Frohe und reich gesegnete Weihnachten / Weihnachtsgeschichte

Frohe und reich gesegnete Weihnachten / Weihnachtsgeschichte

Zitat 2024 KW 51

Allen Lesern wünschen wir von Herzen ein gesegnetes Weihnachtsfest! Das Jesuskind möge Ihnen durch die Hände der Gottesmutter viele Gnaden schenken.

An Weihnachten durfte Maria das erste Mal unseren Erlöser in ihren Armen halten. Was für ein wichtiger Tag für die Menschheit. Der österreichische Heimatdichter Karl Heinrich Waggerl beleuchtet dieses große Geheimnis in seiner humorvollen und tiefgründigen Erzählung „Der störrische Esel und die süße Distel“. Der Esel, ein Spiegelbild unserer menschlichen Schwächen, erlebt, wie Gnade und Weisheit uns trotz Widerständen den Weg weisen. Lassen Sie sich von dieser Erzählung berühren und entdecken Sie: Wer das Kreuz annimmt, findet Frieden – ein Sinnbild für den wahren Geist von Weihnachten.

Wir feiern Weihnachten

Kiefersfelden Dorfkrippe Engel 1Kein Mensch auf dieser Welt würde Weihnachten feiern, ohne die Geburt des Kindes in Betlehem. Wäre dieses Kind nicht geboren, niemand hätte je das Lied „Stille Nacht“ komponiert. Niemals hätte es in der Menschheitsgeschichte leuchtende Kinderaugen vor einer Krippe, einem Christbaum gegeben. Keine Mutter hätte je Weihnachtskekse gebacken. Kein Komponist hätte je ein „Gloria in excelsis deo“ komponiert, wie es die Engel den Hirten in Betlehem verkündeten. Kein Maler, kein Baumeister, keine Kirchen, kein Kölner Dom, keine Mönche, usw.

Wer ist dieses Kind?

An Weihnachten ist Gott, der Sohn Gottes in seiner Allmacht und Liebe sichtbar als kleines Kind in diese Welt getreten und einer von uns geworden. Er kam, um eine von Sünde und Schuld beladene Menschheit aus dem Elend zu erlösen und heim zu führen, heim in seine ewige Herrlichkeit.

Jesus as baby in the crib Mary and Joseph copyright militiaimmaculataeWer ihn findet, wird anbetend niedersinken, wie die heiligen drei Könige.Er ist das Ziel unseres Lebens und die Quelle alles Glücks.

All dies empfangen wir aber nur, weil eine auserwählte Jungfrau Ja gesagt hat – zu den Plänen Gottes.

Eine Weihnachtsgeschichte, die unser irdisches Los beschreibt:

Nachstehend eine Weihnachtsgeschichte, die äußerst treffend und dazu sehr humorvoll unsere menschliche Not, unser Elend beschreibt. Diese Erzählung ist zugleich ein Meisterwerk der menschlichen Psychologie[1], verfasst vom österreichischen Heimatdichter Karl Heinrich Waggerl und lautet:

„Der störrische Esel und die süße Distel“

Und es lässt sich erraten, der störrische Esel, das sind wir Menschen. Aber kommen wir zur Geschichte:

Als der heilige Josef im Traum erfuhr, dass er mit seiner Familie vor der Bosheit des Herodes fliehen müsse, weckte der Engel in dieser bösen Stunde auch den Esel im Stall.

“Steh auf!” sagte er von oben herab, “du darfst die Jungfrau Maria mit dem Herrn nach Ägypten tragen.” Dem Esel gefiel das gar nicht. Er war kein sehr frommer Esel, sondern eher ein wenig störrisch von Gemüt. “Kannst du das nicht selber besorgen?” fragte er verdrossen. “Du hast doch Flügel, und ich muss alles auf dem Buckel schleppen! Warum denn gleich nach Ägypten, so himmelweit!”

398px Albrecht Dürer 022“Sicher ist sicher!” sagte der Engel; und das war einer von den Sprüchen, die selbst einem Esel ein leuchten müssen.

Als er nun aus dem Stall trottete und zu sehen bekam, welch eine Fracht der heilige Josef für ihn zusammengetragen hatte, das Bettzeug für die Wöchnerin und einen Pack Windeln für das Kind, das Kistchen mit dem Gold der Könige und zwei Säcke mit Weihrauch und Myrrhe, einen Laib Käse und eine Stange Rauchfleisch von den Hirten, den Wasserschlauch, und schließlich Maria selbst mit dem Knaben, auch beide wohlgenährt, da fing er gleich wieder an, vor sich hinzumaulen. Es verstand ihn ja niemand außer dem Jesuskind.

“Immer dasselbe”, sagte er, “bei solchen Bettelleuten! Mit nichts sind sie hergekommen, und schon haben sie eine Fuhre für zwei Paar Ochsen beisammen. Ich bin doch kein Heuwagen”, sagte der Esel, und so sah er auch wirklich aus, als ihn Joseph am Halfter nahm; es waren kaum noch die Hufe zu sehen.

Der Esel wölbte den Rücken, um die Last zurechtzuschieben, und dann wagte er einen Schritt, vorsichtig, weil er dachte, dass der Turm über ihm zusammenbrechen müsse, sobald er einen Fuß voransetze. Aber seltsam, plötzlich fühlte er sich wunderbar leicht auf den Beinen, als ob er selber getragen würde; er tänzelte geradezu über Stock und Stein in der Finsternis.

Nicht lange, und es ärgerte ihn auch das wieder. “Will man mir einen Spott antun?” brummte er. “Bin ich etwa nicht der einzige Esel in Bethlehem, der vier Gerstensäcke auf einmal tragen kann?”

In seinem Zorn stemmte er plötzlich die Beine in den Sand und ging keinen Schritt mehr von der Stelle. Wenn er mich auch noch schlägt, dachte der Esel erbittert, dann hat er seinen ganzen Kram im Graben liegen!

Allein Joseph schlug ihn nicht. Er griff unter das Bettzeug und suchte nach den Ohren des Esels, um ihn dazwischen zu kraulen. “Lauf noch ein wenig”, sagte der heilige Joseph sanft, “wir rasten bald!”

Daraufhin seufzte der Esel und setzte sich wieder in Trab. So einer ist nun ein großer Heiliger, dachte er, und weiß nicht einmal, wie man einen Esel antreibt!

Mittlerweile war es Tag geworden, und die Sonne brannte heiß. Joseph fand ein Gesträuch, das dünn und dornig in der Wüste stand, in seinem dürftigen Schatten wollte er Maria ruhen lassen. Er lud ab und schlug Feuer, um eine Suppe zu kochen; der Esel sah es voll Misstrauen.

Der Esel wartete auf sein eigenes Futter, aber nur, damit er es verschmähen konnte. “Eher fresse ich meinen Schwanz”, murmelte er, “als euer staubiges Heu!”

Es gab jedoch gar kein Heu, nicht einmal ein Maul voll Stroh; der heilige Joseph, in seiner Sorge um Weib und Kind, hatte es rein vergessen. Sofort fiel den Esel ein unbändiger Hunger an. Er ließ seine Eingeweide so laut knurren, dass Joseph entsetzt um sich blickte, weil er meinte, ein Löwe säße im Busch.

Inzwischen war auch die Suppe gar geworden, und alle aßen davon. Maria aß, und Joseph löffelte den Rest hinterher, und auch das Kind trank an der Brust seiner Mutter; nur der Esel stand da und hatte kein einziges Hälmchen zu kauen. Es wuchs da überhaupt nichts, nur etliche Disteln im Geröll. “Gnädiger Herr!” sagte der Esel erbost und richtete eine lange Rede an das Jesuskind; eine Eselsrede zwar, aber ausgekocht scharfsinnig und ungemein deutlich in allem, worüber die leidende Kreatur vor Gott zu klagen hat. “I-a! ” schrie er am Schluss, das heißt: “So wahr ich ein Esel bin!”

Esel mit Distel copyright MIDas Kind hörte alles aufmerksam an. Als der Esel fertig war, beugte er sich herab und brach einen Distelstängel; den bot es ihm an.  “Gut!” sagte er, bis ins Innerste beleidigt. “So fresse ich eben eine Distel! Aber in deiner Weisheit wirst du voraussehen, was dann geschieht. Die Stacheln werden mir den Bauch zerstechen, so dass ich sterben muss, und dann seht zu, wie ihr nach Ägypten kommt!”

Wütend biss er in das harte Kraut, und sogleich blieb ihm das Maul offen stehen; denn die Distel schmeckte durchaus nicht, wie er es erwartet hatte, sondern nach süßestem Honigklee, nach würzigstem Gemüse. Niemand kann sich etwas derart Köstliches vorstellen, er wäre denn ein Esel.

Für diesmal vergaß der Graue seinen ganzen Groll. Er legte seine langen Ohren andächtig über sich zusammen, was bei einem Esel soviel bedeutet, wie wenn unsereins die Hände faltet.

Von Karl Heinrich Waggerl

Der tiefe Sinn dieser humorvollen Erzählung:

Wer diese humorvolle und meisterhaft erzählte Geschichte liest, wird zweifellos sich ein Stück weit in der Gestalt dieses Esels finden. Waggerl knüpft an den bekannten (biblisch abgesicherten) Bericht über die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten, wo ein Engel Gottes den hl. Josef weckt und ihn auffordert nach Ägypten zu fliehen, da der König Herodes dem Kind nach dem Leben trachtet.

Gerard van Honthorst 001Damit ist der Rahmen für seine Erzählung geschaffen: Die Hauptpersonen: das göttliche Kind, Maria und Josef, der Engel (ein Diener des himmlischen Hofes) und natürlich der Esel. Wenn man bedenkt, dass dieses Kind in seiner Allmacht seine Gegner auf der Stelle nur durch einen Gedanken hätte töten können, so wird klar, dass dieses Kind nicht auf menschliche Hilfe angewiesen ist. Aber einerseits ist Gott nicht in die Welt gekommen, um sie zu richten, sondern um zu suchen und zu retten, was verloren war (vgl. Lk 19,10). Und andrerseits möchte Gott unsere Mitwirkung für unsere Rettung. Bei Maria und Josef geschieht diese Mitwirkung auf vollkommene Weise. Keine Klage, kein Einwand, kein Widerspruch. Einzig und allein die Erfüllung der von Gott gegebenen Aufgabe.

Anders verhält es sich beim Esel (und wohl auch – leider – oft bei uns). Der Esel möchte die Aufgabe – wohl mit großen Anstrengungen verbunden – abgeben. Kannst nicht du, fragt er den Engel. Und, ein zweiter Einwand nachgeschoben, dünkt es ihn natürlich viel zu weit – gleich bis nach Ägypten! (Verlangt der liebe Gott da nicht zu viel?)  Und schließlich ist ihm als Lasttier die riesige Fuhre auf dem Rücken viel zu viel. Da aber die Gnade Gottes ihn stärkt in seiner Aufgabe, ist er nun in seiner Eitelkeit gekränkt. Ist er nicht etwa der einzige Esel in Betlehem, der vier Säcke auf einmal transportieren kann?!

Zauberhaft und köstlich, wie der hl. Josef mit großem Einfühlungsvermögen unseren störrischen Esel zum Weitergehen bewegt. Blind gegenüber dem Werkzeug der göttlichen Weisheit, dem hl. Josef, schimpft er noch über dessen „Unfähigkeit“. Wie oft sind wir wohl  im Leben blind gegenüber den Wohltaten Gottes.

Als aber im Hunger die Not so groß wird, dass der Esel keinen Trost mehr von Seiten der Geschöpfe erwarten kann, – selbst der hl. Josef hat ihn vergessen – da wendet er sich an Gott, an das göttliche Kind. Und wie oft gilt das wohl für uns Menschenkinder! Die Medizin, die das Kind liebevoll und mit himmlischer Geduld dem Esel anbietet, ist jedoch bitter, stechend und beinhaltet „Leiden und Kreuz“. Und klar, unsere menschliche Natur scheut sich davor! Zu seinem eigenen Glück gibt es für den Esel aber keinen Ausweg als Ja zu sagen, als das Kreuz anzunehmen, so ähnlich wie es wohl dem Simon von Cyrene ergangen ist, als er gezwungen wurde, dem Herrn das Kreuz tragen zu helfen.

Und als der Esel endlich Ja zu den Fügungen der göttlichen Weisheit und Ja zum Kreuz sagen kann, da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, schweigend und mit offenem Mund kann er nur noch staunen. Sein Widerspruchsgeist ist vollkommen verflogen. Jetzt erst versteht er den Ausspruch des Herrn: „Nehmt mein Joch auf euch und lernet von mir …..Denn mein Joch ist sanft und meine Bürde leicht.“ (vgl. Mt, 11, 28f)

 

Bildnachweis:

  • Zitat der Woche: The Adoration of the Shepherds, Public Domain, via Wikimedia Commons
  • Engel, Albrecht und Constantin Hahn, OthersRenardo la vulpo, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
  • Familie und der Esel, Copyright by Militia Immaculatae, erstellt mit Midjourney
  • Flucht nach Ägypthen, Albrecht Dürer, Public domain, via Wikimedia Commons
  • Die Anbetung der Hirten, Gerrit van Honthorst, Public domain, via Wikimedia Commons
  • Esel mit Distel, Copyright by Militia Immaculatae, erstellt mit Midjourney

[1] Die Geschichte dürfte eigentlich in keinem Handbuch der Psychologie fehlen

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