Leben mit Maria

Leben mit Maria

Wie leben wir im Alltag mit unserer himmlischen Mutter? Nachstehender Artikel von Pater Heinrich Mörgeli ist aus unserer MI-Zeitschrift „Ritter“ Nr. 1/2023.

Als Ritter haben wir uns der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht, indem wir zu ihr beteten: „Würdige dich, mich ganz und gar als dein Gut und dein Eigentum anzunehmen.“ Dies ist eine Ganzhingabe an Maria.

ludwig maria grignion von montfort

Was bedeutet „Hingabe an Maria“?

In seiner Schrift Geheimnis Mariens[1] erklärt uns der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort, dass die Hingabe an Maria nicht nur in äußerlichen Andachten und Gebeten besteht. Die Hingabe betrifft auch unser Inneres, unser Leben, sie soll auf unseren Geist, unsere Gesinnung wirken und unser Tun leiten. Deshalb sagt er, die vollkommene Hingabe bestehe darin, dass wir unsere Handlungen immer mehr mit Maria, in Maria, durch Maria und für Maria verrichten sollen.

Die Weihe an Maria ist der Anfang des Lebens mit Maria

Die Weihe als Hingabe ist ein sehr wichtiger Akt und eine ernste Sache. Wir übergeben uns freiwillig mit Leib und Seele und allem, was wir haben, der Gottesmutter. Dieser Akt ist nur der Anfang einer immer lebendigeren Beziehung mit Maria. Es genügt daher nicht, sich einmal der allerseligsten Jungfrau durch die Weihe hingegeben zu haben. Es genügt auch nicht dies öfters zu wiederholen. Eine solche Andacht wäre viel zu flüchtig und würde die Seele nicht zu jener Vollkommenheit führen, zu der sie diese zu erheben vermag.

Es ist nicht schwierig täglich einige mündliche Gebete zu verrichten, die Schwierigkeit liegt darin, in den Geist dieser Andacht einzudringen, der darin besteht, die Seele innerlich von der allerseligsten Jungfrau und durch sie von Jesus abhängig zu machen.

Worin besteht das Leben mit Maria?

1. Dem Beispiel Mariens folgen

Die wesentliche Übung dieser Andacht besteht darin, alle seine Handlungen mit Maria zu verrichten, d. h. die allerseligste Jungfrau zum Vorbild für all unser Tun zu nehmen. Maria ist weise und hat tiefste Erkenntnisse aller Wahrheiten und Geheimnisse Gottes, wir hingegen sind sehr unwissend und täuschen uns oft wegen unserer Verblendung und unserem Stolz. Mariens Absichten sind von der lautersten Gottesliebe geleitet, während bei unseren Handlungen immer etwas von der ungeordneten Eigenliebe mitspielt.

Bevor man deshalb etwas unternimmt, sollte man sich selbst und seiner mangelhaften Einsicht und Absicht entsagen und zu Maria aufschauen. Wir überlegen uns, wie sie in dieser Situation handeln würde. Wenn es um die Beziehung zu Gott im Gebet oder bei der heiligen Messe geht, stellen wir uns Maria vor: ihre Haltung, ihre Demut, ihre Innigkeit der Andacht, und versuchen dann, mit ihrer Hilfe ihrem Beispiel zu folgen. Ebenso im Umgang mit unserem Nächsten. Überlegen wir uns, auf welche Weise sie mit dem heiligen Josef und dem Jesuskind gesprochen hat, oder wie sie die Armen, die Mühseligen und Kranken in ihrer Umgebung behandelt hat. Das nennt der heilige Ludwig Maria, alles mit Maria zu tun.

2. Maria in uns wirken lassenGrignion DeMontfort

Hier geht es noch mehr um die Tugenden, die Maria bei all ihrem Tun geübt hat. Der heilige Ludwig Maria erklärt das von Gott her[2]: „Der Heilige Geist spricht zu ihr: Lass, meine vielgeliebte Braut, alle deine Tugenden in meinen Auserwählten Wurzel schlagen, damit sie wachsen von Tugend zu Tugend, von Gnade zu Gnade. Ich fand solches Wohlgefallen an dir, als du während deines Lebens auf Erden die erhabensten Tugenden übtest, dass ich wünsche, dich noch auf Erden zu finden, ohne dass du aufhörst, im Himmel zu sein. Bilde und gestalte dich zu diesem Zweck in meinen Auserwählten, und ich werde in ihnen mit Wohlgefallen die Wurzeln deines unüberwindlichen Glaubens, deiner tiefen Demut, deiner allseitigen Abtötung, deines erhabenen Gebetes, deiner glühenden Liebe, deiner festen Hoffnung und all deiner Tugenden sehen. Du bist immer meine Braut; ebenso getreu, rein und so fruchtbar wie ehedem: So gebe mir denn dein Glaube Gläubige, deine Reinheit schenke mir Jungfrauen, deine Fruchtbarkeit schaffe mir Auserwählte und Tempel.“

Er erklärt hier, wie Maria ihren Dienern Anteil an ihrer erhabenen Heiligkeit schenkt. Er schreibt weiter dazu: „Wenn Maria in einer Seele Wurzel geschlagen hat, so bringt sie in ihr Wunder der Gnade hervor, die sie allein hervorbringen kann, weil sie allein die fruchtbare Jungfrau ist, die an Reinheit und Fruchtbarkeit niemals ihresgleichen gehabt hat, noch je haben wird. Deshalb muss man sich wie ein Werkzeug in die Hände Mariens legen, damit sie in uns, mit uns und für uns handle, wie es ihr gut scheint zur größeren Ehre Gottes, sodass unser inneres Leben und jede geistige Tätigkeit immer mehr von ihr abhängen wird.“

Um diese Ähnlichkeit mit Maria zu erlangen, müssen wir unseren Unvollkommenheiten und besonders dem Stolz und der Eigenliebe entsagen, damit Maria in uns diese Gnadenwunder bewirken kann.

herz maria 123. Maria schenkt uns Zugang zu ihrem Herzen

Wenn wir treu dem Beispiel Mariens folgen und ihre Tugenden nachahmen, dann gewährt sie uns sogar Zutritt zum Heiligtum ihres unbefleckten Herzens.

Sie hat dies in Fatima bei ihrer Erscheinung am 13 Juni 1917 bestätigt, als sie ihr Herz nicht nur sichtbar werden ließ, sondern es uns hingab mit den Worten: „Mein unbeflecktes Herz wird immer deine Zuflucht sein und der Weg, der dich zu Gott führen wird.“ In einen Zufluchtsort darf man sich in der Not hineinflüchten.

Wir dürfen auf geistige Weise in dieses lebendige Heiligtum eintreten und am gnadenerfüllten Leben Mariens Anteil haben. Wir dürfen von ihrem Glauben lernen, fester zu glauben, mit ihrer Hoffnung hoffen und mit ihrer Liebe Gott und die Seelen lieben.

4. Wir dürfen Maria helfen, Seelen zu retten

Maria hat das größte Verlangen, ihrem göttlichen Sohn Seelen zuzuführen, damit er sie rette. Sie lässt auch uns teilhaben an ihrer Liebe und ihrer Macht, die unsterblichen Seelen der Hölle zu entreißen. Der Beweis für diese Tatsache ist das Leben vieler heiliger Marienverehrer. Der heilige Ludwig Maria war einer der größten Missionare der Neuzeit, dessen nachhaltige Tätigkeit in Westfrankreich selbst während der Revolution und bis vor dem Konzil einen heiligen Eifer im katholischen Volk bewirkte. Ebenso sind marianische Heilige wie Alfons von Liguori, Don Bosco, Maximilian Kolbe und viele andere bekannt für ein außerordentlich wirksames Apostolat zur Rettung der Seelen. Sie alle hatten Anteil am Liebesfeuer und der Barmherzigkeit des Herzens Mariens. Sie haben sich wie ein Werkzeug in die Hände Mariens gegeben, und so konnte sie durch diese Apostel viele Seelen zum Heil führen.

Eben das erbitten wir bei der Weihe als Ritter: „Mach, dass ich in deinen unbefleckten und erbarmungsvollen Händen ein Werkzeug sei, das dir dient, um so viel als möglich deine Ehre zu vermehren in so vielen abgefallenen und lauen Seelen.“

Auch zu dieser Frage gibt uns der heilige Ludwig Maria klare Hinweise. Am Ende seiner Schrift „Das Geheimnis Mariens“[3] vergleicht er das Leben der Hingabe mit einem Bäumchen, das der Heilige Geist in unsere Seele eingepflanzt hat, das es jetzt zu bewachen, zu entfalten und zu pflegen gilt.

  • Weil das Leben mit Maria ein übernatürliches Gnadengeheimnis ist, reichen menschliche Anstrengungen und Überlegungen nicht aus, um es lebendig zu erhalten. Wir müssen auf die göttliche Gnade bauen und die Gottesmutter möglichst oft um ihre Hilfe bitten. Er erklärt das an einer anderen Stelle als die immerwährende Zuflucht zu Maria[4].
  • Wenn Maria ihrerseits immer mit liebender Sorge auf uns schaut, sollen auch wir uns jeden Tag erneut bemühen, dass unsere Verbindung mit ihr lebendig bleibt. Das geschieht durch ein bewusstes Einbeziehen Mariens in all unsere Sorgen und Angelegenheiten.
  • Wir müssen auch achtgeben, dass das zarte Bäumchen unserer Hingabe nicht erstickt wird durch allzu große Sorge und unnötige Beschäftigung um irdische Dinge, wie es uns auch der Heiland lehrt[5].
  • Weitere Gefahren sind unsere Eigenliebe und die Liebe zur Bequemlichkeit, die wie kleine Raupen fast unbemerkt das Bäumchen verderben können. Denn die ungeordnete Eigenliebe behindert die wahre Liebe zu Maria.
  • Die größte Gefahr besteht in den Sünden, besonders den Todsünden, welche das Gnadengeheimnis der Hingabe zerstören würden.
  • Um sich entfalten zu können, braucht das Leben der Hingabe auch übernatürliche Nahrung, die wir ihr durch die eifrige Übung der Frömmigkeit mit dem Gebet und dem guten Empfang der Sakramente zukommen lassen.
  • Zum Abschluss macht uns der heilige Ludwig Maria bewusst, dass dieses so fruchtbare Geheimnis unseres Heiles auch vom Teufel angegriffen wird. Wir müssen uns auf geistige Stürme in Form von Versuchungen, Schwierigkeiten und Prüfungen im Sinne von Trostlosigkeiten und Zweifeln gefasst machen. Wenn wir aber die vorher angegebenen Ratschläge beachten, werden wir nichts zu fürchten haben. Auch hier gilt: Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.[6]

Der heilige Ludwig Maria schließt dieses Kapitel mit den ermutigenden Worten: „Auserwählte Seele, wenn du so den vom Heiligen Geist in deiner Seele gepflanzten Lebensbaum pflegst, so versichere ich dir, er wird in kurzer Zeit so hoch wachsen, dass die Vögel des Himmels darin wohnen werden, und er wird so vollkommen werden, dass er schließlich zu seiner Zeit seine Gnadenfrucht hervorbringt, nämlich den liebenswürdigen und anbetungswürdigen Jesus, der jederzeit die einzige Frucht Mariens war und immerdar sein wird.

Glücklich eine Seele, in der Maria, der Baum des Lebens, gepflanzt ist! Glücklicher jene, in der er wachsen und blühen kann! Überaus glücklich jene, in der er seine Frucht hervorbringt! Am glücklichsten von allen aber jene, welcher seine Frucht verkostet und bewahrt bis zum Tod und in alle Ewigkeit Amen.

Wer es besitzt, bewahre es!“[7]Goldene Buch

Gott allein!

 

Hinweis aus aktuellem Anlass: Wer die 33-tägige Vorbereitung für die Ganzhingabe an Jesus durch Maria am 25. März, dem Fest Mariä Verkündigung, durchführen möchte, sollte am Montag, 20. Februar starten. Weitere Details dazu siehe hier: Ganzhingabe an Jesus durch Maria 2023 sowie auf der Webseite: das-goldene-buch.info

 

[1] Goldenes Buch, Lins-Verlag, Feldkirch, Seiten 239ff. Vergleiche auch Innere Übungen der Vollkommenen Andacht im selben Buch Seiten 187-194.

[2] Ebendort über die Vollkommene Andacht bei Nr. 34, Seiten 22-23.

[3] Goldenes Buch Seiten 249 und folgende.

[4] Goldenes Buch, die Merkmale der wahren Andacht, Seiten 75-76.

[5] Siehe das Gleichnis von der Saat, die unter die Dornen fiel, Mt 13,22.

[6] 1 Joh 5,4.

[7] Goldenes Buch, S. 252

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