
Wir wollen den Marienmonat Mai nutzen, um die vier marianischen Dogmen zu beleuchten und zu vertiefen. Jeder Katholik, und erst recht jeder Marienverehrer, sollte diese kennen und bei Bedarf auch erklären und verteidigen können. Wir werden jede Woche ein Dogma behandeln.
Wir sollten bereit sein, für die Verteidigung der Privilegien Mariens unser Leben hinzugeben:
„Ich bin fest von dieser Wahrheit überzeugt und bereit, wenn es notwendig wäre, mein Leben hinzugeben, für diesen so erhabenen und ganz einzigartigen Vorzug …“
(hl. Alfons Maria von Liguori, Hymnus an die Unbefleckte)
Das 1. marianische Dogma: Maria, die Gottesgebärerin
Der folgende Artikel stammt vom marianischen Apologeten und Buchautor Br. Marwil N. Llasos (Quelle: themarianblogger.wordpress.org)
Das Konzil von Ephesus über die Theotokos (im Jahr 431)

Die frühe Kirche sah sich mit der Häresie des Nestorianismus konfrontiert, benannt nach Nestorius, dem Patriarchen von Konstantinopel. Nestorius versuchte, die menschliche Natur Christi von seiner göttlichen Natur zu trennen. Der Häretiker predigte, dass Jesus Christus zwei getrennte und unterschiedliche Personen habe – eine göttliche und eine menschliche. Er behauptete, dass Maria nicht die eine Person Jesu Christi gebar, der zugleich Gott und Mensch war. Um diese christologische Krise zu lösen, kamen die Bischöfe der frühen Kirche 431 n. Chr. in der griechischen Stadt Ephesus zusammen.[1]
Das Konzil exkommunizierte Nestorius und formulierte die orthodoxe[2] Position zur wahren Identität Christi. Der Nestorianismus griff die korrekte Lehre von Christus durch Maria an, indem er ihre Verehrung als Gottesgebärerin (Theotokos) verbot. Die Kirche reagierte darauf, indem sie die Theotokos zum Dogma erhob, um den christlichen Glauben zu schützen, dass Jesus Christus nicht zwei Personen hat, sondern eine Person, die zwei Naturen besitzt, eine menschliche und eine göttliche, die in einer hypostatischen Vereinigung verbunden sind.[3]
Das Konzil von Ephesus verkündete: „Wer nicht bekennen will, dass der Emanuel ganz Gott ist, und dass deshalb die heilige Jungfrau die Mutter Gottes (Theotokos) ist, weil sie im Fleisch das fleischgewordene Wort Gottes getragen hat, wie geschrieben steht: „Das Wort ist Fleisch geworden“, der sei ausgeschlossen.“[4]
„Maria, die in den Evangelien ‚Mutter Jesu‘ genannt wird, wird von Elisabeth auf Geheiß des Heiligen Geistes und noch vor der Geburt ihres Sohnes als ‚die Mutter meines Herrn‘ gepriesen. Derjenige, den sie durch den Heiligen Geist als Mensch empfangen hat und der wirklich ihr Sohn nach dem Fleisch geworden ist, ist in der Tat kein anderer als der ewige Sohn des Vaters, die zweite Person der Heiligsten Dreifaltigkeit. Daher bekennt die Kirche, dass Maria wahrhaftig ‚Mutter Gottes‘ (Theotokos) ist.“[5]
Das Konzil hat die Jungfrau Maria ganz klar als Theotokos anerkannt, was wörtlich „Gottesgebärerin“ bedeutet, weil sie Jesus Christus, der wahrhaftig Gott und wahrhaftig Mensch ist, empfangen und geboren hat. Die lateinische Entsprechung ist Deipara, was mit „die Gottgebärende“ übersetzt wird. Andere Bezeichnungen sind der volkstümliche Titel Mater Dei (Mutter Gottes) und Dei Genetrix (wörtlich „diejenige, die Gott hervorbringt“). Obwohl Maria als Mutter Gottes anerkannt wird, bedeutet dies nicht, dass sie älter als Gott oder die Quelle oder der Ursprung der Göttlichkeit ihres Sohnes ist. Vielmehr wird der Titel so verstanden, dass sie in ihrem Schoß eine göttliche Person trug – Jesus Christus, der Gott in Fleisch und Blut ist.

Im Jahr 451 n. Chr. bestätigte das Konzil von Chalzedon[6] Marias Titel als Mutter Gottes und erklärte, dass dieser Titel der „Prüfstein der Orthodoxie” [7] sei, weil er die wahre und korrekte Identität Jesu Christi sicherstelle. Maria wird „Mutter Gottes“ genannt, also ist ihr Sohn Gott. Da Christus von einer Frau geboren wurde, ist er also auch ein Mensch. Aber es gibt nur eine Person, eine göttliche Person, Jesus Christus: „Nach den heiligen Vätern lehren und bekennen wir einmütig ein und denselben Sohn, unseren Herrn Jesus Christus: derselbe vollkommen in der Gottheit und vollkommen in der Menschheit, derselbe wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch, zusammengesetzt aus vernunftbegabter Seele und Leib; wesensgleich mit dem Vater, was seine Gottheit betrifft, und wesensgleich mit uns, was seine Menschheit betrifft; ‚uns gleich in allem, außer der Sünde‘. Er ist vor aller Zeit in seiner Gottheit vom Vater gezeugt und in diesen letzten Tagen für uns und zu unserem Heil in seiner Menschheit von der Jungfrau Maria, der Mutter Gottes, geboren worden.“[8] „Wir bekennen, dass ein und derselbe Christus, Herr und eingeborener Sohn, ohne Verwechslung, Veränderung, Trennung oder Scheidung anerkannt werden muss. Die Unterscheidung zwischen den beiden Naturen wurde durch ihre Vereinigung niemals aufgehoben, sondern der Charakter, der jeder der beiden Naturen eigen ist, wurde bewahrt, als sie in einer Person (prosopon) und einer Hypostase zusammenkamen.“[9] Andere Titel wie „Mutter des Herrn“, „Mutter Jesu“ und „Mutter Christi“ standen zur Verfügung und könnten korrekt und andächtig verwendet werden. Jeder dieser Titel könnte jedoch missverstanden werden, um zu suggerieren, dass unser Herr in irgendeiner Weise weniger als Gott ist. Pater Mateo behauptet, dass „einzig der Titel ‘Mutter Gottes’ keinen Zweifel am christlichen Glauben in seiner vollen Göttlichkeit lässt”[10].
Theotokos betont, dass Maria Gott – ein göttliches Wesen und kein menschliches Wesen – in ihrem Schoß hatte.[11]
[1] Philip Hughes, The Church in Crisis: A History of the General Councils, 325-1870 (Garden City, NY: Image Books, 1964) 51-74.
[2] rechtgläubige
[3] Mark P. Shea, “The Mother of the Son: The Case for Marian Devotion”, Crisis Vol. 22, Nr. 11, Dezember 2004, 18.
[4] Kanon 1, Konzil von Ephesus, Auszüge aus den Akten des Konzils von Ephesus, verfügbar unter http://www.newadvent.org/fathers/3810.htm, Stand: 14. August 2013.
[5] KKK 495
[6] Philip Hughes, The Church in Crisis: A History of the General Councils, 325-1870 (Garden City, NY: Image Books, 1964) 75-102
[7] Hier ist nicht die erst viel später entstandene orthodoxe Kirche gemeint, sondern die Rechtgläubigkeit.
[8] Konzil von Chalzedon (451): DS 301, zitiert in KKK 467.
[9] Ebd., DS 302, zitiert in KKK 467.
[10] Pater Mateo, Refuting the Attack on Mary (San Diego, CA: Catholic Answers, 1999) 4.
[11] Vgl. Kenneth J. Howell, Meeting Mary Our Mother in the Faith (San Diego, CA: Catholic Answers, 2003) 88.