Am 13. Juli 1917 offenbarte Unsere Liebe Frau von Fatima den drei Hirtenkindern die drei großen Geheimnisse von Fatima. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir den Artikel aus dem “Ritter der Immaculata” Nr. 1/2016.
Durch die Veröffentlichung des dritten Geheimnisses von Fatima sollten die Offenbarungen von Fatima nach dem Willen des Vatikans der Vergangenheit angehören. In den letzten Jahren konnte jedoch eindeutig belegt werden, was viele kritische Stimmen schon lange behauptet haben: Es existiert ein weiteres Geheimnis, das bis heute unveröffentlicht ist – das „vierte Geheimnis“ von Fatima.
Das offizielle dritte Geheimnis von Fatima
Im Juni 2000 veröffentlichte die Glaubenskongregation unter Kardinal Ratzinger das dritte Geheimnis von Fatima. In der Vision wird zuerst ein Engel beschrieben, welcher „Busse, Buße, Busse“ ruft. Weiter wird beschrieben, wie ein Bischof in Weiß, welcher von den Sehern für den Papst gehalten wird, zusammen mit dem Klerus einen Berg hinaufsteigt und durch eine zerstörte Stadt voller Leichen schreitet. Auf dem Berg wird er am Fuß eines Kreuzes hingerichtet, zusammen mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen.
In der Erklärung zum Geheimnis schrieb Kardinal Ratzinger: „In der Schau können wir das abgelaufene Jahrhundert als Jahrhundert der Märtyrer, als Jahrhundert der Leiden und der Verfolgungen der Kirche, als das Jahrhundert der Weltkriege…erkennen. Soweit einzelne Ereignisse dargestellt werden, gehören sie nun der Vergangenheit an.“ Als Papst sagte er jedoch am 13. Mai 2010 in Fatima vor mehr als einer halben Million Pilger: „Wer glaubt, dass die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich.“ Spätestens bei diesem offensichtlichen Widerspruch wird man hellhörig.
Ein zweiter Umschlag
Bereits bei der Veröffentlichung des dritten Geheimnisses bezeugten viele Fatima-Forscher aufgrund der bisherigen Erkenntnisse, dass das Geheimnis nicht vollständig sei. Aber diese Stimmen wurden im Allgemeinen nicht ernst genommen. Antonio Socci, ein namhafter italienischer Journalist, machte es sich darauf zur Aufgabe, in einem Buch zu beweisen, dass das Geheimnis vollständig veröffentlicht wurde. Die „Fatimisten“ sollten endlich zum Schweigen gebracht werden. So begann er mit seiner gründlichen Recherche – und wurde bald vom Gegenteil überzeugt. Damit wurde er vom Kritiker zum prominentesten Verfechter der These eines weiteren Geheimnisses und schrieb darüber ein Buch, das im Vatikan für rote Köpfe sorgte und nie widerlegt werden konnte. Kurz gesagt, konnte Socci beweisen, dass das dritte Geheimnis zwei Teile enthält, welche von Beginn weg in zwei unterschiedlichen Umschlägen aufbewahrt wurden. Der eine, nun bekannte Teil, welcher die Vision beschreibt, wurde stets im Archiv des vatikanischen Staatssekretariates aufbewahrt. Der andere Umschlag enthält wie beim ersten und zweiten Geheimnis die Worte Unserer Lieben Frau von Fatima. Sie hat ja bei jeder Vision auch zu den Kindern gesprochen. Die Botschaft Mariens in diesem dritten Geheimnis ist so brisant, dass die Päpste diesen Umschlag seit Pius XII. in einer speziellen Schatulle im Schreibtisch des päpstlichen Schlafgemachs aufbewahrten, wo er sich seitdem offenbar befindet.
Stellvertretend für alle Beweise, soll hier das Zeugnis von Erzbischof Loris Capovilla wiedergegeben werden. Capovilla war der persönliche Sekretär von Johannes XXIII. Er war anwesend, als der eine Umschlag aus dem Zimmer des Papstes 1959 erstmals geöffnet und das Geheimnis vom Papst gelesen wurde. Auch er selber las es damals. Dr. Solideo Paolini, welcher sich seit Jahren mit Fatima beschäftigte, nahm 2006 mit Capovilla Kontakt auf. Nach mehreren Gesprächen machte der Erzbischof auf die Frage, ob das dritte Geheimnis in zwei verschiedenen Umschlägen enthalten sei, folgende brisante Aussage: „Genauso ist es.“ Mehr konnte oder durfte er dazu nicht sagen, aber das genügte auch.
Das sagen die Zeugen
Den Wortlaut des Geheimnisses kennen wir nicht – sonst wäre es ja auch kein Geheimnis mehr – jedoch lässt sich aus den Aussagen der wenigen Personen, welche das Geheimnis gelesen haben, einige Erkenntnis ziehen. Das zweite Geheimnis endet mit den Worten: „In Portugal wird das Dogma des Glaubens bewahrt bleiben etc.“. Es ist also offensichtlich, dass hier die Gottesmutter weiterspricht, und zwar – worauf alles hindeutet – über den Glaubensabfall und die Krise in der Kirche.
Schwester Lucia sagte 1957 zu Pater Fuentes: „Der Teufel ist daran, die Entscheidungsschlacht gegen die Madonna zu führen. Und der Teufel weiß, was Gott am meisten beleidigt, und wie er in kurzer Zeit am meisten Seelen gewinnen kann. Daher tut der Teufel alles um die gottgeweihten Seelen zu verführen.“
Pius XII. hat zwar das Geheimnis nicht gelesen, jedoch mit Schwester Lucia darüber gesprochen. Er machte noch als Kardinal-Staatssekretär folgende erstaunliche Aussage: „Ich bin beunruhigt durch die Botschaft der allerseligsten Jungfrau an Lucia von Fatima. Diese Eindringlichkeit Mariens bezüglich der Gefahr, die die Kirche bedroht, ist eine göttliche Warnung gegen den Selbstmord der Veränderung des Glaubens, in ihrer Liturgie, in ihrer Theologie und in ihrer Seele… Es wird eine Zeit kommen, da die zivilisierte Welt ihren Gott verleugnen wird, da die Kirche zweifeln wird, wie Petrus zweifelte. Sie wird versucht sein zu glauben, dass der Mensch zu Gott wurde. In unseren Kirchen werden die Christen vergeblich nach der roten Lampe suchen, wo Gott sie erwartet. Wie Maria Magdalena, weinend vor dem leeren Grab, werden sie fragen: Wo haben sie ihn hingebracht?“
Kardinal Ciappi, päpstlicher Theologe von Johannes XXIII und den drei nachfolgenden Päpsten, drückte es so aus: “Im dritten Geheimnis wird unter anderem vorausgesagt, dass der große Glaubensabfall in der Kirche an der Spitze beginnen wird.”
Johannes Paul II. sagte im Hinblick auf Fatima: „Kann die Mutter, welche mit der ganzen Kraft ihrer Liebe das Heil aller wünscht, ruhig bleiben, wenn sie die eigentliche Grundlage des Heils ihrer Kinder untergraben sieht? – Nein, sie kann es nicht.“
Derselbe Papst sagte am 13. Mai 2000 in Fatima bei der Predigt anlässlich der Seligsprechung der zwei Seherkinder Jacinta und Francisco in Bezug auf das dritte Geheimnis:
„Die Botschaft von Fatima ist ein Aufruf zur Umkehr, eine Warnung an die Menschheit, sich nicht auf den ‚Drachen‘ einzulassen, der mit seinem Schwanz ‚einen Drittel der Sterne vom Himmel fegte‘ und ‚sie auf die Erde herabwarf‘ (Offb 12,4).“ In diesem Bild der Apokalypse haben die Exegeten die Hirten gesehen, welche den Gläubigen den Weg zum Himmel weisen sollen.
Es gibt jedoch auch noch Hinweise auf eine übernatürliche materielle Strafe, welche im dritten Geheimnis vorausgesagt wird. So sagte Johannes Paul II. 1980 bei seinem Besuch in Fulda, zum dritten Geheimnis befragt: „Ausserdem sollte es ja jedem Christen genügen, wenn er Folgendes weiß: Wenn zu lesen steht, dass Ozeane ganze Erdteile überschwemmen, dass Menschen von einer Minute auf die andere abberufen werden, und das zu Millionen, dann sollte man sich wirklich nicht mehr nach der Veröffentlichung dieses Geheimnisses sehnen.“
In den kirchlich anerkannten Erscheinungen von Akita/Japan sagte die Gottesmutter am 13. Oktober 1973 zur Seherin Schwester Agnes: „Wenn die Menschen nicht bereuen und sich nicht bekehren, wird der himmlische Vater über das ganze Menschengeschlecht eine entsetzliche Strafe verhängen. Eine Strafe, weit schlimmer als die Sintflut, eine Strafe, wie sie bis jetzt noch nicht vorgekommen ist. Feuer wird vom Himmel fallen und einen Grossteil der Menschheit hinwegfegen, die Guten wie die Schlechten ohne Priester und Gläubige zu verschonen.“ Was hat das mit Fatima zu tun? – Der damalige Kardinal Ratzinger bestätigte, dass Akita und Fatima im Wesentlichen dieselbe Botschaft haben. Passend dazu die Worte Schwester Lucias, welche sie im Hinblick auf das dritte Geheimnis Pater Fuentes anvertraute: „Pater, Gott wird die Welt züchtigen, und es wird auf eine schreckliche Weise geschehen.“
Die Gnade einer heilsamen Reaktion
Eine heilsame Reaktion auf diese himmlischen Prophezeiungen, welche unsere menschliche Vorstellungskraft übersteigen, ist eine Gnade. Es besteht die Gefahr auf die eine oder andere Seite einem Extrem zu verfallen. Panik, lähmende Mutlosigkeit auf der einen Seite: ein rein horizontaler, menschlicher Blick in diese schwere Zukunft, der vergisst, dass Gott auch in diesen Zeiten der allmächtige und liebende Lenker unserer Welt ist und wir ganz in seiner Hand sind. – Vergessen/Verdrängen, Gleichgültigkeit auf der anderen Seite: In einer hektischen Welt voller Zerstreuung und Vergnügungen und in den Sorgen des Alltags ist die Gefahr groß, dass die Mahnungen und Prophezeiungen der Muttergottes verhallen, ohne Frucht zu bringen. Schwester Lucia beschreibt es so: „Der Teufel unternimmt alles, um uns zu zerstreuen und uns die Lust am Beten zu nehmen.“
Nehmen wir uns die Worte unserer Herrin zu Herzen! Denken wir dabei nicht nur an uns, sondern auch an die unzähligen Seelen, welche auf dem Weg in die Hölle sind, und bei einem plötzlichen Strafgericht unvorbereitet vor ihrem Richter stehen werden. Tun wir, was in unseren Kräften steht, und vereinigen wir uns dabei mit Maria, welche mit uns mitleidet. Vergessen wir dabei nie, dass die Immaculata versprach, uns stets beizustehen – und wir, wenn wir unter ihrem Banner kämpfen, auch an ihrem Triumph teilhaben werden. Der hl. Paulus scheint folgende Worte besonders an uns zu richten: „Nutzet die Zeit, denn die Tage sind böse“ (Eph 5,16)! Denken wir auch daran, dass die Botschaft von Fatima einen guten Ausgang nimmt, denn nach diesen Läuterungen „wird der Welt eine Zeit des Friedens geschenkt werden“. Verlieren wir also nie unsere übernatürliche Hoffnung! Unbeflecktes Herz Mariens, sei unsere Rettung!
Quellen und Literaturhinweise: The fourth secret of Fatima, Antonio Socci; The devil’s final battle, Fr. Paul Kramer; www.fatima.org (Fr. Gruner)