Pater Direktors Brief Nr. 7

Pater Direktors Brief Nr. 7

Liebe Ritter der Immaculata

stehlinkarl inEs ist eine alte Tradition, welche bereits auf das Alte Testament zurückgeht und dann besonders von den Aposteln im Abendmahlssaal geprägt wurde, dass wir uns auf große Gnadentage gebührend vorbereiten. Das Jubiläum, das wir im August in Fatima gemeinsam – oder zumindest im Geiste verbunden – begehen, darf man ohne Übertreibung als einmalig und großartig bezeichnen: 100 Jahre Fatima und MI!

Am 19. August 1917 beschenkte Unsere Liebe Frau die drei Seherkinder, und durch sie auch uns, mit der persönlichsten der sechs Erscheinungen. Sie überraschte die Kinder an einem Ort namens Valinhos, abseits vom üblichen Erscheinungsort; einem Ort, der heute symbolisch für die Stille und Einkehr steht, im Kontrast zum betriebsamen Hauptheiligtum. Dort sprach sie zu den Kindern mit traurigem Gesichtsausdruck:

„Betet, betet sehr viel und bringt Opfer für die Sünder: Denn viele kommen in die Hölle, weil niemand sich selbst für sie opfert und für sie betet.“  

Ist es ein Zufall, dass wir uns auf den Tag genau 100 Jahre später an genau diesem Ort versammeln dürfen?

Erlauben Sie mir, Ihnen zur Einstimmung auf die Wallfahrt ein paar Gedanken aus meinem Fatimabuch, Band 1 zu zitieren:

 „Betet, betet sehr viel!“ Diese Wiederholung des gleichen Wortes ist ebenfalls einmalig in Fatima. Wir können in diesem Ruf der Liebe drei Elemente unterscheiden.

Erstens: Unsere Liebe Frau flüstert, während ihre traurigen Augen meine Augen und meine Seele durchdringen, meinem Herzen zu: „Mein liebstes Kind, bitte bete! Ohne Gebet wirst Du deine Seele nicht retten, ohne Gebet kannst Du nicht mit Gott vereint werden und seine Gnaden erhalten!“

Zweitens: Unsere Liebe Frau verdoppelt ihren Aufruf: „Betet, betet! Du betest nicht genug, mein Kind! Bitte verdopple Deine Gebete, nicht so sehr der Menge nach, sondern was die Qualität betrifft. Lerne gut zu beten, mit Deinem ganzen Herzen! Strenge Dich an, Dich ganz und gar dem Gebet zu widmen, wenn Du betest. Tue es ganz zur Verherrlichung meines Sohnes, zu meiner Ehre und zur Rettung der Seelen! Ein einziger Rosenkranz, der mit großer Hingabe und Verlangen gebetet wird, um mir zu gefallen, ist besser als hundert, die mit Nachlässigkeit und Oberflächlichkeit gebetet werden.“

Drittens: Unsere Liebe Frau verlangt: „Betet, betet sehr viel! Ihr wisst, dass mein Sohn darum bittet, ‚immer und unaufhörlich zu beten’. Nur wenn Ihr ständig mit Gott vereint seid, kann die Gnade Gottes Euch unaufhörlich durchdringen und der Heilige Geistes Euch mit seinen Gaben beflügeln. Aber ich weiß, dass die unaufhörliche Vereinigung mit Gott ein besonderes Geschenk der Gnade ist, das erst nach vielen Jahren ununterbrochener Anstrengung gegeben wird. Trotzdem besteht der einzige Weg, das Ziel des ‚immerwährenden Gebetes’ zu erreichen, darin, Eure Gebete im Laufe der Zeit immer mehr zu vervielfachen, bis Ihr irgendwann wirklich ‚ohne aufzuhören’ betet.”

Wir können diesem Aufruf unserer Herrin und dem Geist von Valinhos am besten entsprechen, indem wir uns in den noch verbleibenden Wochen vor der Wallfahrt um die Stille und den Geist des Gebets bemühen. Was heißt das konkret? Dass wir uns immer wieder bewusst vom Lärm dieser Welt zurückziehen, im Alltag „unser Valinhos“ aufsuchen, um in Stille vor Gott und Unserer Lieben Frau zu verweilen. Diese Zeit in Stille vor Gott wird so zur Grundlage und Quelle unseres übrigen Gebetslebens im Alltag.

Eine bewährte Möglichkeit, um das immerwährende Gebet auch während den verschiedenen Beschäftigungen des Alltags zu üben, ist das ständige Wiederholen eines bestimmten Stoßgebetes, etwa des Gebets: Jesus, Maria, ich liebe euch, rettet Seelen. Dieses Gebet beinhaltet sowohl die Liebe zu Jesus und Maria, als auch die Liebe zu den Seelen, und hilft uns so, das doppelte Gebot der Liebe zu erfüllen und darin zu wachsen. Zudem entspricht es ganz dem Geist Fatimas:

  1. „Gott trösten“

Indem wir von Herzen beten „Jesus, Maria, ich liebe euch“, trösten wir „Gott, der so traurig ist“. Wir können uns so mit dem heiligen Francisco vereinen, der darin seinen ganzen Lebenssinn sah. Gerade in Valinhos zeigte sich uns Maria traurig und sie erinnert uns so daran, wie sehr sie und auch Gott unsere Tröstung für die Flut der Sünden unserer Tage wünschen.

  1. „Die armen Sünder“
    Dies ist das zweite Anliegen Fatimas, für das sich vor allem die heilige Jacinta aufopferte. Die Not der Sünder, die ihr vor allem in der Höllenvision offenbar wurde, erschütterte sie so sehr, dass sie voll Mitleid den Rest ihres Lebens nur an diese dachte, für sie betete und sich für sie opferte.

Wir begegnen im Alltag so vielen Seelen – eine gute Gelegenheit, um ihnen ein „rettet Seelen“ zu schicken, für sie zu beten. So erinnert uns dieses Stoßgebet im Alltag immer wieder an die Not der Seelen und unsere Aufgabe, für sie zu beten.

Wenn wir die nächsten Wochen versuchen, immer treuer in diesem Geist zu leben, können wir Unserer Lieben Frau sicher eine große Freude bereiten, und so werden wir gut vorbereitet zu ihr nach Fatima kommen.

Zudem möchte ich Sie einladen vom 13. Juli bis zum 19. August gemeinsam eine „Novene“ zu beten, ein tiefes Gebet, das von einem irischen Kloster der Tradition für dieses Jubiläumsjahr verfasst wurde (Sie finden es unten).

Karl Stehlin

 


Vorbereitungsgebet zur Jubiläumswallfahrt 2017

O unbefleckte Jungfrau Maria, Königin des heiligen Rosenkranzes, du mit der Sonne umkleidete Frau, die du uns vor 100 Jahren in Fatima besucht hast, um allen Menschen dein mütterliches und unbeflecktes Herz zu offenbaren, dir weihen wir uns ganz und gar. Nimm uns in deine Obhut, in dein unbeflecktes Herz auf, in die Arche der Erlösung, die der Heilige Geist für uns und für alle Kinder der katholischen Kirche auf der ganzen Welt vorbereitet hat.

Lass uns in diesem Jahr in deinem unbefleckten Herzen ein Heiligtum des immerwährenden Gebets, ein Tabernakel der Vertraulichkeit mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, ein Spital für die Heilung jeder Krankheit, ein Hafen des Friedens inmitten der Wirren der Zeit, die selbst die tapfersten und treusten Seelen bedrohen, finden.

Hilf uns, den Rosenkranz mit einer großen Liebe zu ergreifen und ihn in diesem Jahr zu unserem immerwährenden Herzensgebet werden zu lassen, zum Ausdruck unseres Wunsches: zu leben und zu sterben in der Weihe an dein unbeflecktes Herz. Lenke unsere Herzen hin zum Lamm welches einst auf dem Altar des Kreuzes geopfert wurde, und sich fortwährend auf dem Altar der Kirche um unseretwillen hinopfert, schweigend, verborgen und oft verlassen.

Gib, dass dieses Jahr eine bedeutende Offenbarung deines Mitleids für die armen Sünder wird und der Beginn des Triumphes deines unbefleckten Herzens vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang – auf der ganzen Welt. Überwinde du jeden Widerstand, ob von den Dämonen oder von den Menschen, offenbare allen Seelen die Flamme der Liebe, die in deinem mütterlichen Herzen brennt, und die Herrlichkeit des Vaters, die sich uns geoffenbart hat in Jesus Christus, der gebenedeiten Frucht deines Leibes. O gütige! O milde! O süße Jungfrau Maria!

(Gebet verfasst von einem irischen Mönchskloster der Tradition)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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