Es lebe die Immaculata!
Liebe Ritter!
Aber, wie kann solch ein armer Mensch diese Königin zu sich einladen, wenn er nur eine arme Hütte besitzt, und er selbst so armselig ist und ermüdet, weil er ständig gegen eigene und fremde Sünden ankämpfen muss? Die Antwort ist der gute Wille, welchen der Arme ihr entgegenbringen kann, damit er wirklich frei wird, sonst würde er zum Sklaven seiner selbst werden …„Es gibt keine Ecke ohne ein Kreuz“ – sagte eines Tages der hl. Maximilian zu seinen Mitbrüdern. Und obwohl die Ferienzeit der Erholung dient, kann man sich in dieser Zeit von der Aufgabe der Rettung seiner eigener Seele nicht frei machen. Unser Gewissen fragt uns täglich: „Wieviele Gelegenheiten der Heiligung hast du ausgelassen, indem du den Schwächen des Fleisches und des Geistes gefolgt bist?“. Und viele von uns werden sagen müssen: „und wieder ist habe ich versagt“. Aber gerade dann haben wir die größte Chance, für das Reich Gottes in uns zu kämpfen. Wenn wir nicht aufhören zu rufen: „Ich gebe mich hin und ich vertraue mich dir an, meine liebste Mutter Maria“, dann zwingt unsere Schwäche
sozusagen die Macht Gottes, uns beizustehen. Die Heiligen sagen: „Durch die Gerechtigkeit gehören wir Maria und sie gehört uns durch die Barmherzigkeit“.
Das Gleichnis von den Talenten ist eine schöne Veranschaulichung, wie die Unbefleckte keine Seele
aufgibt, wenn nur wir sie nicht verlassen. Wenn wir ihr alles geben, vermehrt sie die Talente in kurzer
Zeit. All dies sind unsere Fähigkeiten, Wünsche, unser Empfinden, unser ganzes Herz und vor allem das
zu tragende Kreuz, weil es am kostbarsten ist. Die Immaculata ist die Form, in welcher wir uns bewegen
sollen und die Pforte, durch welche wir hineingehen müssen, nicht nur um vor den Gefahren geschützt zu
sein, sondern auch, um tiefer und ganz direkt zum Herzen ihres Sohnes zu gelangen. Der Wesenskern
unserer Zugehörigkeit zur Immaculata besteht darin, dass wir alles durch sie tun und ganz in ihr sind.
Das Erwachen am Morgen geschieht in ihrer Anwesenheit. Mit ihr vereint feiern wir die heilige Messe. In
ihrer Gesellschaft beten wir den Rosenkranz. Wir erfüllen unsere Standespflichten in ihrer Gegenwart und
dabei ist es nicht wichtig, ob dies das Bodenwischen oder eine Vorlesung an der Universität ist. Und
wir erholen uns auch am besten bei ihr, durch kurze Willensakte „ich opfere mich für dich auf“, „für dich
gehe ich hier- und dorthin“. Und bei den Schwierigkeiten: „steh mir und meinen Liebsten bei“. Und nun
„was möchtest du?“ Das genügt, damit die Unbefleckte uns wirklich frei macht, mit dieser Freiheit, nach
welcher sich jedes menschliche Herz sehnt.
Sie ist gleich wie Gott voller Liebe, und die Liebe vereinfacht alles. Wir müssen sie einfach wirken
lassen. Und dies ist, wie wir wissen, nicht immer so einfach …
Unser Leben bringt verschiedene Wechselfälle mit sich. Manchmal mühen wir uns am steilen Hang ab
und manchmal bleiben wir auf einer Berghöhe stehen. Was tut dann der Herrgott? Er lässt eine Prüfung zu,
um unser Herz von der Stagnation zu befreien und es nun stärker an sich zu ziehen. Und dann führt er es
in die Einsamkeit, um es von den Annehmlichkeiten zu befreien und um es an sich zu binden, weil er
selber sein Trost sein will. Doch so einen Trost erlangt man nur am Fuße des Kreuzes, und wie die
Heiligen lehren, ist es egal aus welchem Holz es gemacht ist. Ob es unsere eigene oder fremde
Unbeholfenheit ist, ob uns eine Krankheit oder ein Schicksalsschlag trifft, bei alledem wartet sie als die
Trösterin der Betrübten und die Hilfe der Christen. Unsere Aufgabe und Berufung ist es, die Frage zu
beantworten: „Willst du, bist du bereit?“ Wenn „ja“ – ist dies der Anfang des Wegs der Heiligkeit, welchen
die Unbefleckte in ihren Händen hält, immer liebend, immer die Gleiche.
Die Welt hat das Kreuz gebraucht, um daraus die Liebe Gottes zu erkennen. Wir brauchen es auch. Das
Kreuz, zusammen mit der Immaculata angenommen, bereichert uns; ohne sie – kann es uns niederdrücken.
Deswegen gibt es keine Ecke ohne ein Kreuz, weil die Liebe Gottes durch Maria alle an sich ziehen will.
Der hl. Maximilian sagte: „Für sie hat Gott die Welt und uns erschaffen, aber woher kommt für uns dieses
Glück?“ Nun ist es an uns, an diesem edlen Wettkampf teilzunehmen, damit ihre Herrlichkeit immer
grösser wird, durch unser ständiges „fiat“, das wir nur durch eigene Arbeit, eigenes Leid und
Aufopferung lernen können, indem wir ständig rufen: „Halte mich fest, denn sonst, du weißt es doch,
werde ich dir alles kaputt machen“. Deswegen bitten wir sie mit heiliger Inständigkeit, sie möge sie uns
ihre Gedanken, ihre Gesinnung und Hilfe schenken, damit Gottes Ehre vermehrt werde und unsere
Herzen den ersehnten Frieden erlangen.
Ihr Ritter der Immaculata