Nachstehender Artikel ist aus der Ritter-Zeitschrift 2/2023:
Die folgenden Geschichten sind authentisch; die meisten wurden zu verschiedenen Zeiten in den Chroniken des Karmel veröffentlicht. Hier ist nur ein verschwindend geringer Teil der unzähligen Natur- und Gnadenwunder aufgezeichnet, die das Skapulier Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel seit jeher bewirkt hat.
Das Skapulier des Iren
Am Ende des letzten Jahrhunderts reiste Missionsbischof Polding in eine kaum besuchte Gegend im Inneren Australiens. Er erkrankte dort und wurde mit bewundernswerter Hingabe von einer Witwe gepflegt. Nachdem der Prälat wieder gesund geworden war, gab er der Witwe das Versprechen, er werde zu jeder Jahreszeit und von welchem Ort aus auch immer auf ihren Ruf hin zurückkehren, um ihr die letzten Sakramente zu spenden. Viele Jahre waren vergangen, als in einer Herbstnacht ein Brief eintrat, der den Bischof bat, sein Versprechen einzulösen, denn seine Wohltäterin läge im Sterben. Der Geistliche machte sich, ohne zu zögern, trotz der Strenge der Jahreszeit auf den Weg. Nachdem er viele Tage marschiert war, kam er erschöpft beim Haus der Witwe an. Zu seiner großen Überraschung fand er es leer vor. Während er überlegte, was er nun tun sollte, wurde seine Aufmerksamkeit durch das Geräusch einer Holzfälleraxt erregt. Er lenkte seine Schritte zu dem Ort, von dem das Geräusch kam, und stand plötzlich einem kräftigen Iren gegenüber, der Bäume fällte. Bischof Polding erfuhr von ihm, dass die alte Dame, obwohl sie dem Tod nahe war, aus Angst, er käme zu spät, sich entschlossen hatte, loszugehen und anderswo geistlichen Beistand zu suchen; doch der Ire konnte die Richtung nicht angeben, die sie eingeschlagen hatte. Der Bischof begriff, dass es nichts nützen würde, wenn er auf die Suche nach ihr ginge; er setzte sich auf einen Baumstumpf und richtete folgende Worte an den Holzfäller: „Nun, mein Guter, ich will dennoch nicht umsonst hierhergekommen sein. Knien Sie nieder, ich will Ihre Beichte hören.“ Der Ire begann sich zu entschuldigen, berief sich darauf, dass er unvorbereitet sei, dass seit seiner letzten Beichte eine lange Zeit vergangen sei, und führte tausend andere Gründe an; aber Bischof Polding schob alle Ausflüchte beiseite, und schließlich kniete der Holzfäller reuig und zerknirscht nieder, um seine Verfehlungen zu bekennen und die Absolution zu erhalten. Der Missionar nahm ihm das Versprechen ab, am kommenden Sonntag zur Kommunion zu gehen, dann verabschiedeten sie sich voneinander. Kaum hatte der Bischof einige Schritte zurückgelegt, da hörte er plötzlich ein dumpfes Geräusch, gefolgt von einem schwachen Stöhnen. Hastig lief er zurück und fand seinen Pönitenten tot, von einem fallenden Baum erschlagen. Will man nun wissen, worauf diese wunderbare Barmherzigkeit Gottes zurückzuführen war, dass er nämlich einen Bischof Hunderte von Kilometern von seiner Residenz weg über Wege reisen ließ, um für einen armen Sünder, der bald vom Tod überrascht werden sollte, die Pforten des Himmels zu öffnen? So lautet die Erklärung, dass dieser brave Mann wie jeder gute Ire das Skapulier der heiligen Jungfrau trug; diese ihrem Wort immer treue, gute Mutter hatte es nicht zugelassen, dass er starb, bevor er sich mit Gott versöhnt hatte.
Ein Schild härter als Stahl
Ein französischer Priester begab sich an einer Pilgerstätte zu Ehren der allerseligsten Jungfrau auf den Weg in die Kirche, um die heilige Messe zu lesen. Unterwegs bemerkte er, dass er vergessen hatte, sein Skapulier anzulegen. Obwohl er von seiner Unterkunft schon ziemlich weit entfernt war, zögerte er nicht und ging wieder zurück, um das Gewand Marias zu holen, ohne das er keine Messe zelebrieren wollte. Während er das heilige Opfer darbrachte, ging ein junger Mann zum Altar vor, erhob eine Pistole und schoss aus nächster Nähe auf den Priester. Dieser jedoch fuhr zur allgemeinen Verblüffung mit dem Sprechen der Gebete fort, als wäre nichts passiert. Man dachte zunächst, die Kugel hätte dank der Vorsehung ihr Ziel verfehlt. Doch dem war nicht so: Der Priester fand sie wie festgeklebt an seinem Skapulier vom Berge Karmel hängend, einem dünnen Stück gewebten Stoffes, das als Panzer für den Soldaten Jesu Christi gedient hatte.
Das gleiche Wunder haben mehrere Soldaten zu verschiedenen Zeiten erlebt: Die feindliche Kugel, die sie töten sollte, zerschellte an ihrem Skapulier.
Entzweigerissen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in Ashtabula in den Vereinigten Staaten ein Mann beim unvorsichtigen Überqueren der Gleise von einem Zug überfahren. Buchstäblich entzweigerissen, hätte er auf der Stelle sterben müssen. Doch zur allgemeinen Überraschung blieb er am Leben und bat um den Beistand eines Priesters. Dieser kam und nahm dem Verletzten die Beichte ab, der eine Dreiviertelstunde lang bei Bewusstsein geblieben war. Nachdem er die Krankensalbung empfangen hatte, starb der in extremis mit Gott versöhnte Sünder in Frieden. Auf seiner Brust fand man ein Skapulier vom Berge Karmel. Unsere Liebe Frau hatte ihr Versprechen gehalten.
Was die Dämonen nicht ertragen
Der ehrwürdige Franz von Yepes, ein Tertiar des Karmel, sah oft Dämonen, die danach trachteten, ihn in Versuchung zu führen. Eines Tages, als er gerade voll Ehrfurcht sein Skapulier küsste, bevor er es anlegte, trat Satan mit einer Goldkette in der Hand zu ihm und sprach: „Komm schon, trage doch lieber diese Goldkette und wirf diesen Gegenstand, der uns unerträglich ist und uns nur Qualen bereitet, weit fort. Und hör auf, so viele Leute zu überreden, dass sie es verehren und tragen.“ Eines Nachts, als er sein Skapulier hatte fallen lassen, um sich zu geißeln, sah er die Dämonen auf sich zukommen; während er sich hastig den Umhang Mariens wieder anlegte, riefen sie ihm wütend zu: „Zieh es aus, zieh dieses Gewand aus, das uns so viele Seelen verlieren lässt, denn sie entschlüpfen uns, wenn sie damit bekleidet auf fromme Weise sterben.“ Franz von Yepes zwang sie zu dem Eingeständnis, dass drei Dinge sie besonders quälten und ihnen unerträglich waren: der Name Jesu, der Name Mariens und das Skapulier vom Berge Karmel.
Unverwesliche Skapuliere
Der heilige Alphons-Maria von Liguori war 1787 mit dem Skapulier vom Berge Karmel gestorben. Als im Laufe seines Seligsprechungsprozesses sein Grab geöffnet wurde, stellte man fest, dass der Leib des heiligen Bischofs zu Staub zerfallen war, ebenso seine Bekleidung. Allein sein Skapulier war vollkommen unversehrt! Diese kostbare Reliquie ist heute im Sankt-Alphons-Kloster in Rom ausgestellt. Ein Jahrhundert später, bei der Prüfung der sterblichen Überreste des heiligen Johannes Bosco, wurde das gleiche Phänomen der wunderbaren Erhaltung des Skapuliers konstatiert.
Ein vor den Flammen gerettetes Haus
Ein deutscher Karmeliter berichtet die folgende Anekdote: Im Mai 1957 hatte in Westboden eine ganze Straße Feuer gefangen. Als die frommen Bewohner eines der betroffenen Häuser sahen, dass sie mitten in einem Großfeuer waren, hefteten sie ein Skapulier an die Eingangstür und flohen. Glühende Teilchen und Feuerfunken regneten fünf Stunden lang ununterbrochen auf die Wohnung nieder. Als das Feuer schließlich besiegt war, stellte man fest, dass zweiundzwanzig Häuser zu Schutt und Asche geworden waren. Einzig das Haus, an dessen Tür man das Skapulier befestigt hatte, war völlig unversehrt geblieben. Hunderte von Leuten, die dieses „durch Wunder gerettete“ Haus inmitten der Trümmer sahen, konnten sich mit eigenen Augen von der Macht der Fürsprache Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel überzeugen.
Katholisch dank dem Skapulier
Ein alter Mann wurde bewusstlos in ein katholisches Krankenhaus in New York eingeliefert. Da die Krankenschwester über seinem Hemd ein braunes Skapulier sah, rief sie einen Priester herbei. Während dieser die Sterbegebete sprach, öffnete der Kranke die Augen und murmelte: „Mein Vater, ich bin kein Katholik“ – „Warum tragen sie dann das Skapulier?“ – „Ich habe Freunden versprochen, dass ich es tragen und jeden Tag ein ‚Gegrüßt seist du Maria‘ sprechen werde.“ – „Sie liegen im Sterben; wollen Sie katholisch werden?“ „Ja, mein Vater. Ich habe mich mein ganzes Leben lang danach gesehnt.“ Der Priester bereitete ihn rasch vor, taufte ihn und spendete ihm die Sterbesakramente. Kurze Zeit danach verstarb der alte Mann sanft. Die selige Jungfrau Maria hatte diesen mit ihrem Gewand bekleideten Menschen in ihren Schutz genommen.
Das Skapulier, das zwei Menschenleben rettete
Der Soldat A. M. Weigl erzählt das Abenteuer, das er in Holland gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte, so:
„Mein Bataillon gehört zur Panzerbrigade ‘Irene’. Eines Abends kampierten wir während einer Offensive neben einem Bauernhof bei Nimwegen. In der Nähe des Hauses befand sich eine alte hölzerne Pumpe, die den Soldaten die seltene Gelegenheit bot, nach stundenlangem Kampf im Staub sich ein wenig zu erfrischen. Ich war nicht der Letzte, der davon Gebrauch machte. Ich zog meine Uniformjacke aus und hängte mein Skapulier an die Pumpe, während ich mich wusch. Eine Stunde später erhielten wir den Befehl zum Aufbruch, um einen drei Kilometer weiter gelegenen Schützengraben zu besetzen. Als wir dort angekommen waren, ließen wir uns auf dem Boden des Grabens nieder und machten Anstalten, uns unsere wohlverdiente Ruhe zu gönnen. Als ich meinen Hemdkragen aufknöpfte, merkte ich mit Entsetzen, dass ich mein Skapulier nicht mehr hatte. Es war ein Geschenk meiner Mutter, die mir dringend empfohlen hatte, es immer zu tragen. Ich hatte es während des ganzen Krieges angehabt, und gerade jetzt, wo wir uns der Höhle des Löwen näherten, verlor ich es!
Es war undenkbar, dass ich es holen ging, es war zu gefährlich. Ich versuchte also nicht mehr daran zu denken und streckte mich auf meinem improvisierten Bett aus. Aber solange ich mich auch hin- und her wälzte, ich konnte nicht einschlafen. Meine Kameraden schliefen um mich herum mit geballten Fäusten trotz der Geschosse, die von Zeit zu Zeit ganz in unserer Nähe einschlugen. Von dem unwiderstehlichen Wunsch gelenkt, mein Skapulier wiederzufinden, schwang ich mich schließlich doch aus dem Schützengraben.
Unter großen Schwierigkeiten versuchte ich, im tiefsten Dunkel den am Vorabend zurückgelegten Weg wiederzufinden. Mit der Hilfe Marias, meines guten Sterns, gelang es mir dann auch, und bald erkannte ich den Bauernhof wieder. Bei der Pumpe angekommen, tastete ich überall nach meinem kostbaren Skapulier herum. Aber nichts! Es war unauffindbar. In dem Augenblick, als ich mich gerade anschickte, ein Streichholz anzuzünden, hörte ich plötzlich eine heftige Explosion in einiger Entfernung. Was war passiert? War es ein Signal zu einem feindlichen Angriff? Ich rannte schnell zum Schützengraben zurück. Ich fand dort Pioniere vor, die fieberhaft in Bergen von Schutt und Stacheldraht herumwühlten. Genau an der Stelle, wo meine Kameraden geschlafen hatten, sah man nur noch einen riesigen, gähnenden Krater: Bevor der Feind diesen Schützengraben verließ, hatte er dort eine Zeitzünderbombe versteckt, die während meiner Abwesenheit explodiert war. Keiner der Schlafenden hatte überlebt; wenn ich nicht mein Skapulier holen gegangen wäre, läge auch ich unter den Trümmern begraben!
Am Morgen ging ich zur Versorgungseinheit und sah zu meiner großen Überraschung einen Kameraden aus meiner Abteilung auf mich zukommen. Auch er war verblüfft: ‚Ich dachte, du wärest im Schützengraben!‘ Ich antwortete: ‚Und du, wieso bist du nicht unter den Trümmern begraben?‘ Mein Gefährte erklärte: ‚Ich lag im Schützengraben und war gerade am Einschlafen, als ich dich plötzlich sehen wollte. Aber ich konnte dich nicht finden. Als ich beim Hauptmann vorbeikam, sah er, dass ich auf war, und bat mich, ihm eine Flasche Wasser aus dem Magazin zu holen. Während ich dorthin unterwegs war, ist die Bombe hochgegangen. Ich bin ihr wirklich gut entkommen!‘ – ‚Ich auch; aber warum wolltest du mich zu solch einer Stunde sehen?‘ – ‚Um dir das hier zurückzugeben!‘ Und hielt mir mein Skapulier entgegen, das er am Abend vorher von der Pumpe genommen hatte…“
Der Märtyrer des Skapuliers
Isidor Bakanja wurde gegen 1885 in Mbilankamba in Zaire (zu jener Zeit: Belgisch-Kongo) bei den Boangi, einer Gruppe aus dem großen Volk der Mongo, geboren. Sein Vater Yonzwa und seine Mutter Inyuka hatten zwei weitere Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Gegen 1905 ließ sich Isidor von einem öffentlichen Bauunternehmen in Mbakanda als Hilfsmaurer einstellen. Gleichzeitig nahm er bei den Trappistenpatres am Katechumenenunterricht teil, wurde am 6. Mai 1906 getauft und empfing am selben Tag das Skapulier vom Berge Karmel, das er von da an immer trug. Isidor wurde noch im gleichen Jahr gefirmt und empfing 1908 die Erstkommunion.
Der bei der Arbeit eifrige, ehrliche und gewissenhafte junge Mann war auch ein sehr engagierter Christ und wurde von vielen Leuten, die über seine Weisheit erstaunt waren, zu ihrem Katecheten gewählt. Er wusste sich eine so strenge Disziplin aufzuerlegen, dass sein Berufsleben durch seine religiösen Aktivitäten in keiner Weise beeinträchtigt wurde.
Isidor entschied sich dafür, seinem neuen Meister zu folgen, der ihn als unermüdlichen, ehrlichen und höflichen Arbeiter schätzte und der gerade nach Ikili versetzt worden war. Isidor wurde von der Abneigung bestimmter Direktoren der S.A.B. (Sociötö Anonyme Belge) an dieser Dienststelle gegen die Christen gewarnt.
Der Geschäftsführer der S.A.B., Van Cauter, ein fanatischer Feind des Katholizismus, wollte weder den religiösen Einfluss Bakanjas auf die anderen Arbeiter des Unternehmens noch die äußeren Zeichen seines christlichen Lebens dulden, nämlich das Skapulier, das dieser sichtbar um den Hals trug. Sein Hass war umso stärker, als Isidor respektvoll, tadellos, überaus mutig und in seinen religiösen Überzeugungen völlig gefestigt war.
Van Cauter forderte Isidor, der ihn bei Tisch bediente, im Februar 1909 zum ersten Mal grob auf, sein Skapulier abzulegen. Der junge Mann antwortete ruhig: „Herr, du verlangst, dass ich das Gewand der heiligen Jungfrau ablege. Ich werde es nicht tun. Als Christ habe ich das Recht, mein Skapulier zu tragen.“ Am folgenden Tag befahl Van Cauter seinen Angestellten, Bakanja 25 Schläge mit einer ledernen Riemenpeitsche zu verabreichen. Dieser ertrug die Folter mit einer engelhaften Geduld.
Isidor führte sein gewohntes Leben als Arbeiter, Christ und Katechet weiter; Van Cauter jedoch wollte seinen Einfluss nicht länger hinnehmen. Er befahl Isidor nachdrücklich, „den Müll, den du bei den Patres gelernt hast“, nicht mehr zu verbreiten, und fügte hinzu: „Ich will keine Christen mehr hier, verstanden?“ Er riss dem jungen Mann das Skapulier, das er trug, vom Leibe und warf es seinem Hund hin. Dann ging er selbst die mit zwei Nägeln besteckte Peitsche aus Elefantenhaut holen und ließ Isidor bis aufs Blut auspeitschen. Die mit diesem Geschäft beauftragten Angestellten wollten zunächst nicht gehorchen, aber schließlich taten sie es unter der Androhung der gleichen Strafe doch, während Van Cauter den Märtyrer mit Fußtritten traktierte. Die Zeugen beim Seligsprechungsprozess 1913 sprachen von mindestens zweihundert Schlägen. Nach dieser Folter musste Isidor bewusstlos ins Gefängnis gebracht werden. Van Cauter befestigte zwei mit einem Vorhängerschloss gesicherte und mit einem riesigen Gewicht beschwerte Metallringe an seinen Füßen. Der Verletzte blieb vier Tage lang an diesem Ort, ohne Pflege und ohne Nahrung.
In diesem Moment gelangte die Nachricht von der Ankunft eines Inspektors der Gesellschaft auf dem Kongo-Fluss nach Ikili. Von Panik ergriffen, wollte Van Cauter Isidor nach Isako bringen lassen, um ihn dort zu verstecken, doch dieser ließ sich am Rande des Sumpfes, nahe bei dem Weg, der zur Anlegestelle führte, fallen. Dort wurde er von Inspektor Dörpinghaus gefunden; dieser bestätigte später selbst, dass der Körper Isidors eine einzige, von Fliegen übersäte schwärende Wunde war. Dieser redliche und humane Mann ließ ihn auf einem Boot nach Busira bringen, um ihn dort von einem Vetter pflegen zu lassen, doch es war zu spät, die Infektion konnte nicht mehr eingedämmt werden. Die daraufhin angeordnete Untersuchung ergab, dass der Fall Bakanjas bei Weitem nicht der einzige war: Es war eine regelrechte Verfolgung seitens der Führungskräfte der S.A.B. gegen die katholischen Missionen in Gang. Die Parole lautete: Mit allen Mitteln verhindern, dass die afrikanischen Beschäftigten ein Skapulier oder einen Rosenkranz bei sich tragen. Van Cauter wurde schließlich am Ende eines Prozesses, der die völlige Unschuld des Märtyrers ergab, zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Bakanja aber hatte sich von seinen Verletzungen nicht erholen können. Ende Juli 1909 spendete ihm ein Trappistenpater die Sterbesakramente. Isidor konnte noch der Vergebung, die er seinem Mörder hochherzig gewährte, Ausdruck verleihen und versichern, dass er im Himmel für ihn beten werde. Am 15. August 1909, dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, verschied Isidor Bakanja friedlich, physisch erschöpft durch sechs Monate unerträglicher Schmerzen.
Alle Zeugen stimmen darin überein, dass Van Cauter aus Hass gegen Christen, und weil Isidor ein Christ war, ihn zu Tode hatte peitschen lassen. Und gerade das von Isidor zum Zeichen seiner Marienverehrung ostentativ getragene Skapulier hatte diesen brutalen Menschen zu dem Entschluss gereizt, den mutigen Katecheten zum Schweigen zu bringen.
Isidor Bakanja wurde von Papst Johannes-Paul. II. im April 1994 seliggesprochen.