Maria, Mutter der Gnade

Maria, Mutter der Gnade

Zitat 2024 KW 23
Am 9. Juni gibt es ein nichtkanonisches Marienfest, das in Rom und zahlreichen Diözesen in der ganzen Welt gefeiert wird. Ursprünglich wurde das Fest «Maria, Mutter der Gnade» zum Dank für viele Gnadenerweise und Gebetserhöhungen gefeiert, welche auf die Fürsprache der allerseligsten Gottesmutter zurückgehen. Als kleines Marienfest ist seine heutige Bedeutung im Kirchenjahr sehr gering.

Oftmals stellt sich auch die Frage wie Maria, denn die Mutter der Gnade sein kann. Kommt die Gnade denn nicht von Gott? Wie kann Maria denn vor der Gnade sein? Betrachtungen zu diesem Geheimnis geben uns der heilige Ludwig Maria Grignon von Montfort und Pater Garrigou-Lagrange aus dem Predigerorden.

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Ludwig Maria Grignon von Montfort

Maria, unsere Mutter?

Um das Geheimnis der Gnadenmutterschaft zu verstehen, müssen wir zunächst die Frage klären, ob Maria auch unsere Mutter sein kann. Sie ist zwar historisch untrennbar mit dem Leben des Heillandes verbunden, aber erstreckt sich ihre Mutterschaft auch in die heutige Zeit? Ist Maria heutzutage immer noch Mutter? Wie weit erstreckt sich ihre Mutterschaft?

An dieser Stelle soll nicht weiter auf die Gottesmutterschaft eingegangen werden. Dieses Dogma ist zweifellos für alle Zeiten geklärt. Pater Garrigou – Lagrange geht es viel eher um die Frage: In welchem Sinne ist Maria denn unsere Mutter? Offensichtlich ist sie es nicht in natürlicher Weise. Denn das natürliche Leben hat sie uns nicht geschenkt. Am ehesten kann man Eva, die Mutter aller Menschen nennen. Maria ist unsere geistliche Mutter, unsere Adoptivmutter. Wie der hl. Paulus sagt: «In Christus Jesus habe ich euch nämlich durch das Evangelium gezeugt» (1 Kor. 4,15), wie viel mehr kann dann Maria unsere Mutter genannt werden? Die geistliche Mutterschaft ist auch noch eine viel edlere, da diese ein Leben schenkt, welches nicht nur 60 oder 80 Jahre dauert, sondern eine Ewigkeit. In der tiefen, reinen Vereinigung mit Christus, unserem Erlöser, hat sie uns das Gnadenleben, den Keim des ewigen Lebens mitgeteilt.

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Pater Garrigou

Gottesmutter, Schmerzensmutter?

Wann wurde Maria nun unsere Mutter? Man ist sich einig, dass Maria in dem Moment zu unserer Mutter wurde, wo sie mit freiem Willen zustimmte, die Mutter des Heillands zu werden. Der Heiland ist der Urheber jener Gnade, welche uns geistiger erneuert. In offensichtlicher Weise hat der Erlöser sie selbst zur Mutter aller Gläubigen erwählt. Unter dem Kreuz, wo Maria den größten Akt des Glaubens, des Vertrauens und der Liebe zu Gott und den Seelen vollbrachte und sich mit dem Kreuzesopfer vereinigte, erklärte der Herr Maria zur Mutter des hl. Johannes. Er stand für alle die mit dem kostbarsten Blut losgekauft werden sollten.

Dies ist der Beginn der Marienverehrung. In der Seele Mariens gab es eine große Zunahme der Mutterliebe zu uns und in der Seele des hl. Johannes eine kindliche Zuneigung und Ehrfurcht für die Mutter Gottes. Maria hört auch nie auf ihre mütterlichen Tätigkeiten auszuüben. Sie wacht über uns, damit wir in der Liebe wachse und in ihr ausharren. Sie legt Fürbitte für uns ein und vermittelt uns alle Gnaden, die wir empfangen.

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Unsere Liebe Frau von Heiligsten Herzen – Piaza Novona, Rom

Maria, Mutter der Gnade

Der heilige Ludwig Maria Grignon von Montfort fasst die Lehre der Gnadenmutter wie folgt zusammen: «Sie hat dem Urheber aller Gnade das Leben geschenkt, und deswegen wird sie Mutter der Gnade, Mater gratiae, genannt. Gott Vater, von dem jede vollkommene Gabe und jede Gnade wie aus ihrer Quelle herabkommt, übergab Maria seinen Sohn und schenkte ihr damit alle seine Gnaden, so dass, wie der hl. Bernhard sagt, ihr in und mit dem Sohn auch die Macht Gottes geschenkt wurde.»[1]

Nehmen wir also unsere Zuflucht zur Mutter der Gnade und bitten sie um ihren mütterlichen Beistand und ihre Fürsprache.

Gott, der Du dem Menschengeschlecht durch die fruchtbare Jungfräulichkeit der seligen Maria die Gnade der Wiederherstellung gewährt hast, gib, dass wir uns im Himmel der beständigen Gemeinschaft jener erfreuen, die wir auf Erden Mutter der Gnade nennen. Amen. [2]

 

Quellen:

[1] Das Goldene Buch, Hl. Ludwig Maria Grignon von Montfort, Neuauflage von 1987, S. 223-224 Abschnitt 3, LINS-Verlag

[2] Schott Messbuch, Nachdruck der Schott-Ausgabe aus dem Jahr 1961, herausgegeben von Sarto Verlagsbuchhandlung GmbH, Seite [351]

Informationen zusammengefasst: Die Mutter des Erlösers & unser inneres Leben, Pater Réginald Garrigou-Langrange, O.P., von 2020, S. 202-208, herausgegeben von: Sarto Verlagsbuchhandlung GmbH

Bilder:

  • Zitat der Woche: Mariensäule in Kaptol, Zagreb, Kroatien, CC-BY-SA 4.0 by Bernard Gagnon via Wikimedia
  • Ludwig Maria Grignion von Montfort, Public Domain via wikipedia.org
  • Pater Reginald Garrigou-Lagrange O.P. (France 1877 – Rome 1964), Public Domain via Wikimedia.org
  • Our Lady of the Sacred Heart – Plaza Navona Church – Roma, CC-BY-SA 2.0 Robert Cheaib, via Wikimedia.org
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