Zum Patronatstag der MI ein Originaltext des hl. Maximilian Kolbe aus dem Büchlein „Lass Dich von der Immaculata führen“, vom Alverna Verlag
Streben wir danach, wie ein kleines Kind unsere totale Abhängigkeit von ihr zu erkennen und an ihr zu hängen wie Kinder an ihrer Mutter.
- Es ist hier keine Frage des langen Kniens und Betens, sondern der Beziehung eines Kindes zu seiner Mutter. Ein liebender Blick zu ihrer Statue, die häufige Wiederholung des Namens Maria, auch wenn es nur in unserem Herzen ist. Verschiedene Gebete und Formeln sind gut und wunderschön, aber das Wichtigste … ist die einfache Beziehung eines Kindes zu seiner Mutter, der Sinn für unser Bedürfnis für diese Mutter, die Überzeugung, dass wir ohne sie nichts tun können.
- Wenn es Schwierigkeiten gibt … geh’ trotzdem weiter und nähere dich der Immaculata noch mehr – plaudere mit ihr wie ein kleines Kind. Übergib alles ihrem Willen – ob sie uns nun Süsses geben will oder uns mit Trockenheit ernährt. Durch unseren Willen sind wir ihr nahe, in ihren Armen. Obwohl er manchmal mit Kreuz und Leid übersät wird, ist der Weg der Unbefleckten überhaupt nicht beschwerlich und düster. Wir spüren die mütterliche Zuneigung immer.
- Ihr bittet mich um ein wöchentliches Programm für die Zeitschrift „Sohn der Unbefleckten“. Fragt ein kleines schwaches Baby nach dem wöchentlichen Programm seines Verhältnisses zu seiner Mutter.
- Die Unbefleckte sorgt sich zärtlich um mich – wirklich sehr zärtlich. Sie bietet all die Nahrung an, die für die Seele gerade unverzichtbar ist und in der notwendigen Menge. Aber manchmal umarmt sie mich auch lieb.
- „Aus dem Munde anderer wirkte der Ausdruck ‚Mamusia’[1] seltsam, aber bei ihm war er so natürlich und echt, dass man sogleich sah, dass er aus seiner tiefsten Erfahrung stammte.“
- Manchmal werden wir die fröhliche Gelassenheit eines kleinen Kindes erfahren, das nichts fürchtend, sich um nichts sorgend, sich ganz in die Hände seiner Mutter begibt, überzeugt von der Weisheit, Güte und Macht seiner guten Mutter. Manchmal wird der Sturm um uns wüten und Blitze werden einschlagen. Aber wenn wir ohne Grenzen der Immaculata geweiht sind, dann können wir sicher sein, dass uns nichts passiert, solange unsere liebe Mutter es nicht zulässt. Und wir werden den Frieden bewahren, arbeitend und leidend für die Rettung der Seelen.
- Was könnte bei alledem die Rolle der heiligen Mutter sein? Durch wen ist Jesus in die Welt gekommen? Wer zog ihn groß? Wem war er gehorsam? Die heiligste Mutter zog ihn groß, an ihrer eigenen Brust nährte sie ihn. Er gehorchte ihr sogar während seiner drei apostolischen Jahre, und oftmals betonte er, dass er den Willen seines Vaters erfüllte. Unser Herr Jesus wurde aus der heiligsten Mutter geboren. Er bedurfte ihrer Hilfe. Sie ernährte ihn, erzog ihn und mühte sich ab für ihn. Was für eine [Lehre] ist uns hier gegeben? Lassen wir uns von der heiligsten Mutter nach dem Beispiel unseres Herrn Jesus erziehen. Dann sehen wir, dass die Rolle der heiligsten Mutter klar ist … Was ist Heiligung? Heiligung ist der Empfang vieler grosser Gnaden von Gott und die richtige Antwort darauf. Lasst uns zur heiligsten Mutter gehen, damit diese Arbeit in uns erfolgreich getan wird. Was hier geschieht, sollte ähnlich sein, wie in einer natürlichen Familie. In Familien sehen wir, dass es der Vater ist, der arbeitet und das Brot und andere Notwendigkeiten verdient. Doch wer ernährt die Kinder, wenn nicht die Mutter? Die Mutter tischt auf und gibt jedem die Menge und Art an Nahrung, die für ihn am besten ist. Und welches Kind würde sagen, dass es keine Mutter möchte? Das Gleiche gilt für die übernatürliche Familie. Das sind Bilder … Bilder … die uns einen Vergleich ermöglichen. Die heiligste Mutter tut das Gleiche. Sie verteilt alle Gnaden und gibt jedem davon zur rechten Zeit, die richtige Art und Menge. Wer das abweist, wäre sehr undankbar.
- Wir werden ihr nie die Liebe geben, die sie verdient, mit der sie uns liebt.
- Es genügt nicht, immer zu hacken und zu jäten. Man muss die Blumen säen, sodass sie wachsen und blühen können. Für die Entwicklung der Blume sind Sonnenschein und Tau notwendig. Wenn es keinen Sonnenschein oder Tau gibt, dann wird die kleine Blume nicht wachsen … In der Seele ist es das Gleiche. Damit sie geistig wachsen kann, muss die Sonne sie wärmen und sie braucht den Tau der Gnade. Diese Sonne und dieser Tau sind nichts anderes als die Immaculata; sie allein. Denn: Sie ist die Mittlerin aller Gnaden. Damit Blumen in der Seele blühen können, müssen sie die Wärme des Lichts der Immaculata erhalten. So wie ein Säugling instinktiv versteht und fühlt, dass er wächst, wenn er bei seiner Mutter ist, dass er seine Nahrung von ihrer Brust saugen muss, um leben zu können, so entwickelt sich auch die Seele auf keine andere Weise, als wenn sie bei der Mutter Gottes weilt. Und wir fühlen in der Praxis, dass wir geistig sinken, wenn unser Verhältnis zur Unbefleckten kalt wird. Der Teufel weiß dies gut, weshalb er um jeden Preis danach strebt, uns von der Hingabe an die Mutter Gottes loszubekommen. Er wird andere heilige Andachten eingeben, solange sie nicht ihr gewidmet sind, denn dann ist es einfacher für ihn, erfolgreich zu sein. Geben wir uns also ohne Einschränkungen ganz der Immaculata hin. Lassen wir unsere Liebe zu ihr durch keinerlei Hindernisse beeinträchtigen, dann wird sich das Wort der Heiligen Schrift erfüllen: „Sie wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihrer Ferse nachstellen.“1 Der Teufel kann uns nur nachstellen, doch das Ergebnis wird immer sein: „Sie wird zertreten.“ Daher ermahne ich euch alle sehr zu dieser Hingabe.
[1] Ein starker Ausdruck von Zärtlichkeit, eine Verkleinerungsform von Matka (Mutter): es könnte mit ‚Mama‘ übersetzt werden