Das Marientragen ist ein alter Brauch, welcher in der Barockzeit im östlichen Alpenraum entstand, um das Kommen des Erlösers einzuleiten. Dieser Brauch dauert gewöhnlich als Novene vom 16. Dezember bis zum Heiligabend, kann auf mehrere Gruppen aufgeteilt oder über den ganzen Advent ausgeweitet werden. Dabei geht eine Wandermadonna von der Kirche einer Kirchgemeinde aus von Haus zu Haus, um dort einen oder mehrere Tage besonders verehrt zu werden. So besucht sie möglichst viele Pfarreimitglieder, welche sich durch dieses Beherbergen Mariens, die ja in dieser Zeit den göttlichen Sohn unter ihrem Herzen trägt, auf Weihnachten vorbereiten. An Heiligabend kann die Madonna wieder feierlich in die Kirche eingeführt werden.
Die Aussendung wird von einem Priester in der Kirche vorgenommen.
Feier zur Übergabe / zum Empfang der Marienfigur
Die „Überbringer“ grüßen zur vereinbarten Zeit an der Türe:
Wir kommen, wir fragen, wir klopfen an, ob Christus, der Heiland, zu euch kommen kann.
Unsere Liebe Frau ist wieder auf Reisen, wir möchten ihr gern eine Herberg zuweisen.
Wir möchten erbitten ein gutes Quartier, ein offenes Herz, eine offene Tür,
eine offene Tür für den Christus auf Erden, der bald aus Maria geboren will werden.
Wollt, liebe Leut, uns eintreten lassen, die Mutter Gottes steht auf der Straßen.
Und St. Josef, der heilige Mann, der fragt bei euch um Herberge an.
Tut ihre Wanderschaft fleißig verehrn und das heilige Kommen von Christus, dem Herrn.
Drum kommen und klopfen und fragen wir an, ob Christus, der Heiland, zu euch kommen kann.
Dann antwortet die neue „Herbergfamilie“:
O Jungfrau Maria, von Herzen gern! Tritt ein mit unserem lieben Herrn!
Du bist voll der Gnaden, sei uns gegrüßt und gelobt sei der Sohn, unser Herr Jesus Christ.
Es ist uns Ehre und große Freud, dass ihr zu uns gekommen seid.
Denn jedes Haus wird gesegnet sein, in das ihr beide tretet ein.
O liebste Maria, tritt herein, und wollst unsere Frau und Mittlerin sein,
dass wir eintreten dürfen bei deinem Sohn, wenn er wiederkommt auf ewigem Thron!
Auch ältere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an der sonntäglichen Messe teilnehmen, können dadurch wieder Verbindung mit ihrer Gemeinde aufnehmen und im Gebet vereint sein.
Das Marientragen zieht viele Gnaden mit sich. Hat sich doch dieses Jahr eine Arbeitskollegin von einer unseren Gläubigen, nachdem sie Bekanntschaft mit der Schönheit dieses Brauches gemacht hat, gewünscht mitmachen zu dürfen.
Obwohl es jedes Jahr in unserem Priorat in Göffingen immer mehr werden, die sich am „Tragen“ beteiligen möchten, war es aus organisatorischen Gründen so, dass ein Tag nicht belegt war und jene Arbeitskollegin diese Lücke hat füllen können. So kam es, dass ihr Wunsch, am Marientragen teilzunehmen, in Erfüllung ging.
Drum ist dieser Brauch nicht für gering zu halten und dessen Verbreitung oder Wiedereinführung kann ein schönes Apostolat für die MI sein.