Brief Nr. 2 an die Ritter der Immaculata
Liebe Ritter der Immaculata!
Als der hl. Maximilian die Ritterschaft der Immaculata gründete, wollte er nicht, dass sie zu vergleichen sei mit anderen frommen Vereinigungen, Bruderschaften, Dritten Orden, marianischen Bewegungen etc. Diese verpflichten ihre Mitglieder zu gewissen Gebeten, frommen Übungen und konkretem Apostolat. Die Militia Immaculatae ist beides, mehr und weniger: Weniger, weil sie die Ritter zu praktisch nichts verpflichtet, nur ein Stoßgebet pro Tag und das Tragen der Wundertätigen Medaille – und nicht einmal das unter Sünde verpflichten
Mehr, weil sie den Rittern ein neues Lebensgesetz, ein großes Ideal vorzeigt, nach welchem man immer und überall streben soll. Der Katholik erhält ein tieferes Verständnis, wer er ist oder sein soll: nicht nur ein privater Gläubiger, nicht nur eine Einzelperson, die sich um ihr eigenes Seelenheil sorgen soll, sondern ein Mitglied der streitenden Kirche; ein Jünger unseres Herrn, der eine sehr spezielle Aufgabe erhalten hat, die es in seinem kurzen Leben zu erfüllen gilt: zu arbeiten und zu kämpfen für die Ausbreitung des Königreiches Christi. Jesus Christus hat seine eigene Mutter zur „Oberbefehlshaberin der christlichen Armee“ ernannt, zur „apokalyptischen Frau“, welche alleine dem Drachen und dem Tier die Stirn bietet und das Versprechen erhalten hat, ihm „den Kopf zu zermalmen“ und „alle Häresien auf der Welt zu besiegen“. Deshalb kann der Katholik seine Aufgabe in der streitenden Kirche nur erfüllen, wenn er sich Unserer Lieben Frau hingibt, in ihren Dienst tritt, ihren Willen erfüllt, ihr Kind, Sklave, Instrument, Soldat, Apostel, Legionär, Ritter wird!
Wenn Sie am Morgen aufwachen und sich fragen: „Wer bin ich?“ Sollte die Antwort sein: Katholik, Ritter der Immaculata! Und wenn Sie sich fragen: „Was gibt es heute zu tun?“ Sollte die Antwort sein: In jedem Augenblick des Tages bin ich IHR Instrument und kämpfe heute für die Ehre unseres Herrn und für die Rettung der Seelen. So erfülle ich das große Gebot unseres Herrn: „Liebt Gott über alles und den Nächsten, wie ich euch geliebt habe! … Ich habe euch ein Beispiel gegeben!“
Je mehr dieser Plan in die Tiefe Ihrer Seele eindringt, Ihren Verstand, Ihr Herz, Ihren Willen und Ihr Gemüt durchdringt, Ihre Gedanken, Worte und Taten erfüllt, Sie vom Morgen bis zum Abend beeinflusst, desto mehr sind Sie ein Ritter der Immaculata.
Um ein Ritter zu werden, reicht es aus, den festen Willen zu haben, diesen Plan als neues Lebensgesetz anzunehmen (das ist der Weiheakt) und wenigstens einmal während des Tages (wenn möglich) sich daran zu erinnern und wenigstens einmal bewusst etwas zu tun (nur ein kleines Stoßgebet würde genügen) als ihr Instrument, um ihr zu helfen Seelen zu retten. Dann haben Sie wenigstens einmal am Tag etwas wirklich Wertvolles getan – etwas das Ewigkeitswert hat und Gott gefällt. Wenigstens einmal am Tag haben Sie Maria Ihren kleinen Finger gegeben. Und unser Heiliger verspricht, dass solch eine kleine Geste von ihr nicht vergessen wird, es ihr die Möglichkeit gibt, die armen Sünder an ihr liebendes Herz zu ziehen und sie so allmählich aus den Schlingen der Sünde befreit und in der Heiligkeit wachsen lässt.
Allerdings möchte die Immaculata ihrem Kind, ihrem Ritter noch mehr geben. Tatsächlich, wenn ich immer mehr meine Aufgabe in diesem kurzen Leben verstehe als Ihr Instrument in Ihren Unbefleckten Händen, dann werde ich immer mehr daran denken, ich werde immer mehr tun, um Ihr zu helfen, die Menschen wirklich glücklich zu machen und sie aus der Tyrannei Satans zu befreien. Der Gedanke, ihr Ritter zu sein, wird wie der Motor, die Motivation meines Tuns, wird verborgene Möglichkeiten, Stärken und Talente wecken und nach und nach mein Leben umformen. Mit der Zeit wird der enge, egoistische, nachlässige, langweilige, gleichgültige Christ in einen Menschen voller Ideen und Tatendrang, in einen „Seelenjäger“ umgewandelt. Das genau ist die Geschichte der Militia Immaculatae und das Geheimnis ihres wunderbaren Erfolgs!
Von 1917 bis 1974 änderten Millionen von einfachen Katholiken, begeistert von diesem neuen Lebensgesetz, ihr Leben komplett und wurden ihre eifrigen Soldaten. Mehr als hundert Selige und Heilige, tausende von heroischen Seelen kämpften und starben für Gottes Rechte in den atheistisch-kommunistischen Ländern von Osteuropa und unzählige Ritter bekehrten Leute auf der ganzen Welt zur katholischen Wahrheit.
Sie werden an dieses neue Lebensgesetz erinnert, wenn Sie nur über den Namen betrachten: Ritter der Immaculata! Er enthält alles!
1. Das zentrale Wort ist IMMACULATA: Man kann nicht katholisch sein ohne sie.
„Wer bist du, o Immaculata?“ Eine Minute über diese Frage zu betrachten, wird Ihren Horizont grenzenlos erweitern. Ihr erstes und wichtigstes Privileg ist die Gottesmutterschaft, die Mutter Christi, der Weg auf dem Gott vom Himmel zur Erde kam und auf welchem wir von der Erde zum Himmel zurückkehren sollen. Immaculata, ohne Makel der Sünde, Reinste, voll der Gnade: Gottes absolutes Meisterwerk, im Vergleich zu dem alle Kreaturen nur Staub sind. „O Immaculata, Königin Himmels und der Erde“: die apokalyptische Frau, welche Satan den Kopf zermalmen wird und deren Herz am Ende triumphieren wird. Und „eine Mutter die uns so sehr liebt“: unsere Zuflucht, unser Weg, der uns zu Gott führt, unsere Hoffnung, unsere Freude! Das einzige, was wirklich zählt auf Erden: das Unbefleckte Herz Mariens, in welchem das heiligste Herz Jesu erstrahlt und das Feuer der Liebe, welches diese Herzen mit der Fülle Gottes durchdringt: Der Hl. Geist. Immaculata, Tabernakel der Heiligsten Dreifaltigkeit und alles, was Gott uns geben will, vollkommen. Alles kommt zu uns durch sie.
2. Das zweite Wort betrifft Sie: RITTER! Ich bin ein Ritter. Was bedeutet das?
Zuerst ist es ein militärisches Wort und deutet auf die Tatsache eines Kampfes, auf gefährliche Feinde hin. Es erinnert mich daran, dass das Leben auf Erden ein Krieg zwischen zwei absolut gegenteiligen Kräften ist: Wahrheit und Irrtum, Licht und Dunkelheit, Liebe und Hass, Glück und Unglück, Himmel und Hölle, wahre Kirche und falsche Religionen, Christus und Satan. Zweitens ist der Ritter mehr als nur ein einfacher Soldat. Sein Herz brennt für die großartige Sache, für die er kämpft. Er ist bereit, sein Leben dafür hinzugeben. Überzeugt von der Notwendigkeit des Kampfes, ist er der erste, der kämpft, und der letzte, der ausruht. Ein Ritter hat ein edles Herz, ein tapferes Herz. Er kämpft für eine herrliche Sache, er ist nicht engherzig, auf gar keinen Fall faul, kein Feigling. Die Geschichte der mittelalterlichen Ritter veranschaulicht das gut. Drittens macht sich niemand selbst zum Ritter, sondern der Ritter wird von einem Oberen – meistens vom König selbst – dazu ernannt. Es ist ein außergewöhnliches Privileg. Im Mittelalter musste man sich durch mancherlei Anstrengung beweisen, um würdig zu sein, solch einen Titel zu tragen. Deshalb sind die großen Tugenden des Ritters: Mut wie auch Dankbarkeit, totale Hingabe an seinen König wie auch Zuverlässigkeit in allen Situationen durch Ganzheit, Integrität, Edelmut, Großzügigkeit.
Was für ein Gegensatz zu mir, wenn ich sehe wie ich oft faul, nachlässig und gleichgültig bin, grund- und sinnlos überall hin renne, mich vielerlei Täuschung und unbeherrschten Trieben hingebe und der Welt gefallen will. Ohne darauf zu achten, wie ich meine kostbare Zeit vergeude durch das Haschen nach kleinen Vergnügungen und Spaß-Erlebnissen, dabei Leib und Seele schade und zulasse, dass mein Herz durch so viele falsche Freunde verwüstet wird. Aber auch von einem anderen Blickwinkel und Beweggrund aus gesehen: Gott will mich durch Maria umwandeln, sodass ich so werde, wie er mich gedacht hat: großherzig, edel, mit einem ewigen Ziel, zum Heroismus bestimmt.
3. Das dritte Wort ist die Verbindung der zwei vorhergehenden: Ritter DER Immaculata!
Ich bin von ihr: Auch wenn ich einwillige, ihr Ritter zu werden, in Wirklichkeit ist sie es, die mich erwählt hat, sie hat meine Bekehrung vorbereitet und mein Herz gelenkt auf ihren Ruf zu folgen.
Ich bin von ihr: Die edle Sache für die ich kämpfe, ist IHRE Ehre. Sie sendet mich in die Welt als ein Instrument in ihrer unbefleckten Hand, um ihre verlorenen Kinder zu retten aus dem Gefängnis des Irrtums und der Sünde, damit sie diese aus den Schlingen Satans befreien und vor der ewigen Verdammnis bewahren kann. In meinem kurzen Leben gibt sie mir eine Aufgabe, der beinahe keine Grenzen gesetzt sind. Alles hängt von mir ab, ob ich meine kostbare Zeit der verbleibenden Tage meines Lebens nutze, um einen ewigen Lohn zu erhalten und durch SIE die Welt zu erobern (Jede unsterbliche Seele ist mehr wert als die ganze materielle Welt!). Ihr großer Wunsch sollte auch mein Wunsch werden: „Bring mir meine Kinder zurück! Lass mich ihnen das Licht, die Gnade bringen, aber ich brauche dazu dich als mein Instrument: Dring zu ihnen vor durch deine kleinen Gebete, bereite ihre Seelen vor durch deine Opfer, schenke ihnen meine Wundertätige Medaille, meine Worte und die Worte meiner treuen Diener, erzähl ihnen von meinen Wundern und meiner Liebe. Und ich will alle diese kleinen Brücken, die du zwischen mir und ihnen gebaut hast, nutzen, um zu ihnen zu kommen, sie zu bekehren und sie meinem Sohn zuzuführen!“ Wenn die göttliche Vorsehung es zuließ, dass die Militia Immaculatae in der katholischen Tradition wieder neu auflebt, so, um uns eine neue Identität zu geben oder besser, um unsere Identität besser zu verstehen! Sind wir nicht zu sehr auf uns selbst bezogen? Sind wir nicht in Gefahr den unermesslichen Schatz, den wir erhalten haben, zu wenig zu schätzen? Sind die jungen Leute nicht gelangweilt durch die Religion und interessieren sich immer mehr für eine Welt voller Vergnügungen, Filme, Spiele und Spaß? Vergeuden wir nicht unsere geistigen Kräfte durch das ständige Kämpfen mit Leuten, die sich selber als „resistent“ loben, die unter dem Begriff „den Glauben bewahren“ ihre eigene Persönlichkeit und Eigenart anbeten? Sind wir nicht in Gefahr, uns selber abzukapseln und unser eigenes kleines Leben zu führen, ohne irgendwelche andere Regeln zu beachten als unsere eigenen Ideen und Vorstellungen? Machen wir uns nicht alle mehr oder weniger „unabhängig“, beschränken uns auf unseren eigenen Willen? Das Resultat: totaler Verlust der Identität! Und plötzlich kommt die Immaculata selbst, um uns aufzuwecken: „Mein geliebtes Kind, komm jetzt und arbeite für MICH! Du gehörst zum allerkleinsten Überrest von denen, die mich noch kennen, die noch zu mir beten, die den Glauben bewahren. Nur zu dir kann ich kommen und dich um Hilfe bitten bei der Rettung der Seelen in diesen schlimmsten Zeiten! Ich bitte dich, vergeude deine Zeit nicht durch nutzlose Kommentare und Urteile über alles und jeden. Vergeude deine Zeit nicht mit Lesen allerlei Meinungen und Stellungnahmen irgendwelcher „Internet-Könige“. Überlass die Politik den Politikern, die Diskussionen mit der Hierarchie den Oberen, und du selbst – mach DEINE ARBEIT!
Erkenne deine Identität, die darin besteht, deine unsterbliche Seele und auch die Seelen anderer zu retten! Da du mein Kind bist und ich deine Mutter bin, kann nur ich dir den Sinn für deine Identität zurückgeben und dich beschützen, sodass du nicht verloren gehst. Also komm, und lass dich auf Kalvaria mitnehmen und dein kaltes Herz wird wieder mit größerer Liebe zu meinem Sohn schlagen, der sein Blut für dich vergossen hat. Komm und ich will dir helfen, über all die wunderbaren Glaubensgeheimnisse zu betrachten, die du empfangen hast. Komm und ich will dich zu meinem Instrument machen und dein Leben wird gross werden und die banalsten Dinge deines Alltags werden die wichtigsten Mittel werden, um das vollkommenste auf Erden zu tun, das du kannst: unsterbliche und ewige Schätze gewinnen! So viele Seelen gehen in die Hölle, weil es niemanden gibt, der für sie betet und opfert!“ Je mehr Du versuchst, ihr Ritter zu sein, desto mehr wirst Du den Frieden finden in der Seele, die Freude im Herzen und die Klarheit im Verstand! Du wirst Deine Identität finden: wer Du bist und was Dein Ziel ist! Wenn Du ihr nur den kleinen Finger reichst, wirst Du so unglaublich viel von ihr zurückerhalten. Wenn sich alle Gläubigen IHR als Ritter hingeben würden, würde sie alle im Glauben stärken und das Wort unseres Herrn würde sich an uns erfüllen: „Nur eines ist wichtig – suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch hinzugegeben werden!“
Singapur, September 2015
Pater Karl Stehlin