Lourdes – „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“

Lourdes – „Ich bin die Unbefleckte Empfängnis“

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Lourdes ist eine Gnadenstätte für eine leidgeprüfte Menschheit. Am 11. Februar feiern wir das Fest Unserer Lieben Frau von Lourdes, das auf die Erscheinungen dort zurückgeht (alle MI-Ritter können an diesem Tag einen vollkommenen Ablass gewinnen). Die Erscheinungen wurden vom zuständige Ortsbischof von Tarbes am 18. Januar 1862 anerkannt: “Die Unbefleckte Gottesmutter Maria, ist wirklich Bernadette Soubirous am 11. Februar 1858 und an den folgenden Tagen insgesamt 18 mal in der Grotte von Massabielle in der Nähe der Stadt Lourdes erschienen. Diese Erscheinung trägt alle Merkmale der Wahrheit, die Gläubigen sind berechtigt, daran mit Gewissheit zu glauben.” [1]

Nachstehend einige Aspekte zu diesem Erscheinungsort. Wenn Sie mehr über die Geschichte der Erscheinungen sowie deren Bedeutung für uns heute Erfahren wollen, so lesen Sie hier: Unsere Liebe Frau von Lourdes – Botschaft auch für heute.

 

Lourdes – Gnadenwirken der Immaculata

lourdes fsspx newsWie viele Millionen von Menschen haben in Lourdes schon Trost und neuen Mut geschöpft, die Mühsale des Lebens zu tragen? Wie viele sind weggegangen, um mit neuer Lebensfreude und Mut gestärkt den täglichen Anforderungen des Lebens zu begegnen?

Einmal bittet der Heiland im Evangelium seine Jünger auf berührende Weise, ihm doch Glauben zu schenken, dass – von Gott ausgegangen – er im Vater und der Vater in ihm ist. Er bittet sie also um den Glauben an seine göttliche Sendung und an seine Gottheit – und sonst mögen sie doch glauben um der Werke willen (vgl. Joh. 14, 11).

Und er fügt hinzu: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, ebenfalls tun; ja er wird noch größere als diese tun.» (Joh. 14, 12)

Our Lady of Lourdes Grotto of Lourdes Lourdes 2014Wenn aber der Heiland seinen Jüngern und Aposteln voraussagt, sie würden noch größere Werke tun, als er (auf Erden) getan hat, dann kann man sich doch leicht vorstellen, dass das Meisterwerk seiner Hände, seine heiligste Mutter, Werke vollbringt, die uns nur noch staunend, stammelnd und von Dankbarkeit jubelnd zurücklassen.[2] Lourdes ist zweifellos einer dieser Orte, wo Maria ihre ganze Gnadenfülle und grenzenlose Barmherzigkeit einer leidenden und leidgeprüften Menschheit offenbart hat.

 

Lourdes kommt nach Rom

Die Mutter Gottes erwählt sich ihre Werkzeuge und sie tut es auf unnachahmliche Weise. Sie, die sich in Lourdes als die „Unbefleckte Empfängnis“ bezeichnet hatte, hat es nicht nötig, dass das Werkzeug nach Lourdes kommt. In unserem Fall ist ihr auserwähltes Werkzeug, unser verehrter Gründer der Militia Immaculatae, Pater Maximilian Kolbe. Dieser junge polnische Franziskaner wird aufgrund seiner intellektuellen Begabung von seinen Oberen 1912 nach Rom geschickt. Und fast wäre er dort nicht zum Priester geweiht worden. Denn ein eiternder Daumen und eine drohende Amputation hätten eine Weihe zum Priester unmöglich gemacht. Denn ohne Daumen kann ein Priester nicht die Messe lesen! Aber der junge Seminarist hat dort in Rom im Seminarrektor Pater Ignudi einen Freund gefunden, der ihn mit Lourdes bekannt machen sollte.

st peters basilica 2677061 960 720Lassen wir dazu seine Biografin, Frau Berta Weibel, zu Worte kommen:

„Hier in Rom ist Frater Maximilian in besonderer Weise auch der Immaculata begegnet. Diesen Ausdruck für die Mutter Gottes kannte er zuvor nicht. Lassen wir ihn selbst erzählen: ‚Ich war daran, meinen Daumen zu verlieren. Es hatte sich ein Abszess gebildet, welcher der ärztlichen Behandlung spottete. Die Eiterung wollte nicht weichen, und der Arzt sprach schon von der Ablation des Daumens, weil der Knochen angefressen sei. Ich sagte ihm, dass ich etwas Besseres wüsste. Pater Rektor hatte mir gerade Lourdes-Wasser gegeben und mir von seiner eigenen wunderbaren Heilung erzählt. Mit zwölf Jahren hatte er einen kranken Fuß. Bereits griff der Knochenfraß um sich. Tag und Nacht schrie er vor Schmerzen, und die Ärzte sahen die Rettung nur noch in der Ablation des Gliedes. Am Abend des ärztlichen Besuches, auf welchen die Operation erfolgen sollte, schritt seine Mutter ein. Sie entfernte den Verband, wusch den kranken Fuß mit Seife und Wasser und legte eine Kornpresse, die sie in Lourdes-Wasser getränkt hatte, darauf. Schon nach wenigen Minuten konnte der Knabe einschlafen, um nach einer Viertelstunde wieder zu erwachen, aber vollkommen geheilt! Das Wunder war offenbar, doch wollte es der ungläubige Arzt nicht zugeben und verstieg sich in Erklärungen, die niemand überzeugten. Als sich jedoch nach einigen Tagen ein Stück eitrigen Knochens aus der Fußsohle löste, musste er gestehen, dass hier eine höhere Macht am Werk gewesen war. Er bekehrte sich und baute auf eigene Kosten eine Kirche…

Als unser Arzt hörte, ich hätte Lourdes-Wasser, war er gerne bereit, mir damit einen Verband anzulegen. Am andern Morgen sagte der Spitalarzt, der Fall bessere sich, er könne wohl von einer Entfernung des Gliedes absehen. Nach dieser kurzen Behandlung war mein Daumen geheilt. Ehre sei Gott und Dank der Immaculata!“

Natürlich erzählt der väterliche Freund und Rektor des Kollegs, Pater Ignudi, dem jungen Polen auch, wie Maria dem Hirtenmädchen Bernadette erschienen sei und sich selbst als die Unbefleckte bezeichnet habe. Immaculata, die Unbefleckte, welch ein Wort! Gibt es ein anderes Wort, das die makellose Reinheit Mariens wiedergibt! Wer näher über die Wunderheilungen von Lourdes unterrichtet ist, kennt die Methoden der Gottesmutter. Die körperlichen Heilungen sind, wenn man sich so ausdrücken darf, für die „Werbung“ bestimmt. Die Gnadenerweise, die sie unverdienterweise dem Geschenk hinzugibt, entziehen sich der Kontrolle, sie lassen sich bloß erahnen.[3]

 

Lourdes kommt nach Polen

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Maximilian Kolbe mit Mitbrüdern und einer Lourdes-Statue

Immaculata – dieser Begriff ist in Polen keine geläufige Bezeichnung für die Gottesmutter. Doch Pater Kolbe erkennt, dass sie – auserwählt von ihrem göttlichen Sohn – die „Generalin“ ist, die Siegerin in allen Schlachten. Von dieser Zeit an spricht unser junger Kämpfer von Maria zumeist als der Unbefleckten. Der grausame Kampf gegen die Kirche und die unsterblichen Seelen waren ihm nicht verborgen geblieben. Im Gegenteil – er wurde auf unzweideutige Weise damit konfrontiert.[4]

Er wird die „Militia Immaculatae“ gründen, die auf mehrere Millionen Mitglieder anwachsen wird, er wird die Stadt der Unbefleckten, Niepokalanow, gründen, ein aus mehreren Holzbaracken bestehendes franziskanisches Kloster, wo innerhalb weniger Jahre Hunderte von Brüdern in restlosem Einsatz für die Sache der Immaculata und für das Heil der Seelen arbeiten.

Mitten in der Zeit einer großen Wirtschaftskrise werden diese – mit den damals modernsten Druckmaschinen – eine Zeitschrift, den „Ritter der Immaculata“ herausbringen, in einer Auflage die bis zum 2. Weltkrieg die Millionengrenze übersteigen wird. Woher das Geld dafür kam, weiß wohl nur die Immaculata. Und im KZ Auschwitz wird er sein Leben für einen Mithäftling opfern, indem er zusammen mit neun anderen Verurteilten freiwillig in den Hungerbunker geht. Und in diesem Fall werden aus diesem Todesbunker nicht (wie sonst) Verzweiflungs-schreie und Flüche zu hören sein, sondern laute Gebete, der Rosenkranz und Lieder zur Ehre Gottes und der Himmelskönigin.[5] Als letzter der Verurteilten stirbt Pater Kolbe durch die Todesspritze am 14. August 1941, einen Tag vor Maria Himmelfahrt.

Die Werke, die der liebe Gott seiner Mutter zu tun erlaubt, übersteigen alle unsere Vorstellungen. Aus dem Leben von Pater Kolbe kann man ein wenig erahnen, was die Himmelskönigin aus einem „Besen“ – so hat sich Pater Kolbe selbst gesehen bzw. bezeichnet – machen kann.

 

Zurück nach Lourdes

Nachfolgend soll zur Erbauung des Lesers ein Bericht unter wohl unzähligen folgen, der einmal mehr zeigt, dass Maria (wie der Heiland selbst) zuerst die – nach Außen nicht wahrnehmbare – Heilung der Seele, das Akzeptieren des göttlichen Willens fordert und erst dann die Heilung des Leibes gewährt:

Bei unserer Lieben Frau von Lourdes

Im Mai 1828 fuhr ein Pilgerzug von Köln am Rhein nach Lourdes. Ein 28-jähriges Mädchen war bei der Pilgerschar, ein bemitleidenswertes, armseliges Geschöpf. Im Jahr 1918, gegen Ende des Krieges, wurde es, damals achtzehn Jahre alt, von einer heftigen Kopfgrippe befallen. An ihrem Krankenbett schwand bald alle Hoffnung auf Genesung, der Arzt gab die Kranke auf. Schon war sie mit den Sterbe-sakramenten versehen. Doch wider Erwarten führte die Krankheit nicht zum Tod. Das Mädchen überstand die Gefahr, wurde allerdings auch nicht mehr gesund; es begann ein langes, zehnjähriges Martyrium. Als Folge der Krankheit war ein schweres Nierenleiden zurückgeblieben, das ständig heftige Schmerzen verursachte. Doch schlimmer war eine Art Lähmung der Beine. Diese waren an den Knien hochgezogen und ließen sich nicht mehr strecken. Das arme Mädchen konnte zehn Jahre lang weder stehen noch gehen noch sitzen noch knien. Zusammengerollt lag es auf seinem Schmerzenslager, ein Anblick zum Weinen. In fünf Krankenhäusern war das Mädchen gewesen, zwölf Ärzte versuchten nacheinander ihre Kunst an ihr — ohne Erfolg. „Unheilbar”, so lautete das abschließende Urteil der menschlichen Weisheit. Dabei lebte die Bedauernswerte in äußerst armen Verhältnissen. Mit ihrer alten Mutter, einer Bergmannswitwe, die eine kleine Rente bezog, bewohnte sie zwei Dachzimmerchen. Das war ein bitteres Leid, eine große Not!

Nur ein Stern leuchtete in der finsteren Leidensnacht von Tochter und Mutter: Der Gedanke an eine Wallfahrt nach Lourdes. Aber wie sollte das möglich sein? Die Krankheit hatte aller Ersparnisse aufgezehrt, und die kleine Witwenrente reichte kaum zum Leben. Da taten sich die Nachbarn, selbst arme Leute, zusammen und brachten das Reisegeld auf.

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Kranke Gefangene empfangen den Segen in Lourdes

Mehr noch als das. Sie beteten auch zusammen, lange vorher schon, dass die liebe Gottesmutter sich doch dieser großen Not, die ihnen allen ins Herz schnitt, erbarme. Als dann Anfang Mai die Wallfahrt angetreten wurde, hörten daheim die Freunde, voran die Mutter, sozusagen bei Tag und Nacht nicht mehr auf zu beten.

Die Kranke fuhr dem fernen Lourdes entgegen, schrecklich nahm die lange Bahnfahrt sie mit, halbtot kam sie in Lourdes an. „Die wäre auch besser daheim geblieben!”, meinte einer von den Ärzten. Alles Beten an der Grotte und alles Baden in der heiligen Quelle half rein gar nichts.

So verging der erste Tag, der zweite Tag, der dritte Tag und der vierte Tag. Es wurde schlimmer anstatt besser. In der Nacht zum fünften Tag kam die Verzweiflung über die Kranke; immerfort wimmerte sie in ihren Schmerzen vor sich hin: „Wäre ich doch daheim geblieben, um bei der Mutter zu sterben!”

In diesen schweren Stunden kam der Versucher zu ihr und flüsterte: „Das Beten ist umsonst, alles hier in Lourdes ist leerer Wahn. Auch du bist wie alle anderen eine Betrogene.” Sie aber, in ihrem Heiligsten verletzt, raffte all ihren Mut zusammen und sagte dem Teufel zum Trotz das schönste Gebet, dessen ein Mensch überhaupt fähig ist: „Herr, dein Wille gescheh’, tut’s auch noch so weh, wenn ich’s auch nicht versteh!”

Da gab Satan sein Spiel auf. Ein heiliger Friede zog in das Herz der Vielgeprüften. Leicht schlummerte sie ein, und als sie am Morgen in neuen Schmerzen erwachte und die Krankenträger sie zur Grotte bringen wollten, lehnte sie ab. Nein, sie hatte sich in Gottes Willen ergeben. Am Mittag wurde die Kranke erneut von den Krankenträgern gedrängt, sich zur Grotte hintragen zu lassen.

Es sei die letzte Gelegenheit, morgen müsse sie heimreisen. Da gab sie nach, nicht um geheilt zu werden, sondern um die Krankenträger nicht zu kränken. Doch kaum hatte sie diesmal das gesegnete Wasser berührt, da — was war das? Da streckten sich die Beine, eine jähe Freude durchzuckte sie. Sie sprang auf — sie, die zehn Jahre nicht stehen konnte. Schnell kleidetet sie sich an — sie, die zehn Jahre lang sich nicht selbst ankleiden konnte. Dankerfüllten Herzens warf sie sich auf die Knie — sie, die zehn Jahre nicht mehr knien konnte.

Und während sie sich vor lauter Seligkeit nicht mehr zu halten wusste, stieg aus tausend Kehlen jubelnd das Te Deum zum Himmel empor …

… 0 gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!

 

Unsere Liebe Frau von Lourdes – bitte für uns!

 

 

Textquellen:

[1] Vgl. Wikipedia, Übersetzung minimal angepasst durch die Redaktion

[2] Und schließlich betet die Kirche durch die Jahrhunderte der Christenheit zur Gottesmutter: „Du allein hast alle Häresien besiegt.“ Ihr allein ist es verheißen, der Schlange, dem Satan, den Kopf zu zertreten.

[3] Berta Weibel: Das Größte ist die Liebe S.30f (eine sehr zu empfehlende Biografie), Kanisius Verlag, Freiburg (Schweiz)

[4] „Januar 1917 in Rom. Die Freimaurer feiern ihr 200jähriges Gründungsfest. Auf ihren Umzügen sparen sie nicht mit Parolen: ‘Der Teufel wird im Vatikan regieren, und der Papst wird ihm als Schweizergardist dienen:“ Berta Weibel S. 34

[5] Hören wir den Bericht von Bruno Borgowiec: „Ich war Sekretär und Dolmetscher in diesem unterirdischen Bunker. Veranlasst durch die vornehme Haltung P. Maximilian Kolbes im Angesichte des Todes, die selbst der Gestapo auffiel, prägte ich mir alle Einzelheiten seiner letzten Tage genau ein.  …  Aus dieser Todeszelle hörte man täglich laut gesprochene Gebete, den Rosenkranz und religiöse Lieder. Ihnen schlossen sich auch die Gefangenen der anderen Zellen an. In den Augenblicken, da die Wache abwesend war, stieg ich in den Bunker hinunter, um mich mit meinen Leidens-gefährten zu unterhalten und sie zu trösten. Die innigen Gebete und die Hymnen zur Ehre der Immaculata waren im ganzen Bunker zu hören. Ich glaubte mich in einer Kirche. P. Maximilian begann, und alle andern antworteten. Manchmal waren sie so ins Gebet versunken, dass sie nicht einmal die eintretende Wache bemerkten; auf deren Schreien hin wurden sie still. Oft weinten beim Öffnen der Türe die Unglücklichen und bettelten um ein Stück Brot und einen Schluck Wasser. Selbst das verwehrte man ihnen“… Berta Weibel S.85

[6] Entnommen aus: „Die schönsten Mariengeschichten“, Pfr. Karl Maria Harrer, Miriam Verlag

 

Bilderquellen:

  • Lourdes Grotte für Zitat der Woche: © Militia Immaculatae, Schweiz
  • Lourdes Wallfahrt mit Kindern, © FSSPX, via fsspx.news
  • Statue in der Lourdes Grotte, © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 3.0 via Commons
  • Maximilian Kolbe mit Lourdes Statue, MI-Bildarchiv
  • Gefangene empfangen den Segen in Lourdes Datum: 6. September 1946 Ort: Lourdes Schlagwörter: GEFANGENE, empfangen Fotograf: Agence France Presse (AFP) Urheberrechtsinhaber: Nationaal Archief Materialart: Glasnegativ Archivnummer: Zugang 2.24.01.09 ansehen Bestandteilnummer: 901-9123, Nationaal Archief, CC0, via Commons
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