Pater Direktors Brief Nr. 11

Pater Direktors Brief Nr. 11

Liebe Ritter der Immaculata!

Zu den tiefsten Betrachtungen des hl. Maximilian Kolbe gehört sicher das Geheimnis der Vereinigung Jesu mit Maria, bzw. des heiligsten Herzen Jesu mit der Immaculata. Wir können seine Gedanken zu diesem Geheimnis mit den bekannten Worten des hl. Johannes Eudes zusammenfassen: „Das, was Gott selber so vollkommen vereint hat, dürfen wir nie trennen. Jesus und Maria sind so innig miteinander verbunden, dass alle, die Jesus sehen, Maria sehen können. Alle die Jesus lieben, Maria lieben; alle die Jesus verehren, Maria verehren.“

Im Leben unseres heiligen Gründers geht alles um das Geheimnis der Liebe! Dank ihrer Vereinigung mit dem Hl. Geist ist das Herz der Gottesmutter der Gipfel der Liebe: In der Vereinigung des Hl. Geistes mit ihr verbindet sich nicht nur die Liebe mit diesen beiden Wesen, sondern das erste der beiden [der Hl. Geist] ist die ganze Liebe der Hl. Dreifaltigkeit, während das zweite [Maria] die ganze Liebe der Schöpfung ist; und so ist in dieser Vereinigung der Himmel mit der Erde verbunden, der ganze Himmel mit der ganzen Erde, die ganze ungeschaffene Liebe mit der ganzen geschaffenen Liebe; es ist der Höhepunkt der Liebe.“ Die LIEBE der Hl.  Dreifaltigkeit erscheint ganz und gar in der Immaculata, in ihrem innersten Sein, in ihrem Herzen, weil das Herz die innerste Persönlichkeit darstellt – die Quelle von allem was der Mensch ist und hat.

Da aber der Hl. Geist in Gott die Liebe des Vaters zum Sohn ist und die Liebe des Sohnes zum Vater, ist im Geheimnis Mariens der Hl. Geist sozusagen die Liebe Mariens zu Gott und besonders zu ihrem Sohn, so wie er die Liebe des Sohnes zu seiner Mutter ist. Mit anderen Worten, der wertvollste Schatz der ganzen Schöpfung ist die Unermesslichkeit der Liebe, welche diese Herzen füreinander haben, und dies ist genau der tiefste Sinn der Andacht zu den vereinten Herzen Jesu und Mariens. Der hl. Johannes Eudes wies auf das Wunder dieser Vereinigung hin und stellte Maria als die neue Bundeslade vor:

„Das Herz Mariens wurde durch die Bundeslade des Moses dargestellt. Erstens, wie die Lade aus unverweslichem Holz gemacht war, wurde das unbefleckte Herz der Königin der Engel niemals durch irgendeine Sünde verunreinigt.  Zweitens, wie die Lade innen und außen mit reinem Gold geschmückt war, wurde das Herz der Mutter der schönen Liebe seit Anbeginn durch das Gold der Liebe innerhalb (in den Augen Gottes) und außerhalb (in unseren Augen) vollkommen geschmückt.

Drittens, wie die Bundeslade die Tafeln der Gebote Gottes beinhaltete, schrieb der Hl. Geist in goldenen Buchstaben in das heilige Herz seiner göttlichen Mutter alle heiligen Gebote, die unser Erlöser uns vom Himmel gebracht hat.

Viertens, wie die Bundeslade das Manna, welches Gott vom Himmel fallen ließ, um sein auserwähltes Volk in der Wüste zu nähren, beinhaltet hat, enthielt das Herz der Mutter Jesu in sich alle Geheimnisse, die ihr Sohn für uns auf Erden vollbracht hat, alle Worte des Lebens und alle göttlichen Wahrheiten, die er uns vom Himmel gebracht hat, genau wie ein liebstes und süßestes Manna, um uns zu speisen und unsere Seelen zu beleben. O Jesus, eingeborener Sohn Gottes, eingeborener Sohn Mariens, ich opfere dir auf, das liebende Herz deiner himmlischen Mutter, welches für dich kostbarer und schöner ist, als alle anderen Herzen. O Maria, Mutter Jesu, ich opfere dir auf, das heiligste und verherrlichte Herz deines geliebten Sohnes, welches das Leben und die Freude deines Herzens ist.“

Wir können uns diesem Geheimnis von zwei Seiten annähern: Im Allgemeinen betrachten wir zuerst die Herrlichkeit des hl. Herzens Jesu, danach die des unbefleckten Herzens Mariens, und dann schließen wir sie zusammen. Symbolisch stellt die christliche Kunst dies dar, wenn sie die beiden Herzen nebeneinander stellt. Wir können zwei Herzen sehen; zwei Ströme, die sich erbarmungsvoll in unsere Seelen ausgießen, um sie zu reinigen und zu heiligen. Aber wir können auch direkt die Vereinigung der beiden betrachten, welche aus ihnen sozusagen „ein Herz und eine Seele“ macht, welches die Quintessenz der Liebe ist. Die christliche Kunst stellt dies dar, wenn sie die zwei Herzen ineinander verschlungen darstellt, wie z.B. im Emblem der MI. Beide Quellen (die Herzen) sind zu einem riesigen Strom verschmolzen, der zu jedem menschlichen Herzen fließt und darum bittet, eintreten zu dürfen, um uns zu reinigen, zu verwandeln und uns in das Geheimnis der Liebe Gottes aufzunehmen.

Die schmerzhaften Geheimnisse beleuchten diese Wahrheiten

Jedes von ihnen offenbart wiederum die Geheimnisse dieser Herzen und des Gnadenflusses, der aus jeder Wunde hervorgehet, aus jedem einzelnen Schmerz und Leiden des neuen Adams und der neuen Eva. In IHREM Herzen wird alles wiederholt und gegenwärtig gemacht, was ER in seinem Körper gelitten hat.

Die unvorstellbare Todesangst Christi im Garten Getsemani zeigt uns die abgrundtiefe Bosheit und Schlechtigkeit der Sünde, denn die Heiligkeit Christi ist das absolute Gegenteil der Sünde. Es gab nur eine Person, die eine ähnliche Erkenntnis der Schrecklichkeit der Sünde wie Christus hatte, denn ihre Unbeflecktheit ist ebenso das absolute Gegenteil von Sünde. Als Christus den Kelch der Bosheit trank, um für die Sünden zu sühnen, so trank sie diesen mit ihm, denn der Erlöser und die Miterlöserin haben alles gemeinsam. Wenn das Leiden seiner Todesangst in den Blutstropfen ausgedrückt wird, die auf die Erde tröpfeln, drückt sich das Leiden ihrer Todesangst in den Tränen aus, die mehr aus ihrem Herzen als aus ihren Augen hervorkamen. Und ihre Tränen fließen immer noch und werden fließen, solange die Menschen sündigen. Das ist die Bedeutung ihrer Tränen, die sie in La Salette, Syracuse, Akita etc. gezeigt hat.

Bei der Geißelung betrachten wir, wie sein Fleisch zerschlagen wird, und ihre geistige Geißelung ist wie ein Versuch, ihre Unbeflecktheit und Reinheit zu zerschlagen. Beide trugen diese Beleidigung und Verspottung mit unvorstellbarer Geduld. So entschädigten sie die Entweihungen der Menschen und wurden zu einer Quelle der Reinigung für arme Sünder.

Die Dornenkrönung ist die Sühne für unseren Stolz. Das heiligste Herz Jesu wird üblicherweise mit einer Dornenkrone umwunden dargestellt und das unbefleckte Herz Mariens mit einem Kranz von weißen Rosen. Bei ihrer letzten Erscheinung an Schwester Lucia am 13. Juni 1929 in Tuy, hatte die Schwester die berühmte Vision der heiligsten Dreifaltigkeit; sie sah Maria neben dem gekreuzigten Herrn: „Unter dem rechten Arm des Kreuzes stand Unsere Liebe Frau mit ihrem unbefleckten Herzen in der Hand (es war Unsere Liebe Frau von Fatima, ohne Schwert und Rosen, aber umgeben von einer Dornenkrone und Flammen).“ Diese Vision zeigt, wie innig vereint die beiden Herzen sind, beinahe identisch. Wenn ihr Herz von der Dornenkrone Christi durchbohrt wurde, so zeigt dies, dass alles, was Christus im grauenhaften Moment der Dornenkrönung an seinem Haupt litt, Maria in ihrem Herzen mit ihm litt. Und ihre Leiden dauern fort, solange die Menschen sündigen. Und dass die Herzensleiden nicht weniger schlimm sind als die physischen Leiden, erfährt jede gute Mutter, welche die Leiden ihrer geliebten Kinder stärker empfindet als ihre eigenen.

Im Lichte dieser vollständig vereinten Herzen sollten wir auch jede Station des Kreuzweges betrachten. Beim Kreuzweg wollte er sie nicht nur geistig bei sich haben. Bei der 4. Station standen sie sich gegenüber. Die zwei Herzen die am meisten litten, am meisten liebten und am meisten opferten, begegneten sich. Unsere sündhaften Herzen befinden sich in der Mitte, zwischen den beiden, und sind die Ursache für deren nie endende Qual. Wenn wir ihn anschauen, so schaut er zu ihr, und wenn wir sie anschauen, so schaut sie zu Ihm. So als ob jeder von ihnen uns sagen wollte: „Schau dort – es ist für dich.“

Aus diesen beiden Herzen strömt das lebendige Wasser in die Wüste unserer Seelen.

Und dann nehmen uns diese beiden Herzen auf den Gipfel von Kalvaria. Wenn wir sein durchbohrtes Herz betrachten, verstehen wir, dass er uns bis zum Ende liebt. Und wenn wir bei der 13. Station ihr Herz von sieben Schwertern durchstoßen sehen, verstehen wir, dass sie uns bis zum Ende liebt.

Liebe Ritter, Instrumente in den Händen der Muttergottes, um sie bekannt und geliebt zu machen, versteht eure wichtige Aufgabe, Euch, Eure Familie, Eure Verwandten und Bekannten in dieses Geheimnis der Liebe einzuführen: alle Herzen in das Herz Jesu zu legen, damit er sie seiner Mutter geben kann, damit sie diese als ihre wahren und hingebungsvollen Kinder, Sklaven und Ritter formen kann; und alle Herzen in das Herz Mariens zu legen, damit sie diese zusammen mit ihrem Herzen Jesus darbringe, damit er dieses Opfer gnädig annehme!

Nur so können wir auf die ernste Forderung unseres Herrn antworten: “Mein Sohn, gib mir dein Herz!”

Einmal im Geheimnis dieser heiligsten Herzen verborgen, kann uns nichts mehr schaden, nichts kann uns mehr verwirren, denn mit den VEREINIGTEN HERZEN vereint, sind unsere Gedanken und Herzen bereits in die übernatürliche Welt geführt, unser innerstes Wesen wohnt bereits im Himmel. Die Kirchenväter nennen Maria häufig „Gottes Himmel“. Johannes Eudes sprach von ihrem Herzen als dem „himmlischen Himmel“, in dem Gott viel präsenter ist als im Himmel. Sie ist ein solches Meisterwerk Gottes, dass sie den Himmel in dem Ausmaß übertrifft, wie die Würde und Herrlichkeit des Himmels die Erde übersteigt. Es ist unvorstellbar, was das bedeutet. Der ganze Himmel, die ganze Vollkommenheit und Liebe aller Heiligen zusammen, sind nur ein schwacher Abglanz vom „Himmel der Himmel“, der die Immaculata ist.

Wenn wir hier unsere wahre Heimat gefunden haben, werden uns alle Schwierigkeiten und Prüfungen dieser Welt in ihrem wahren Licht erscheinen: Kreuze, die wir tragen sollen, um in der Liebe zu Gott zu wachsen und bessere Ritter zu werden, insbesondere um der Immaculata zu helfen, mehr Seelen zu retten!

Singapur, am Fest des heiligsten Herzen Jesu 2018

P. Karl Stehlin

 

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