Maria, die Mittlerin aller Gnaden

Maria, die Mittlerin aller Gnaden

Zitat 2024 KW 19

Am 8. Mai feiert die katholischen Kirche den Gedenktag „Maria, Mittlerin aller Gnaden“. Die Mittlerschaft aller Gnaden der allerseligsten Jungfrau Maria ist eine wohl noch nicht dogmatisierte Wahrheit unseres Glaubens, die aber immer mehr von den namhaften Theologen vertreten und geglaubt wird. Sie lehrt, dass alle Gnaden der Bekehrung und Heiligung, die uns unser Herr durch sein Leiden und seinen Tod am Kreuz verdient hat, Maria anvertraut wurden, damit Sie dieselben an die Menschen guten Willens verteilen kann, „wann Sie will, an wen Sie will, wie Sie will, soviel Sie will“ (hl. Bernhard).[1]

Ist es nicht etwas Wunderbares, in allen Sorgen und Nöten zur Mutter gehen zu dürfen, weil ihr Herz in barmherziger Liebe für ihr Kind schlägt?

In dieser Vision von der Heiligsten Dreifaltigkeit und dem Kreuz, dem Erlösungswerk Gottes, ist Maria als einziges Geschöpf mit hineingenommen. Es unterstreicht ihre besondere Rolle im göttlichen Erlösungsplan, ihre Rolle als universale Mittlerin und Fürsprecherin für die Menschheit.

Aus dem Missale an Festtagen zu Ehren der Mutter Gottes: „Ich bin die Mutter der schönen Liebe und der (Gottes-)Furcht, der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung. Bei mir ist alle Gnade des guten Wandels und der Wahrheit, bei mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend.  …  Wer auf mich hört, wird nicht zuschanden, wer um mich sich müht, sündigt nicht. Wer mich verherrlicht, erhält das ewige Leben[2]“.

Warum ist Maria die Mittlerin aller Gnaden?

Kein Christ wird ernsthaft der Behauptung widersprechen, Maria könne insofern als Mittlerin aller Gnaden bezeichnet werden, da sie uns Jesus Christus geboren hat und mit ihm alle Gnaden der Erlösung uns zugeflossen sind.

Aber viele Väter der Kirche und viele heilige und gelehrte Männer der Kirche gehen viel weiter. Sie sehen Maria als Mittlerin aller Gnaden in dem Sinne, dass Gott es so wollte, dass wir durch Mariens Hände alles zu unserem ewigen Heile empfangen sollen[3]. Sie ist die Schatzmeisterin der Gnaden ihres Sohnes. Gleich wie im natürlichen Bereich ein Kind im Augenblick seiner Empfängnis vollkommen von der Mutter abhängig ist, so ist im übernatürlichen Bereich jedes Kind Gottes von (s)einer himmlischen Mutter abhängig. Hat uns Christus nicht selbst das Beispiel gegeben? Neun Monate verbrachte er als Mensch gewordener Sohn Gottes im Schosse seiner (erwählten) Mutter. Er ließ sich von ihr pflegen, in Windeln wickeln und wollte an ihrer Brust trinken. Als er in den Tempel gebracht wurde, ließ er sich von ihr in die Arme des greisen Simeon legen. Und als er am Kreuze für unsere Sünden starb, wollte er ein letztes Mal seine Ruhestatt im Schoss seiner hl. Mutter finden. Stellen wir uns einmal vor, wir könnten die Zeit 2000 Jahre zurückdrehen und nun selbst unter dem Kreuze stehen und wir würden die Worte aus dem Mund des Erlösers vernehmen: „Sohn, siehe da, deine Mutter“ (Joh 19,26). Wir haben also allen Grund, sie in tiefer kindlicher Verehrung als Mutter nach dem Willen des Heilands anzunehmen.

Julius Frank Maria und Josef mit dem Jesusknaben Und nicht zuletzt ahmen wir das Beispiel nach, das Christus selbst uns gegeben hat. Die Worte der hl. Schrift „Und er war ihnen untertan“ (Lk 2, 51) bezeugen, dass Jesus seine Mutter durch Gehorsam geehrt hat. Sollten wir uns weigern, dieses Beispiel kindlicher Ehrerbietung nachzuahmen? Sicher nicht.

Darum dürfen und sollen wir dem Beispiel des Heilandes folgen und von Maria alles erwarten, was uns zum Heile, zum ewigen Leben dient. Und Maria ist in den Augen Gottes dessen würdig und wert, hat doch Gott selbst sie erwählt, den eingeborenen, ewigen Sohn in ihrem Schosse aufzunehmen.

Maria ist wirklich „voll der Gnade“, sie beherbergt mit Christus, dem Sohne Gottes die Quelle und den Ursprung aller Gnade. Unser Herz sollte jubeln und Gott Tag und Nacht danken, dass er uns eine Mutter geschenkt hat, die uns – wie der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort lehrt – mehr liebt als alle Mütter zusammen, die jemals gelebt haben und noch leben werden und die auch mächtig ist, uns alle Gnaden zukommen zu lassen, deren wir in diesem Tale der Tränen bedürfen.

Master of Frankfort The Virgin Enthroned oil on oak panel 72.4 x 58.7 cm The Detroit Institute of Arts Detroit.In seinem Werk „Die Herrlichkeiten Mariens“ geht der hl. Alfons Maria von Liguori (gestorben 1787) auf einen Einwand ein, den ein Schriftsteller seiner Zeit[4] anführt, um die universale Mittlerschaft Mariens zurückzuweisen. Gekonnt und kenntnisreich weist er mithilfe des hl. Anselm diesen Einwand zurück. Dieser (Einwand) lautete, dass diese universale Mittlerschaft bedeuten würde, dass auch alle Heiligen genötigt wären, zu Maria zu gehen, wenn wir Menschenkinder einen Heiligen anrufen, um eine Gnade von Gott zu erlangen. Und das sei noch nie gehört worden. So der Einwand.

Die Entgegnung des Heiligen unter Zitierung des hl. Anselm (gest. 1109):

„Warum hast du allein die so grosse Macht? Weil du allein die Mutter unseres gemeinsamen Erlösers, die Braut Gottes, die Königin des Himmels und der Erde bist. Wenn du nicht für uns sprichst, so wird kein Heiliger für uns bitten und keiner wird uns helfen; aber wenn du für uns zu bitten dich würdigst, so werden alle Heiligen mit Eifer für uns bitten und uns helfen.[5]

 

Bilderquellen:

  • Vision von Tuy, 1929, MI-Bildmaterial zu den Visionen von Fatima, siehe auch https://suehnesamstag.info/
  • Mary and Joseph with the Infant Jesus, indistinctly signed jul. Frank, oil on canvas, Public Domain via Wikimedia
  • Master of Frankfurt, The Virgin Enthroned, oil on oak panel, 28 1/2 x 23 1/8 in. (72.4 x 58.7 cm), Detroit Institute of Arts, Detroit, Public Domain via Wikimedia

[2] Eccli. 24, 23ff

[3] So zum Beispiel der hl. Alfons Maria von Liguori in seinem schönen Werk «Die Herrlichkeiten Mariens», wo er viele Stellen von Heiligen, Kirchenlehrern, geistlichen Schriftstellern anführt, die diese Behauptung stützen.

[4] Muratori

[5] Hl. Alfons Maria von Liguori «Die Herrlichkeiten Mariens» S.143

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