MI-Rundbrief, Mai 2014

MI-Rundbrief, Mai 2014

Jerusalem MadonnaUnsere liebe Frau von Jerusalem
Das alte Gnadenbild befindet sich beim Mariengrab

Es lebe die Immaculata!

Liebe Ritter!

Das geheimnisvolle Dunkel, welches die Geburt und den Tod des Erlösers verhüllt hat, war vom Licht eines einzigen Sterns überstrahlt – der Immaculata. Bethlehem und Jerusalem haben den Weg des göttlichen Bräutigams bestimmt. Sie haben die Form der Mission festgelegt, welche das Gesicht der Welt verändert hat. Die Fülle des Herzens Christi hat sich in der Herzensfülle Mariens widerspiegelt, weil, wie der Psalmist sagt: „Die Tiefe ruft die Tiefe mit dem Getöse ihrer Bäche“.
Diese Liebe verbirgt in sich ein Geheimnis, welches für die trägen, unempfindlichen Herzen unsichtbar ist. Auch für die Herzen, die mit Ehrgeiz und Stolz erfüllt sind. Der Erlöser weiß, dass unsere Liebe zu ihm wie von einem Nebel umhüllt ist, weil wir nebenbei immer mit „sehr wichtigen“ und „sehr irdischen“ Angelegenheiten beschäftigt sind. Er lässt aber zu, dass seine Mutter ihm unsere schon gereinigten Bitten vorbringt.

Über Gottes Liebe kann man schreiben, singen und diskutieren, aber man erlebt sie in der Stille und Einsamkeit. Am stärksten und am schnellsten spüren wir sie, wenn Schwierigkeiten, heikle Situationen, schlimme Ereignisse auf uns kommen.
Das menschliche Herz ist zu schwach, uns eine Stütze zu sein. Ein falsches Wort oder eine falsche Geste reicht, einen Menschen zu verletzen, und eine kleine Unachtsamkeit wird zum Stachel, der niemals vergessen wird. Die fremden Fehler behalten wir sehr lange in unserer Erinnerung, aber unsere eigenen Fehler können wir sofort rechtfertigen. Wenn Gott jedoch zu einer Seele sprechen will, befreit er sie zuerst von allen Gewohnheiten, von der Hektik und von der Leere, in welcher sie lebt und er führt sie in die Wüste, damit sie dort sein Herz findet. Gott schenkt ihr die Gnade, aber er weiß, dass diese Gnade oft nicht angenommen wird, weil die Seele diese Gabe ablehnt; dafür flüchtet sie in die imaginären Wahrheiten und ihre eigenen „Richtigkeiten“. Nur wenige bleiben jedoch, wie Maria Magdalena und der heilige Paulus, denen die Wüste ihre Berufung gezeigt hat, welche sie nie erwartet hätten …

Gottes Liebe ist ein kostbarer Trank, von Christus in einem Kelch gereicht und dieser Kelch ist die Immaculata. Allerdings sind unsere Lippen und Hände unsauber, deswegen muss die Mutter sie zuerst reinigen und vorbereiten, so wie Rebecca Jakob auf das Erbe vorbereitet hat, auf welches er, menschlich gesehen, kein Anrecht hatte. In der Stille des Grabes, das den Leib des Erlösers barg, befand sich der Glaube Mariens, welcher sagte, dass das scheinbare Ende der Anfang eines neuen Lebens sein wird. Und wenn die Dunkelheit die Traurigkeit der heiligen Frauen noch verstärkte, deren Glaube durch den Grabesstein erschlagen wurde, war sie für die Unbefleckte ein Vorbote der Morgenröte.

In unserem Leben, welches bisweilen einem unruhigen Meer gleicht, sind die Wege Gottes oft nicht wahrnehmbar. Besonders wenn man nur das Unwetter und die Stürme sieht, und wenn man selbst versucht, gegen sie zu kämpfen, wo wir aber allein machtlos sind. Wenn wir jedoch unseren Blick nach oben richten, sehen wir einen wunderschönen Sternenhimmel und unseren „Polarstern“, d. h. die Immaculata, die uns den sicheren Weg zum ewigen Hafen zeigt, wenn wir sie nur anschauen wollen. Und hier erscheint die grundsätzliche Frage „willst du?“ Diese Frage muss jeder von uns ehrlich beantworten. Denn das ist der Weg des Opfers und des Kampfes mit sich selbst und nicht für sich selbst. Es ist wie wenn wir durch einen dunklen Wald wandern, wo die Schatten der Unsicherheit den Wanderer abschrecken wollen. Wir verlieren aber nicht den Mut, wenn wir unsere Herzen derjenigen schenken, bei der auch die größte Dunkelheit nicht imstande war, Glaube, Hoffnung und Liebe zu entkräften…

Ihr Ritter der Immaculata


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