Pater Direktors Brief Nr. 2

Pater Direktors Brief Nr. 2

Liebe Ritter der Immaculata!

rundbrief iconAm 14. August 1941, an der Vigil von Mariä Himmelfahrt, wurde der hl. Maximilian mittels einer Karbolspritze im Konzentrationslager Auschwitz getötet. Seit dem 17. Februar wurde er von Hitlers Sklaven gefangen gehalten aufgrund seines Mutes in der Bewahrung der Prinzipien des katholischen Glaubens gegenüber den nationalsozialistischen Angreifern. Im Mai wurde er nach Auschwitz verlegt, wo er mehr als alle Gefangenen zu leiden hatte, weil er Priester war. Eines Tages, gegen Ende Juli, flüchtete ein Gefangener. Zur Strafe ordnete der Kommandant an, dass zehn andere Gefangene zu einem furchtbaren Tod – dem Tod durch Verhungern und Verdursten – im dunklen „Hungerbunker“ verurteilt wurden.

Als einer der Verurteilten verzweifelt aufschluchzte: „O meine arme Frau! Meine armen Kinder! Wer wird für euch sorgen?“, trat Pater Kolbe auf den Kommandanten zu und sagte bestimmt: „Ich bitte anstelle dieses Familienvaters zu sterben.“

Der Kommandant war verblüfft. Eine solche Bitte war undenkbar. „Und warum?“, fragte er Pater Kolbe. „Ich bin alt und schwach, er aber hat Frau und Kinder.“

„Wer bist du?“ fragte der Kommandant.

„Ich bin ein katholischer Priester.“ war die Antwort.

Seine Bitte wurde gewährt. Während der rund zwei Wochen im Hungerbunker bereitete er alle anderen Verurteilten auf einen Tod im Frieden mit Gott vor. Als er nach so vielen Tagen der letzte war, der noch bei Bewusstsein war, wurde der Befehl erteilt, ihn zu töten.

Um dem 75. Jahrestag seines heroischen Todes zu gedenken, möchte ich Ihnen diesen zweiten Brief schreiben.

Ohne Zweifel wird unser Heiliger seinen Rittern auf Erden in diesen Tagen viele Gnaden erbitten, deshalb mögen sich alle Ritter einer kleinen Novene (ein Gebet zum hl. Maximilian Kolbe – siehe unten) vom 5. bis zum 13. August anschließen. Ebenso möchten wir zu seiner Ehre eine besondere Anstrengung machen, um die Militia Immaculatae in unserer persönlichen Umgebung bekannt zu machen und sie einzuladen, ebenfalls Ritter zu werden. Zu diesem Zweck finden Sie etwas Werbeunterlagen. Link

Schließlich finden Sie auch ein Interview mit Michael Micherdzinski, einem der letzten Zeugen des heroischen Opfers von Pater Maximilian. Dieses Interview hat der Fanziskanermönch Bruder Witold Pobiedzinski 1998 geführt und in einer polnischen Zeitung veröffentlicht. Nebenbei: Bruder Witold Pobiedzinski schloss sich 2011 der katholischen Tradition an und lebte im Priorat der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Warschau.

Pater Maximilian bereitete sich während seines ganzen Lebens auf seinen Tod vor, der ihm in einer außergewöhnlichen Vision in seiner Kindheit vorhergesagt wurde, über die wir von seiner Mutter wissen. Besorgt über seinen schwierigen Charakter, welchen er nicht im Stande war zu beherrschen, betete der 10-jährige Bub inbrünstig zu Unserer Lieben Frau um Hilfe. Eines Tages erschien ihm die himmlische Mutter mit zwei Kronen in den Händen, einer weißen und einer roten: die weiße, erklärte sie, ist die Krone der Reinheit, die rote – das Martyrium. Als sie ihn fragte, welche er wählen würde, antwortete er: „Ich wähle beide!“

Auch wenn er in seinem ganzen Leben nie zu jemandem über dieses Wunder gesprochen hatte, merkt man schnell, dass diese Vision sein ganzes Leben ausrichtete, seine Entscheidungen anregte, all seine Unternehmungen beeinflusste und ihn endlich auf den krönenden Akt der Liebe vorbereitete: auf seinen heroischen Tod! Aus dieser Vision wurden seine Prinzipien, Lebensregeln und Leitlinien geformt. Diese Vision war die erste und hauptsächlichste Einladung der himmlischen Königin an ihn, ihrer Ritterschaft beizutreten. Wenn er großherzig darauf antworten und als Erster in ihre Ritterschaft aufgenommen würde, versprach sie ihm die beiden Kronen.

Nun werden Sie durch ihr Instrument, den hl. Maximilian, eingeladen, ihr Ritter zu werden. Und wenn Sie großherzig darauf antworten und Ihre Aufnahme als Ritter ernst nehmen, glauben Sie etwa, dass SIE Ihnen weniger versprechen wird? Tatsächlich betrifft diese Vision jeden von uns! Jeder Ritter sollte über die „Botschaft“ dieser Vision betrachten, um einst denselben Lohn zu erhalten: die ewige Krone im Himmel!

Lasst uns kurz die Botschaft der Königin ihrem bevorzugten Ritter – und durch ihn uns allen – gegenüber schildern:

  1. Die Krone: Da heutzutage beinahe jeder sein Leben auf Erden als das Wichtigste und oft als das einzig Wichtige ansieht, so orientiert sich die Botschaft der doppelten Krone stark an der Ewigkeit, genauer gesagt an der ewigen Glorie und dem Sieg im Himmel. Wer auch immer den Fußstapfen des hl. Maximilian folgt, wird befreit von der schlimmsten aller Illusionen der Freimaurer oder Kommunisten, „dem Himmel auf Erden“. Er wendet sich ab vom Horizontalen, vom Beschäftigt-Sein mit seiner eigenen lächerlichen Person, und wendet sich der vertikalen Perspektive zu, von der Erde zum Himmel, von der Zeit zur Ewigkeit, von der Verbannung zum ewigen Vaterland. Unsere Liebe Frau gibt Pater Maximilian und all seinen Rittern mit ihrem Versprechen die Bedeutung unseres kurzen Lebens im Tal der Tränen zu verstehen: Es gibt keine andere Erwartung in diese Welt als Vorbereitung, Pilgerschaft, lange und mühsame Anstrengung. Aber unsere Augen, Herzen, Seelen sind höher gerichtet, gemäß dem Versprechen unseres Herrn: „Bleibt treu im Glauben bis ans Ende, und die Krone des ewigen Lebens wird euch gegeben!“ Das Versprechen der zwei Kronen entspricht genau den herrlichen Worten Unserer Lieben Frau an die hl. Bernadette in Lourdes: „Ich verspreche dich glücklich zu machen, nicht in dieser, sondern in der anderen Welt!“
  2. Was genau ist der Lohn? Es ist eine doppelte Krone, ein doppelter Triumph: weiß und rot! Die Krone für die heroische Bewahrung der Reinheit und das Vergießen des Blutes für die Ehre Gottes und die Rettung der Seelen. Aber wir dürfen niemals vergessen, dass die Krone wesentlich dem König und der Königin gehört. Die Krone der ewigen Glorie findet man nur auf dem Kopf des Königs der Könige und/oder Unserer Lieben Frau, der Königin Himmels und der Erde. Wenn Unsere Liebe Frau unserem Heiligen eine solche Krone und sogar eine doppelte Krone anbietet, bedeutet das eigentlich, dass er eingeladen ist, an der Glorie und am Triumph unseres Herrn und Unserer Lieben Frau teilzunehmen, noch genauer: des heiligsten Herzens Jesu und des unbefleckten Herzens Mariens! Das wiederum bedeutet: Mein ewiger Lohn und meine Glückseligkeit sind die Schätze, die eingeschlossen sind im heiligsten Herzen Jesu und im unbefleckten Herzen Mariens. Diese vereinten Herzen sind das Objekt meiner Wünsche, meiner Betrachtungen, meiner Glorie, meiner Freude und meines Trostes: mein Ein und Alles! Tatsächlich war das ganze Leben von Pater Kolbe eine beständige Betrachtung seiner wunderbaren Mamusia (Mütterchen) und Hetmanka (Oberbefehlshaberin) und durch sie der Schönheit des heiligsten Herzens Jesu! Diese heiligsten Herzen sollen auch unser „Ein und Alles“ sein!
  3. Nachdem wir das Ziel gewählt haben, müssen wir die Mittel wählen. Wenn ich die Krone der Glorie erhalten will, muss mein Leben auf Erden ein beständiges Bemühen sein um das, was Pater Kolbe als „unser Ideal“ bezeichnete: die weiße Krone – die Immaculata, und durch sie die rote Krone – das heiligste Herz Jesu (vgl. Weiheakt der MI). Er fasst das geistliche Leben stets in diese zwei Themen zusammen: Reinheit und Blut, Heiligkeit durch Leiden, Gebet und Opfer.

Die weiße Krone werden wir erhalten, wenn wir immer und überall den Willen der Immaculata erfüllen, was nichts anderes ist als die Jungfräulichkeit der Seele, das Wesen der Heiligkeit. Dies notierte er sehr klar in seiner „Lebensregel“ am Ende seiner Exerzitien 1920: „Ich muss ein Heiliger werden! Ich muss ein großer Heiliger werden!“

Oftmals betont er das Wesen der Heiligkeit: die totale Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Und er besteht auf der Tatsache, dass nur die Immaculata die Gnaden erhalten hat, uns als ihre Kinder zu Heiligen zu formen: „Unsere Heiligkeit hängt von unserer Nähe zur Immaculata ab…“ „Wenn du dich wirklich heiligen willst, denke daran, dass die Heiligkeit und Beharrlichkeit (im Streben nach Heiligkeit) von deiner Verehrung Unserer Lieben Frau abhängen.“

„Erlaube ihr dich zu führen, und du wirst überzeugt werden, dass die Immaculata der kürzeste und sicherste Weg zur Heiligkeit ist.“ Die weiße Krone ist die stete Nachahmung der Immaculata bis zur Aufgabe unseres eigenen Willens, um restlos das zu ergreifen, was sie wünscht!

Die rote Krone werden wir erhalten, wenn wir bereit sind, Gott „bis zum Ende“ zu lieben: das Martyrium ist wesentlich die „Liebe Gottes durch das Leiden“, die größte Liebe aber hat, „wer sein Leben für seinen Bruder hingibt“. Deshalb spricht und schreibt er ständig über dieses Thema: „Das Leben der Menschen ist in drei Phasen aufgeteilt: Vorbereitung zur Arbeit, Arbeit, und Leiden. Durch diese drei Etappen zieht uns Gott an sich. Je glühender eine Seele Gott hingegeben ist, umso schneller bereitet sie sich auf diese dritte Phase vor, um ihre Liebe zur Immaculata mit aus Liebe ertragenen Leiden zu festigen. Denn nichts vereinigt uns so sehr mit der Immaculata und stärkt uns mehr in der Nächstenliebe als diese äußerste Liebe, vereint mit Leiden aus Liebe. Genau auf diesem Weg des Leidens erfahren wir, ob wir wirklich und uneingeschränkt ihr gehören. In dieser dritten Phase unseres Lebens müssen wir ihr unsere größte Liebe zeigen, die Liebe eines Ritters! Die Gottesliebe wird im Leiden vollendet, wie das Gold im Feuer geläutert wird.

Es ist wichtig an dieser Stelle Pater Maximilians außerordentliche Verehrung des heiligsten Altarssakraments und der heiligen Messe zu erwähnen. Die tägliche hl. Messe und die heilige Stunde (obligatorisch für alle Brüder in Niepokalanow trotz deren überwältigenden Arbeitsplanes) betrachtete er als die wichtigste Zeit des Tages. Warum? Weil wir, um die rote Krone zu erlangen, ständig mit dem Kostbaren Blut unseres Herrn vereint sein müssen, welches von seinem mit Dornen gekrönten Haupt und aus seinem durchbohrten Herzen fließt, gegenwärtig im Kelch in der hl. Messe.

Was für ein Programm für jeden Ritter, so wie der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort seine „Apostel der letzten Zeiten“ beschreibt: das Kruzifix in der rechten, den Rosenkranz in der linken Hand! Das Kruzifix ist das Opfer unseres Herrn am Kreuz, gegenwärtig in der hl. Messe. Und wer die hl. Messe lebt und unseren Herrn ständig und großherzig nachahmt, wird die rote Krone erlangen. Der Rosenkranz ist das Symbol der Verehrung der Immaculata. Wie eine Kette, welche das Kind mit der Mutter verbindet, verbindet der Rosenkranz den Ritter mit seiner Königin. Wer die wahre Andacht zu Maria übt und sie völlig und ganz als Mutter und Königin annimmt, wird die weiße Krone erlangen: Er wird von ihr alle wunderbaren Früchte der Heiligkeit und Reinheit erhalten.

  1. Die vierte Botschaft der Vision: Um die Kronen zu erlangen, muss man kämpfen; und da die Kronen der letzte Lohn nach dem Endkampf sind, wird der Kampf lebenslang sein und er wird heroisch sein! Genau so war das Leben des hl. Maximilian. In der Kindheit lernte er, dass sie die „Oberbefehlshaberin“ der christlichen Armee ist, und wo immer sie erscheint, wird der Teufel versuchen, sie zu vernichten mit all seiner Macht und fürchterlichen Wut. Auf der anderen Seite wird – wo immer der Teufel herrscht – sie erscheinen, um „ihm den Kopf zu zertreten“. Die Kirche auf Erden ist die Streitende Kirche, und niemand kann in das Königreich des Himmels eingehen ohne beständigen Kampf gegen die inneren (böse Neigung und Begierlichkeit) und äußeren Feinde (die unzählbaren Armeen Satans). Deshalb sollten wir uns ein angenehmes, glückliches und friedliches Leben auf Erden ohne Prüfungen und Kämpfe weder vorstellen noch wünschen, sondern stattdessen die Welt und die Seelen für die „Stadt Gottes“ erobern.
  2. Eine letzte Überlegung: Wie sollen wir kämpfen? Betrachten wir wieder das ganz einfache Beispiel unseres Heiligen: Man muss an die Kronen denken (Betrachtung), man muss darum bitten (Gebet), man muss die Mittel ergreifen. Wenn man die Kronen erlangen will, muss man zuerst wünschen und daran mitwirken, dass alle den König der Könige durch unsere himmlische Mutter erkennen und sich ihm unterwerfen. Man muss für den Triumph des heiligsten Herzens Jesu und des unbefleckten Herzens Mariens in allen Herzen und in jedem einzelnen arbeiten. Anders ausgedrückt: Man muss ein treuer Ritter sein, ein Instrument, durch welches die Vermittlerin aller Gnaden ihre Gnadenstrahlen in viele Seelen gießen kann für deren Bekehrung und Heiligung.

Und wie soll man das tun? Was sind die Waffen, um Jesus und Maria bekannt und geliebt zu machen? Wieder einmal: Gebet, Opfer, der Wille der Immaculata und alle anderen Mittel, die dem Eifer und der Großherzigkeit jedes einzelnen entsprechen. Dieselben Mittel, welche wir einsetzen, um unserem Nächsten zu den zwei Kronen und zum Himmel zu verhelfen, werden die konkreten Übungen sein, um unseren eigenen Lohn zu erhalten: Was wir für andere tun, tun wir für uns doppelt!

Ende Juli ging der hl. Maximilian mit neun anderen Verurteilten in den Hungerbunker, in den schlimmsten aller Tode; er brachte all diese Leitlinien und Eingebungen der doppelten Krone zu ihrer äußersten Anwendung: Wie er lebte, so starb er!

Mögen sein Beispiel und seine Fürsprache uns immer großherziger machen, sodass auch wir eines Tages von den Lippen unserer Erlösers die Worte vernehmen werden: „Komm, Du guter und getreuer Ritter, erhalte die Kronen, welche ich Dir versprochen habe, wenn Du Dich entschiedst, ein Soldat meiner Mutter zu sein, ein Ritter der Immaculata!“

Bombay, am Fest der hl. Anna, 26 Juli 2016

Pater Karl Stehlin

Gebet um die Fürbitte des hl. Maximilian zu erlangen (Novene vom 5. – 13. August)

O Gott, Du hast das Herz Deines Dieners, des hl. Maximilian Kolbe, mit Eifer für das Heil der Seelen, mit Liebe zum Nächsten und mit inbrünstiger Verehrung der Immaculata erfüllt.
Gewähre uns durch seine Fürbitte die Gnade, zu Deiner Ehre und für das Heil der Seelen zu wirken und so bis zum Tod Deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, immer ähnlicher zu werden, der mit Dir lebt und herrscht in der Einheit des Hl. Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

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