Am Freitag nach dem Passionssonntag (in diesem Jahre am Folgetag des Festes Mariä Verkündigung) gedenkt die Kirche der Schmerzen der gebenedeiten Mutter bei der Erlösung. Maria stand heldenmütig unter dem Kreuz, als ihr göttlicher Sohn den Opfertod starb; sie erduldete unblutigerweise alle seine Martern an der Seele und nahm so den innigsten Anteil an dem welterlösenden Opfertod Christi.
Die Verehrung der Sieben Schmerzen Mariä wurde besonders durch die Stifter des Servitenordens gefördert. Ein eigenes Fest zu Ehren dieser Schmerzen wurde 1423 auf der Kölner Synode empfohlen und durch Papst Benedikt XIII. im Jahre 1727 für die ganze Kirche vorgeschrieben.
Die Sieben Schmerzen Mariens (in Klammern ergänzende Stellen zur besseren Betrachtung):
- Die Weissagung Simeons, bei der Darstellung Jesu im Tempel: Jesus werde viel widersprochen, aber auch seiner Mutter werde „ein Schwert durch die Seele dringen” (Lk 2,35).
- Die Flucht vor dem Kindermörder Herodes nach Ägypten (vgl. Mt 2, 13).
- Der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel zu Jerusalem und die drei Tage dauernde Suche nach ihm (vgl. Lk 2, 42-48).
- Die Begegnung mit ihrem Sohn auf dem Kreuzweg, dargestellt in der IV. Station des Kreuzwegs (vgl. Lk 23, 27).
- Das Ausharren unter dem Kreuz Jesu (vgl. Joh 19, 25-27), „Stabat Mater Dolorosa“.
- Der entstellte Leichnam des Herrn in den Armen der Mutter (vgl. Pieta-Darstellungen).
- Grablegung Jesu; Tränen und Verlassenheit Mariens.
In der Sequenz des heutigen Tages betet die Kirche das bekannte „Stabat Mater“ – „Christi Mutter stand mit Schmerzen“, welches wir hier gerne wiedergeben. Es gibt unterschiedliche Versionen, nachstehende ist entnommen aus dem „Schott“, dem römischen Messbuch.
Stabat mater
Christi Mutter stand mit Schmerzen
Bei dem Kreuz und weint’ von Herzen,
Als ihr lieber Sohn da hing.
Durch die Seele voller Trauer,
Seufzend unter Todesschauer,
Jetzt das Schwert des Leidens ging.
Welch ein Weh der Auserkornen,
Da sie sah den Eingebornen,
Wie Er mit dem Tode rang!
Angst und Trauer, Qual und Bange:
Alles Leid hielt sie umfangen,
Das nur je ein Herz durchdrang.
Wer könnt’ ohne Tränen sehen
Christi Mutter also stehen
In so tiefen Jammers Not?
Wer nicht mit der Mutter weinen,
Seinen Schmerz mit ihrem einen,
Leidend bei des Sohnes Tod?
Ach, für Seiner Brüder Schulden
Sah sie Jesus Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn.
Sah Ihn trostlos und verlassen
An dem blutigen Kreuz erblassen,
Ihren lieben einzigen Sohn.
Gib, o Mutter, Born der Liebe,
Dass ich mich mit dir betrübe,
Dass ich fühl die Schmerzen dein.
Dass mein Herz von Lieb entbrenne,
Dass ich nur noch Jesus kenne,
Dass ich liebe Gott allein.
Heil’ge Mutter, drück die Wunden,
Die dein Sohn am Kreuz empfunden,
Tief in meine Seele ein.
Ach, das Blut, das Er vergossen,
Ist für mich dahingeflossen;
Lass mich teilen Seine Pein.
Lass mit dir mich herzlich weinen,
Ganz mit Jesu Leid vereinen,
Solang hier mein Leben währt.
Unterm Kreuz mit dir zu stehen,
Dort zu teilen deine Wehen,
Ist es, was mein Herz begehrt.
0 du Jungfrau der Jungfrauen,
Wollst in Gnaden mich anschauen,
Lass mich teilen deinen Schmerz.
Lass mich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
Fühlen wie dein Mutterherz.
Mach, am Kreuze hingesunken,
Mich von Christi Blute trunken
Und von Seinen Wunden wund.
Dass nicht zu der ew’gen Flamme
Der Gerichtstag mich verdamme,
Sprech für mich dein reiner Mund.
Christus, um der Mutter Leiden
Gib mir einst des Sieges Freuden
Nach des Erdenlebens Streit.
Jesus, wann mein Leib wird sterben
Lass dann meine Seele erben
Deines Himmels Seligkeit! Amen.