizismus ersetzt. In den nächsten fünfzehn Jahren lebte ich in einem Zustand enormer innerer Spannung.“

Seine Sehnsucht nach einem höheren Sinn im Leben bleibt bestehen und kann weder durch „romantische Beziehungen“ noch durch seine steile Karriere – mit 29 Jahren ist er bereits Harvard Professor – gestillt werden, im Gegenteil, mit dem Gefühl alles erreicht zu haben, wird die Leere größer denn je. Er versucht sie mit Sport zu füllen und gibt sich erst dem Klettern und später dem Skifahren hin, aber auch dies erweist sich nur als eine kurzfristig wirkende Symptombekämpfung.

Gott greift ein – „die Gnade meines Lebens“

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Roy Schoemann

In diesem Zustand der zunehmenden Verzweiflung griff Gott durch eine einmalige Gnade ein. Lassen wir Roy Schoemann selbst zu Wort kommen: „Eines frühen Morgens ging ich in einem Naturschutzgebiet auf Cape Cod spazieren, im niedrigen Kieferngestrüpp am Rande der Dünen, als ich, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, ‚in den Himmel fiel‘. Von einem Moment auf den anderen war ich mir sehr bewusst, dass ich mich in der Gegenwart Gottes befand. Es war, als ob ein Schleier gefallen wäre, und zum ersten Mal in meinem Leben sah ich, was unsichtbar immer um mich herum war. Ich war erstaunt, nicht nur über das, was ich sah, sondern auch über die Tatsache, dass ich es überhaupt nicht bemerken konnte. In einem Moment ging ich noch gedankenverloren spazieren, im nächsten befand ich mich in der Gegenwart Gottes und betrachtete mein Leben, als würde ich es nach dem Tod in seiner Gegenwart betrachten.

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Cape Cod, Massachusetts, USA

Ich sah alles, worüber ich mich freuen würde, und alles, was ich gerne anders gemacht hätte. Ich sah, dass alles, was ich je getan hatte, aufgezeichnet wurde, einen moralischen Gehalt hatte, der für alle Ewigkeit von Bedeutung war, und dass ich in alle Ewigkeit für jede richtige Entscheidung, die ich je getroffen hatte, dankbar sein würde. Ich erkannte, dass alles, was mir je widerfahren war, insbesondere die Dinge, die mir damals als die schlimmsten Katastrophen erschienen waren – die Dinge, die das meiste Leid verursacht hatten –, die vollkommensten Dinge waren, die von der Hand eines allwissenden, allliebenden Gottes für mich arrangiert worden waren. Ich erkannte, dass ich nach meinem Tod am meisten all die Zeit und Energie bedauern würde, die ich damit verschwendet hatte, mir Sorgen zu machen, nicht geliebt zu werden, wo ich doch jeden Augenblick meines Daseins von einem Ozean der Liebe gehalten wurde, der größer war, als ich es mir vorstellen konnte und der von diesem allliebenden Gott kam (auch wenn ich mir dessen nicht bewusst war), und jede Stunde, die ich damit verschwendet hatte, nichts von Wert in den Augen des Himmels zu tun. Und ich wusste von einem Moment zum anderen, dass der Sinn und Zweck meines Lebens darin bestand, diesen Gott, meinen Herrn und Meister, der sich mir offenbarte, anzubeten und ihm zu dienen. Ich betete auf der Stelle, um seinen Namen zu erfahren, damit ich wissen konnte, welcher Religion ich folgen sollte. Ich weiß noch, wie ich betete: ‚Lass mich deinen Namen wissen, damit ich dich richtig anbeten und dir dienen kann. Es macht mir nichts aus, wenn du Buddha bist und ich Buddhist werden muss; es macht mir nichts aus, wenn du Krishna bist und ich Hindu werden muss; es macht mir nichts aus, wenn du Apollo bist und ich ein römischer Heide werden muss; solange du nicht Christus bist und ich Christ werden muss!‘“ Er war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit für die Antwort und so ließ ihn Gott noch im Ungewissen. Aber diese übernatürliche Erfahrung veränderte sein Leben, es bekam endlich wieder einen Sinn: Gott zu suchen, ihm alleine zu dienen! Aber wo war er zu finden? Jeden Abend betete er vor dem Schlafen gehen um die Gnade, er möge sich ihm offenbaren. Tag für Tag, ein ganzes Jahr. Am Jahrestag dieser großen Gnade fügte er dieser Bitte noch ein Dankgebet hinzu. Und Gott griff ein weiteres Mal ein.

„Die schönste und reinste Frau, die ich jegesehen habe“

In jener Nacht, genau ein Jahr nach der ersten Erscheinung wurde er im Schlaf auf geheimnisvolle Weise geweckt, es war eine Art Vision, an die er sich am kommenden Morgen sehr genau und real erinnern konnte:

„Es schien, als würde ich durch eine sanfte Hand auf meiner Schulter geweckt und in ein Zimmer geführt, wo ich mit der schönsten jungen Frau, die ich mir vorstellen konnte, allein gelassen wurde. Allein in ihrer Gegenwart zu sein, in der Intensität und Reinheit der Liebe, die von ihr ausging, war ein Zustand der Ekstase, der größer war, als ich es mir vorstellen konnte. Ich wusste, ohne dass man es mir sagte, dass es die allerseligste Jungfrau Maria war. Sie sagte, sie würde mir alle Fragen beantworten, die ich ihr stellen wollte. Die Schönheit ihrer Stimme war mindestens so berauschend wie die Schönheit ihrer Erscheinung, aber am berauschendsten war die Liebe selbst, die von ihr ausging. Meine erste Reaktion war, dass ich mich ihr zu Füßen werfen und sie ehren wollte; ich erinnere mich, dass ich mir wünschte, ich könnte wenigstens das Ave Maria!“

Das Lieblingsgebet Mariens

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Der Gnadenaltar in der Kirche Sant’ Andrea delle Fratte in Rom

Schoemann wagte es nicht, direkt nach dem Ave Maria zu fragen, so fragte er Maria, welches denn ihr Lieblingsgebet sei. Sie antwortete mit einem kurzen Gebet auf Portugiesisch.

Er konnte es sich einprägen, am nächsten Morgen aufschreiben und später identifizieren. Es war folgendes, gut vertraute Gebet, welches auf Wunsch der Gottesmutter auch auf der Wundertätigen Medaille steht:

„O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen.“

Der Immaculata ist es offenbar sehr wohlgefällig, wenn wir sie mit ihrem Privileg der Unbefleckten Empfängnis anrufen und wenn wir zu ihr Zuflucht nehmen. Wie passend ist es, dass der hl. Maximilian Kolbe dieses Gebet mit der bekannten Ergänzung „und für jene, die ihre Zuflucht nicht zu dir nehmen, besonders für die Freimaurer und für alle dir Anempfohlenen“ als Stoßgebet der MI bestimmt hat. Er kannte eben das Herz der Immaculata sehr gut.

Maria hatte Schoemann zu ihrem Sohn geführt, seinen Hass in Liebe verwandelt und sein verbittertes Herz geheilt. Er hatte klar erkannt, dass es damals Christus war, der ihm am Strand erschienen war. Auch wurde ihm eine tiefe Erkenntnis der allerseligsten Jungfrau, verbunden mit einer kindlichen Liebe zu ihr geschenkt. Er erkannte, dass sie zwischen Gott und der Schöpfung steht, und uns alle Gnaden durch sie zukommen.

Nach wenigen Jahren, welche geprägt waren von der Orientierungssuche und dem Einstudieren des katholischen Glaubens empfing Roy Schoemann 1992 die heiligen Sakramente der Taufe und Firmung. Da er erkannte, dass er nicht zum Priester berufen war, entschloss er sich, den Rest seines Lebens als Laie in den Dienst Jesu und Mariens zu stellen. Er schrieb zwei Bücher, welche unter anderem von Kardinal Leo Burke gelobt wurden, und gibt über diverse Medien Zeugnis seiner Bekehrung.

Einmal mehr hat die Gottesmutter ihre große Kraft aufleuchten lassen! Sie kann in einem Augenblick ein Herz völlig umwandeln. Schoemann ist es bewusst, dass er diese großen Gnaden den Gebeten und Opfern anderer zu verdanken hat. Ja, die Immaculata würde so gerne mehr Wunder der Bekehrung wirken, wenn wir noch inständiger dafür beten und opfern würden!

Ehre der Immaculata!

Quelle:
[1]Schoeman, Roy. Honey from the Rock, 2007, Ignatius Press, San Francisco, Kindle-Version, Kapitel: Surprised by Grace: Roy Schoemann (auch alle anderen Ziate entstammen dieser Quelle)

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