Eine treffende Widerlegung von Mater populi fidelis

Eine treffende Widerlegung von Mater populi fidelis

Titelbild Widerlegung Mater populi fidelisDer folgende Text wurde von einem amerikanischen Priester geschrieben, der der Priesterbruderschaft St. Pius X. angehört. Seine genaue Widerlegung der lehrmäßigen Note ist zum besseren Verständnis der Gläubigen geschrieben worden. Wir sind froh, diesen Text abdrucken zu dürfen zur Ehre der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria und zum Wohl unserer Leser.

 

Ich bin um Rat gebeten worden wegen des aktuellen Lehrschreibens des Vatikans mit der Botschaft, dass die Katholiken nicht länger die Titel „Miterlöserin“ und „Mittlerin aller Gnaden“ mit Bezug auf Unsere Liebe Frau verwenden sollen.


Meiner Ansicht nach ist dieses Dokument sehr schlecht, sogar teuflisch. Es erscheint mir schlimmer als die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in Fiducia supplicans, da Mater populi fidelis einen Angriff auf die Lehre darstellt. Und Angriffe auf die Lehre sind grundsätzlich schlimmer als Angriffe auf die Moral.

Wenn die Muttergottes nicht Miterlöserin ist, dann ergibt die Lehre von ihrer Himmelfahrt keinen Sinn. Dann zertritt die Muttergottes der Schlange nicht den Kopf und wir müssen sie auch nicht in einem Akt der hyperdulia (Hyperdulie, auf Deutsch „Hochdienst“) verehren. Überdies wäre auch die Ganzhingabe an Maria unlogisch, weil die Lehre des hl. Ludwig Grignion von Montfort, auf der die Ganzhingabe beruht, dann gefährlich ist und als Irrtum betrachtet werden muss.

Das wären die Implikationen von Mater populi fidelis. Der Text vermeidet tunlichst die offene und einfache Häresie, aber er ist giftdurchtränkt, denn er sät Zweifel an den traditionellen marianischen Lehren. Wenden wir uns nun dem Textdokument Mater populi fidelis selbst zu, um die schwerwiegenden Probleme, die es aufwirft, zu klären: zuerst das Problem seines Geistes, dann das Problem seiner Anwendung.

Der Geist des Textes

Eine protestantische Sicht

Bildschirmfoto 2025 11 30 um 22.11.23Das Dokument stellt eine protestantische Sicht auf das Verhältnis zwischen unserem Herrn Jesus Christus und der Muttergottes dar. Aus dieser Sicht besteht eine Konkurrenz zwischen unserem Herrn und der Muttergottes: 
„Was der Muttergottes gegeben wird, wird dadurch Ihm entzogen. Wenn die Muttergottes eine Rolle in unserer Erlösung spielt, dann wird diese dem Erlösungswerk Christi hinzugefügt. Deshalb müssen wir aufpassen, dass wir durch die Verehrung der Muttergottes es nicht an Ehrerbietung für unseren Herrn mangeln lassen. Ebensowenig dürfen wir ihr eine Rolle an der Seite unseres Herrn bei unserer Erlösung geben.“

Der katholische Geist entspricht der entgegengesetzten Perspektive. Wir glauben, dass alle Gnaden, die uns durch die Muttergottes zuteil werden, zur Ehre unseres Herrn Jesus Christus beitragen. Der Grund dafür ist, dass die Gottesmutter das höchste Geschöpf unseres Herrn ist, wodurch seine Erhabenheit deutlich an ihr sichtbar wird und wodurch sie uns Ihm immer näher bringt.  Der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort drückt es so aus, „…dass Maria bisher ungekannt war, ist einer der Gründe, warum Jesus Christus nicht so gekannt wird, wie er es sein soll.“ (Das Goldene Buch, Abs. 13).

Darüber hinaus müssen wir festhalten, dass unser Herr und die Gottesmutter in jeglicher Hinsicht zusammenwirken, und niemals getrennt wirken. Unsere Liebe Frau wurde von unserem Herrn auserwählt, um beim Erlösungswerk mitzuwirken, und nicht, um mit Ihm um die Ehre zu wetteifern. Genau so, wie es einem Koch nichts von seinem Ruhm nimmt, dass er sich eines Gehilfen bedient, weil der Gehilfe alles von seinem Meister gelernt hat, verhält es sich mit der Tatsache, dass sich unser Herr der allerseligsten Jungfrau bedient, damit sie bei seinem Werk der Erlösung der Menschheit mitwirke. Und da sie nun einmal sein größtes Geschöpf ist, beraubt Ihn dies in nichts seiner Ehre.

Lassen sie uns diejenigen Passagen aus Mater populi fidelis betrachten, in denen befürchtet wird, durch die Titel „Miterlöserin“ und „Mittlerin aller Gnaden“ könnte der Wert des Erlösungswerks Christi geschmälert werden:

„Weder die Kirche noch Maria können das bereits vollkommene und keiner weiteren Ergänzung bedürfende Erlösungswerk des menschgewordenen Gottessohnes ersetzen oder vervollkommnen.“ (Nr. 21)

„Es ist daher unvermeidlich, dass es (das Wort ,Vermittlung’) auf Maria in einem untergeordneten Sinn angewandt wird und in keiner Weise beabsichtigt, der einzigartigen Mittlerschaft Jesu Christi, zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch, etwas an Wirksamkeit oder Vermögen hinzuzufügen.“ (Nr. 25)

„Maria ersetzt den Herrn nicht in etwas, das Er nicht tut (sie nimmt nichts weg und fügt nichts hinzu). Wenn sie bei der Mitteilung der Gnade nichts zur Heilsmittlerschaft Christi hinzufügt, darf man Maria nicht als primäres Werkzeug dieser Gabe betrachten.“ (Nr. 65c)

Mithin betrachtet dieses Lehrschreiben die Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden von einem protestantischen Standpunkt aus und sagt, dass wir diese Titel nicht mehr verwenden sollen. 

Eine jansenistische Sicht

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Hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort

Im Laufe seines Lebens war der hl. Ludwig Grignion von Montfort mehrfach den Angriffen der Jansenisten ausgesetzt. Sie verhielten sich wie Protestanten innerhalb der Kirche, in dem Sinne, dass sie Sorge hatten, der Muttergottes zu viel Ehre zu erweisen, insofern dadurch unserem Herrn etwas von der Ihm zustehenden Ehre abgeschnitten würde.

Der hl. Ludwig Maria sprach von ihnen als „überängstlichen Verehrern“. Hier sind seine eigenen Worte:

„(Diese Verehrer sagen)  ,zu Jesus Christus müssen wir unsere Zuflucht nehmen, er ist unser einziger Mittler. Jesus Christus muss man predigen, das ist das Wahre!’ Was sie sagen, ist in gewissem Sinne wahr, aber weil sie es verdrehen, um dadurch die Andacht zu Maria zu verhindern, so ist es sehr gefährlich und eine feine Schlinge des Bösen unter dem Vorwande eines größeren Gutes. Denn niemals ehrt man Jesus Christus mehr, als wenn man seine heiligste Mutter ehrt; da man sie ja nur deshalb ehrt, um Jesus Christus umso vollkommener zu ehren, denn man geht zu ihr nur als zu dem Wege, auf dem man zum beabsichtigten Ziele gelangt, nämlich zu Jesus selbst.“ (Das Goldene Buch,  Abs. 94)

Das Dokument Mater populi fidelis schürt dieselben Zweifel wie die Jansenisten, weil der Verfasser glaubt, dass man mit den Titeln „Miterlöserin“ und „Mittlerin aller Gnaden“, wenn man sie auf Unsere Liebe Frau anwendet, die Aufmerksamkeit von der einzigen Erlösung durch unseren Herrn abziehen würde.

Miterlöserin

„Dieser Titel birgt die Gefahr in sich, die einzigartige Heilsvermittlung Christi zu verschleiern und kann daher zu Verwirrung und einem Ungleichgewicht in der Harmonie der christlichen Glaubenswahrheiten führen, denn ,in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen’ (Apg 4, 12). Wenn eine Begrifflichkeit jedoch viele und ständige Erklärungen erfordert, um einem abweichenden und irrigen Verständnis entgegenzuwirken, leistet er dem Glauben des Volkes Gottes keinen Dienst und wird unpassend. In diesem Fall ist es nicht hilfreich, Maria als erste und größte Mitarbeiterin am Werk der Erlösung und der Gnade hervorzuheben, denn die Gefahr, die ausschließliche Stellung Jesu Christi, des zu unserem Heil Mensch gewordenen Sohnes Gottes, der als einziger fähig ist, dem Vater ein Opfer von unendlichem Wert darzubringen, zu verdunkeln, wäre keine wahre Ehre für die Mutter.“  (Nr. 22)

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„Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, dass durch den heilsamen ,Einfluss der seligen Jungfrau auf die Menschen […] die unmittelbare Vereinigung der Glaubenden mit Christus […] in keiner Weise gehindert, sondern vielmehr gefördert’ wird. Aus diesem Grund sollte jede Beschreibung, die in neuplatonischer Weise eine Art etappenweises Ausgießen der Gnade suggeriert, vermieden werden, so als ob die Gnade Gottes durch verschiedene Vermittler – wie Maria – herabsteigt, während ihre eigentliche Quelle (Gott) von unserem Herzen getrennt bleibt. Solche Interpretationen beeinträchtigen das richtige Verständnis der innigen, direkten, unmittelbaren und die Gnade bewirkenden Begegnung zwischen dem Herrn und den Herzen der Gläubigen. (…) Maria wird nicht dadurch geehrt, dass man ihr irgendeine Vermittlung bei der Verwirklichung dieses ausschließlich göttlichen Werkes zuschreibt.” (Nr. 55)


Es ist wichtig, hier eine gewisse Heuchelei des Verfassers, Kardinal Victor Fernandez, hervorzuheben. Er empfindet nagende Beunruhigung darüber, dass die Titel „Miterlöserin“ und „Mittlerin aller Gnaden“ bei den Gläubigen Verwirrung stiften und ihrer Vereinigung mit Gott im Wege stehen könnten, als ob diese Titel die Gläubigen in den Irrtum führen könnten, obwohl es leicht ist, sie in ihrem richtigen Sinne zu verstehen.

Es beunruhigt ihn allerdings weit weniger, dass seine Erlaubnis in Fiducia supplicans, homosexuelle Paare zu segnen, ihnen eine irreführende Botschaft vermittelt oder sie gar in den Irrtum führen könnte!

Wir können uns fragen, welches pastoralen Geistes solche Prälaten sind, wenn sie einerseits wegen übertriebener Marienverehrung beunruhigt sind, andererseits aber eine Sünde wider die Natur segnen. Es sind Männer, die so große Sorge um das Seelenheil haben, dass sie das Gute verwerfen und das Schlechte genehmigen. Sie sind die eigentlichen falschen Propheten, die die Seelen verwirren!


Zusammengefasst: Unsere Liebe Frau ist kein Hindernis für die Vereinigung mit unserem Herrn. Im Gegenteil ist sie das allerbeste Mittel, um uns mit unserem Herrn Jesus Christus zu vereinigen. Gott hat sie als das vortrefflichste Mittel geschaffen, indem Er sie unserem Herrn als Hilfe zu seinem Erlösungswerk beigesellt hat. Wenn unser Herz angesichts unserer Lieben Frau erkaltet und wir die Aufgaben, die Gott ihr übertragen hat, leugnen, dann entfernen wir uns von ihrem göttlichen Sohn!

 

Eine gefährliche Lehre

Das Hauptproblem

Die Gefährlichkeit der Lehre von Mater populi fidelis und die übertriebene Vorsicht bezüglich der Ehrenbezeugungen gegenüber der Muttergottes offenbaren sich in Folgendem: das Lehrschreiben setzt die Muttergottes mit uns auf einen Rang. Auch wenn sie innerhalb dieses Ranges eine besonders hohe Stellung einnimmt, wird ihr doch ihr besonderer Rang in der Ordnung der Übernatur aberkannt.

Erinnern wir uns daran, dass die Katholiken den Heiligen gegenüber eine Form der Verehrung kennen, die dulia genannt wird. Es handelt sich um eine Ehre, die den Dienern Gottes erwiesen wird, wohingegen wir der Muttergottes eine Ehrenbezeugung schuldig sind, die die Bezeichnung hyperdulia trägt. Diese Ehre gehört einer anderen und höheren Rangordnung an als diejenige, die den übrigen Heiligen erwiesen wird.

Der Grund für diese Unterscheidung ist, dass Unsere Liebe Frau einzig dazu geschaffen worden ist, unserer Erlösung zu dienen, im Gegensatz zu den anderen Heiligen. Gott hat die allerseligste Jungfrau darum gebeten, unserem Herrn in seinem eigenen Erlösungswerk zu Diensten zu sein. Er hat sie mit der Macht dazu ausgestattet; sie hat diesem Gnadenerweis zugestimmt, weshalb sie in wahrhaftiger Weise eine Mit-Erlöserin ist.

Nichts Zusätzliches ist in die Ordnung des Erlösungswerks eingefügt worden – wir Menschen stehen weit darunter.

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hl. Papst Pius X.

Wenn wir die Worte des heiligen Papstes Pius X. in seiner Enyklika Ad Diem illum betrachten, sehen wir darin die Erklärung, warum die Muttergottes sowohl Miterlöserin als auch Mittlerin aller Gnaden ist:

„Es braucht nicht mehr eigens betont zu werden, dass wir nie und nimmer der Gottesmutter die Kraft der übernatürlichen Gnadenbewirkung zuschreiben; diese gehört Gott allein an. Weil aber Maria alle an Heiligkeit und inniger Vereinigung mit Christus übertrifft und von Ihm selbst zur Vollführung des Erlösungswerkes herangezogen wurde, in der Absicht, dass sie schicklicherweise (de congruo) für uns verdiene, was er von Rechts wegen (de condigno) verdient hat, so ist und bleibt sie die vornehmste Mitwirkerin bei der Gnadenverteilung.“ ( Abs. 14)

Der heilige Pius X. sagt, dass die Gottesmutter alle Gnaden zu unserer Erlösung verdient hat, ebenso wie es unser Herr getan hat, aber sie hat sie in einer anderen Weise verdient. Jesus Christus hat sie von Rechts wegen (de condigno) verdient, was Maria ihrerseits nicht konnte, da sie nicht Gott selbst ist. Sie hat die Gnaden schicklicherweise (de congruo) verdient: Gott hat ihr dieses Verdienst als angemessene Genugtuung für ihre Handlung verliehen. Weil sie die Gnaden verdient hat, besitzt sie das gleiche Recht, diese zu verteilen.

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Papst Benedict XV.

Papst Benedikt XV. hat folgende Worte gefunden:

„Mit ihrem leidenden und sterbenden Sohn hat Maria das Leiden und fast den Tod erduldet. Sie hat ihr Recht als Mutter über ihren Sohn aufgegeben, um der Menschheit das Heil zu verschaffen und die göttliche Gerechtigkeit zu besänftigen. Sie opferte ihren Sohn, soweit es ihr möglich war, so dass sie wirklich behaupten konnte, dass sie zusammen mit Christus das Menschengeschlecht erlöst hat.“ (Breve Inter sodalicia)

Zu sagen, sie habe „zusammen mit Christus des Menschengeschlecht erlöst“, bedeutet, dass sie in der Erlösungsordnung als Miterlöserin fungiert. 

Wer jedoch Mater populi fidelis liest, gewinnt den Eindruck, dass die Muttergottes weder einen Platz in der Ordnung unserer Erlösung noch unseres Heils innehat, sondern dass sie sich sogar in Hinblick darauf auf demselben Niveau wie wir Menschen befindet, innerhalb dessen allerdings etwas erhöht.

Das Dokument verfährt in drei Schritten:

  1. Zunächst wird auf Unsere Liebe Frau ausschließlich als “Mutter” Bezug genommen, nie als „Königin“, „Miterlöserin“ oder „Mittlerin aller Gnaden“; im Gegenteil wird uns mitgeteilt, dass wir diese Titel der Muttergottes nicht verwenden sollen.
  2. Die Muttergottes wird sodann regelmäßig mit den anderen Gläubigen verglichen.
  3. Ihr wird nirgendwo eine universelle Rolle zugeschrieben.

Dies wird klar und deutlich in dem der Muttergottes als „erster Jüngerin“ gewidmeten Abschnitt (Nr. 73–75), worin Papst Franziskus zitiert wird mit der Aussage, dass Maria „nie etwas von ihrem Sohn für sich selbst [hat] beanspruchen wollen. Sie hat sich nie als Mit-Erlöserin präsentiert. Nein, Jüngerin.“

Der offensichtliche Zweck dieses der Muttergottes fremden Titels ist es, sie in der Erlösungsordnung auf dieselbe Stufe mit uns zu stellen. Die Muttergottes findet sich nicht bei unserem Herrn, sondern bei uns, den Jüngern unseres Herrn.

In der Einleitung des Dokuments heißt es, sein Zweck sei, „in einer Vertiefung der angemessenen Grundlagen der Marienverehrung den Platz Marias in ihrer Beziehung zu den Gläubigen“ zu verdeutlichen. Nach der Lektüre des Textes kennt man diesen Platz: Sie ist eine Jüngerin auf derselben Stufe wie wir, und keine Miterlöserin und Mittlerin an der Seite unseres Herrn Jesus Christus in allem, was Er zu unserer Erlösung und zu unserem Heil getan hat. (!)

Die lehrmäßige Note wiederholt unentwegt, dass „unser Herr unser einziger Erlöser ist und unterstreicht, dass alle Gläubigen ihre Rolle in seinem Heilsplan spielen“ (insbesondere in den Abschnitten 28–33).

Maria wird in der Ordnung der Gläubigen platziert, wenngleich immer wieder unterstrichen wird, dass sie darin den höchsten Platz einnimmt.

2. Schlussfolgerungen:

Was sind die Folgen, wenn man die Muttergottes mit allen anderen Menschen auf einen Rang stellt und sie der Titel „Miterlöserin“ und „Mittlerin aller Gnaden“ beraubt? Die Folgen werden in der lehrmäßigen Note nicht direkt genannt, aber sie sind so zahlreich wie verheerend.

Detail of 5th Glorious Mystery Stained Glass Window Coronation of Mary Cathedral of the Madeleine Salt Lake CityDie Verehrung der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria im Kult der Hyperdulie und der Titel „Mittlerin aller Gnaden“ sind nicht de fide, sondern werden als sententia communis verstanden (vgl. Ludwig Ott, Grundriss der Dogmatik, S. 313–315 1. „Sententia communis ist eine Lehre, die an sich in das Gebiet der freien Meinungen gehört, von den Theologen aber allgemein vertreten wird.“ (Ott, S. 35)

Die Ablehnung dieser Lehren untergräbt jedoch die Autorität des vorkonziliaren Lehramtes in einer unziemlichen Weise. Ebenso schwerwiegend untergräbt sie das, was wir über die Gottesmutter glauben, und damit auch unsere Verehrung für sie.

Wie weiter oben bereits gesagt, ist es unlogisch, die Muttergottes in einem Akt der Hyperdulie zu verehren, wenn sie nicht tatsächlich einer anderen Ordnung angehört als wir. Man kann sich dann genauso fragen, warum sie in den Himmel aufgenommen wurde (was ein Dogma de fide ist), insofern einer der Hauptgründe für ihre Aufnahme in den Himmel ist, dass sie bei ihrem Tod mit den Früchten der Erlösung belohnt würde, jenen Früchten, die sie gemeinsam mit unserem Herrn verdient hat als Miterlöserin.

Es wäre dann auch schwer zu verstehen, warum sie der Schlange den Kopf zertreten hat, wenn sie nicht Miterlöserin ist, denn durch die Erlösungstat wurde das Reich Satans besiegt. Überdies gäbe es gar keinen Grund, uns der Muttergottes vollkommen hinzugeben, weil diese Hingabe darauf beruht, dass sie Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden ist; die gesamte Lehre des heiligen Ludwig über die Ganzhingabe lebt davon, dass die Muttergottes von der Heiligen Dreifaltigkeit erwählt worden ist, eine universelle Rolle bei der Errettung der Seelen zu spielen. Wenn Gott ihr diese Macht nicht verliehen hat, weshalb soll man sich ihr dann weihen?

Da die katholischen Lehren über die Jungfrau Maria alle miteinander verbunden sind, schwächt man in dem Maße alle Lehren, wie man eine abschwächt. Wenn wir davon ausgehen, dass die Muttergottes weder Miterlöserin noch Mittlerin aller Gnaden ist, schließen wir daraus konkludent, dass wir sie nicht durch Hyperdulie zu verehren brauchen, ebensowenig wie wir ihre Hilfe zu unserem Heil bedürfen und ihre übrigen Privilegien womöglich unbegründet sind. Kurzum, wir rutschen unversehens in eine protestantische Geisteshaltung ab. Hier betreten wir gefährliches Terrain und müssen um unser Seelenheil bangen!

Kardinal Fernandez meint, den Platz Mariens zu verstehen, setze „ein besonderes ökumenisches Bemühen voraus“. Aber jeder Versuch, unseren Glauben den Protestanten schmackhafter zu machen, und der uns dazu nötigt, die gottgegebene Würde der allerseligsten Jungfrau zu schmälern, ist ein falscher Ökumenismus und eine schwerwiegende Untreue Gott gegenüber.

Anstatt in diesen Zeiten der Glaubenskrise zu versuchen, die Lehre der Kirche über die Muttergottes abzuschwächen, sollten wir uns vielmehr darin fest verankern, indem wir uns selbst, unsere Familien und alles, was wir haben, der Unbefleckten weihen.

In dem Maße, wie ihre Vorrechte angegriffen werden, müssen wir uns ihr vollkommen hingeben und uns zu ihren Dienern und ihrem Eigentum machen.


Lassen Sie uns zum Schluss den Worten des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort lauschen:

„Gott hat nicht nur eine Feindschaft, sondern Feindschaften gesetzt, nicht nur zwischen Maria und dem Satan, sondern zwischen der Nachkommenschaft Mariens und der Nachkommenschaft Satans. Das heißt, Gott hat Feindschaft, geheime Abneigung und Hass gestiftet zwischen den wahren Kindern und Dienern der allerseligsten Jungfrau und den Kindern und Sklaven des Teufels. Sie lieben einander nicht und haben keine innere Beziehung zueinander. Die Kinder Belials, die Sklaven Satans, die Freunde der Welt (denn dies alles ist ein und dasselbe) verfolgten bisher all jene, die der allerseligsten Jungfrau angehören (…).

Immer aber wird die demütige Jungfrau Maria über diesen Stolzen den Sieg behaupten, und zwar so glänzend, dass sie ihm den Kopf, den Sitz seines Stolzes, zertreten wird. Immer wird sie seine Schlangenbosheit entlarven, seine höllischen Schleichwege aufdecken, seine teuflischen Pläne zunichte machen und bis ans Ende der Zeiten ihre treuen Diener vor seinen grausamen Krallen beschützen und bewahren.“ (Das Goldene Buch, Abs. 53–54)

In corde Jesu et Mariae,
Pater Paul Robinson

 

Quelle: Fsspx.info

 

Bilderquellen:

  • Santa Maria in Aracoeli Seiteneingang Mosaik, Peter1936F, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
  • L’Immaculée Conception, Apoorsinner, CC0, via Wikimedia Commons
  • Familienkirche – Fassade – Mosaik Heilige Familie – Mari, by Wolfgang Sauber, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
  • Melesse (35) Église Vitrail 17, by GO69, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
  • 002 Pius X pic book title (cropped), Czaich Á. Gilbert és Fráter Aladár, Public domain, via Wikimedia Commons
  • Detail of 5th Glorious Mystery Stained Glass Window (Coronation of Mary) Cathedral of the Madeleine Salt Lake City, by NateBergin, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
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