Mit der freundlichen Erlaubnis von Pater Gérard Mura werden wir in diesem Jubiläumsjahr der Engelserscheinungen von Fatima in regelmäßigen Abständen Auszüge aus dessen Büchlein “Die Gebete des Engels von Fatima” veröffentlichen. (Das Büchlein ist leider vergriffen.)
Die Bedeutung der Sühne
Unsere Zeit steht unter dem Zeichen einer großen Krise des Glaubens. Mit dem Verlust des Glaubens fällt aber nicht nur die übernatürliche Welt, das Leben mit Gott und das Heil der Seelen, vielmehr kommt selbst die natürliche menschliche Gesellschaft in große Gefahr. Menschliche Bemühungen genügen nicht einmal für ein rein natürliches Heil der Menschen, für eine heile Gesellschaft. Wie können wir alle helfen, die große Krise der heutigen Zeit zu überwinden, auch ohne Priester zu sein? Hören wir besonders aufmerksam auf die Botschaft der Muttergottes in Fatima. Die Jungfrau Maria offenbart uns heutigen Menschen dort ihr Unbeflecktes Herz und ihre universale Gnadenvermittlung.
Was sollen wir tun? Der Himmel will Sühne und zwar ganz besonders Sühne gegenüber dem Unbefleckten Herzen Mariens, denn die Muttergottes, erfüllt vom Heiligen Geist, vermittelt uns als dessen Gehilfin die Gnaden, welche die Menschen dieses Jahrhunderts so oft in innerer Verhärtung zurückgewiesen haben. Die Welt weist im Geist des Ökumenismus immer mehr Maria zurück, sowie deren Stimme, die sich in Fatima hören ließ.
Vor den Erscheinungen der Muttergottes in Fatima hat ein Engel die Kinder auf diese großen Ereignisse innerlich vorbereitet, indem er sie aufforderte, viel im Geiste der Sühne zu beten, insbesondere gegenüber dem Heiligsten Herzen Jesu und dem Unbefleckten Herzen Mariens. Wenn wir im Geiste von Fatima leben möchten, dann ist es auch notwendig, diese den Kindern offenbarten Sühnegebete zu lernen, zu beten und zu verbreiten.
Es ist besonders angebracht, sie zunächst als Vorbereitung auf eine Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens zu verrichten, dann aber wiederum sie sich als Frucht dieser Weihe weiter vorzunehmen.
Darum wollen wir uns jetzt fragen: Unter welchen Umständen haben die Kinder von Fatima diese Gebete empfangen? Wie haben die Kinder diese Gebete gesprochen und gelebt? Wie sind diese Gebete zu verstehen?
Diese Gebete sollen nach dem Willen des Himmels besonders zur Sühne (Genugtuung) dienen, darum ein paar vorausgehende Worte über die Sühne.
Maria hat in Fatima um Sühne gebeten. Was ist Sühne und worin liegt der Unterschied zwischen Buße und Sühne? Ist Sühne das Gleiche wie Buße?
Die Sühne ist nicht ganz dasselbe wie die Buße. Bei der Buße stehen wir selber im Mittelpunkt, indem wir Besserung oder Strafnachlaß suchen. Bei der Sühne hingegen steht Gott im Mittelpunkt. Die Wirkung der Sünde ist nicht nur Strafe für uns und eine stärkere Neigung zum Bösen. Was ist vielmehr die Sünde? Sie ist in erster Linie eine Beleidigung der unendlichen Heiligkeit Gottes und -gewissermaßen noch mehr – eine Beleidigung der unendlichen Liebe Gottes. Wenn wir wieder in Gottes Liebe eintreten wollen, wenn wir Gott lieben und von ihm geliebt werden wollen, dann muß diese Beleidigung der göttlichen Liebe irgendwie gesühnt werden. Die Sünde stiehlt Gott die Ehre und die Liebe, die wir ihm schulden. Daher muß dies wiedergutgemacht werden durch Liebeswerke der Übergebühr (Werke über das Maß des eigentlich Notwendigen hinaus). Durch diesen besonderen Eifer wird die Beleidigung wieder gesühnt. Selbstverständlich ist eine würdige Sühne Gott gegenüber aus unserer eigenen Kraft heraus nicht möglich. Sie ist auch nicht allein mit der Sühne Christi vollendet. Vielmehr müssen wir unsere Wiedergutmachung mit derjenigen Christi vereinigen und auch mit derjenigen der Muttergottes, der Miterlöserin. Bei den Werken der Sühne leuchtet die Wahrheit der Communio sanctorum (Gemeinschaft der Heiligen) besonders deutlich auf: Wir sühnen nämlich nicht nur für uns selber. Vielmehr sühnen wir auch im Namen der anderen, damit auf diese Weise die Kanäle der Gnade wieder für viele geöffnet werden.