Marianische Mission in Wil

Marianische Mission in Wil

W 17 15 004 MissionVom 22. bis 24. September fand in Wil die marianische Mission statt. Pater Karl Stehlin reiste dazu am Freitag an, zelebrierte die Abendmesse und hielt eine feurige Predigt. Der Inhalt kann mit dem Bibelzitat aus Markus 8.36 zusammengefasst werden: «Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele verliert?» Dabei ging er auf die Wichtigkeit ein, das eigene Herz zu öffnen und die himmlische Mutter einzuladen. Die große Gefahr ist jedoch, dass man im Medienrummel und in der Sucht nach Neuigkeiten die Seele und den Verstand zerstreut und für das Wichtige keine Andacht findet. Darum getrost einige Nachrichten verpassen und dafür Maria mehr kennenlernen.

Am Samstagmorgen begann um 8.00 Uhr der Rosenkranz, dem der erste Vortrag folgte. Pater Stehlin setzte die drei Hirtenkinder in den Kontext der Erscheinungen. Die Beobachtung der Berufung dieser drei einfachen Kinder und all der Begleitumstände erlaubt ein tieferes Verständnis des Geistes von Fatima. Wieso ist die Unbefleckte abseits von allem Lärm, von Würdenträgern und großen Bauten in der Einöde von Schafweiden erschienen? Die Wirkungsweise des Himmels ist wie schon bei Elias nicht im Sturm, Feuer und Erdbeben, sondern im leisen Säuseln, das diejenigen hören, die im Herzen Ruhe und Platz für das wirklich Große schaffen. An diese Gedanken knüpfte der zweite Vortrag an und führte dazu hin, die Bedeutung und das Gewicht des inneren Gebetes zu erklären.

Nach den ersten zwei Vorträgen folgte die Heilige Messe mit Beichtgelegenheit und der Mittagspause.

Zu den Vorträgen kamen bis zu 160 Zuhörer aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und gar Polen. Dabei fiel es wohl jedem einfach den spannenden Worten gebannt zuzuhören, da Pater Stehlin den Inhalt sehr beeindruckend und fast schon theatralisch mit Gesten und Beispielen unterstrich. Die zwei Vorträge am Nachmittag führten zu den Heilmitteln des Gebetes und des Opfers hin. Ach wie einfach ist es doch ein kurzes Stoßgebet im Alltag zu verrichten. Damit kann man den Segen der Muttergottes auf sich und sein Umfeld herabziehen. Maximilian Kolbe gebrauchte die Stoßgebete mit Gewehrkugeln zu vergleichen, nicht um die Feinde der Kirche zu erschießen, sondern um sie zu bekehren. Welch große Wirkung haben Stoßgebete und kleine Opfer, die von Herzen zum Himmel gesendet werden. Doch die Erbringung ist eine Herausforderung in einer Welt des Konsums, der Bequemlichkeit und der Zerstreuung. Der letzte Vortrag am Samstag führte über verschiedene Aspekte von Fatima und deren Bedeutung für unsere Zeit zur Betrachtung hin und schloss den Bogen zur Predigt vom Freitag. Die Betrachtung ist ein unglaublich wichtiges Mittel, um Gott und Maria näher zu kommen, sie besser kennen zu lernen und mehr zu lieben. Dazu ist nicht viel nötig. Man muss es wollen, man muss die Voraussetzungen schaffen, indem man die Ablenkungen, vor allem die technischen, beseitigt und man muss ein passendes Buch zur Hand nehmen. Dabei genügt es, einige Zeilen zu lesen und darüber nachzudenken.

Der Höhepunkt war nun die feierliche Prozession mit der Fatimamadonna durch die Stadt Wil am Abend. Diese wurde begleitet von einer Blaskapelle, von Delegationen aus vier deutschen MI-Gruppen und insgesamt zweihundert Teilnehmern. Manch ein Zeitgenosse verdrehte verdutzt den Kopf und zückte das Smartphone um das sonderbare Ereignis festzuhalten. Wer hat schon in unserer modernen und säkularen Kultur eine Gruppe von Menschen gesehen, die eine zierlich gekleidete Frau als Herrin lobt, preist und ihr die Ehre erweist, indem sie sie singend und betend durch die Stadt tragen?

An der Wallfahrtskirche Maria Dreibrunnen angekommen, hielt Pater Stehlin auf den Stufen eine kurze Ansprache und eine Schlussandacht. Der verantwortliche Pfarrer vor Ort wollte wegen eines Schreibens von den Bischöfen Gmür und Büchel aus dem Jahr 2012, in dem der Bruderschaft wegen fehlendem kanonischen Status die Kirchen zu verwehren geboten wird, die Muttergottes mit ihren Verehrern in der marianischen Kirche nicht willkommen heißen. Nichts desto trotz dankte Pater Pfluger den vielen Helfern und Teilnehmern und lud zu einem abendlichen Imbiss vor Ort mit Suppe und belegten Broten ein.

Am Sonntag zelebrierte Pater Stehlin das Hochamt zu Ehren des Unbefleckten Herzens Mariens mit einer weiteren bemerkenswerten Predigt. Dabei setzte er die verschiedenen Ereignisse der letzten fünfhundert Jahren in einen Gesamtkontext und folgerte daraus eine Entscheidung im hier und jetzt für Maria und unsere Rettung.

25 neue Ritter durften zur großen Freude aller nach der sonntäglichen Messe in die Militia Immaculatae aufgenommen werden. Weltweit zählt die MI mittlerweile ungefähr 85’000 Ritter.

Der eineinhalbstündige Vortrag am Nachmittag widmete Pater Stehlin dem dritten Geheimnis von Fatima. Dabei zeigte er ein Muster aus den vorherigen Geheimnissen auf und führte Schritt für Schritt eine Rekonstruktion durch und wagte eine These über den noch verborgenen Inhalt. Dabei stand nicht die Neugierde oder die Detailverliebtheit im Vordergrund, sondern die Aktualität und Wichtigkeit von Fatima gerade in unserer Zeit. Pater Stehlin schloss mit den Worten: «So wollen wir jetzt mehr denn je zuvor, eben das, was Maria in Fatima verlangt hat, von der ersten Erscheinung des Engels bis zur letzten in Tuy, wirklich als großes Losungswort, als großes Ideal für den Rest unseres Lebens nehmen und wirklich Apostel unserer Lieben Frau von Fatima sein. Jesus möchte sich deiner bedienen, damit die Menschen das unbefleckte Herz Mariens kennen und lieben. Und damit wirst du deine Seele retten und viele, viele andere vor der Hölle bewahren.»

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