Stabat Mater – Seht die Mutter voller Schmerzen

Stabat Mater – Seht die Mutter voller Schmerzen

Maria unter dem KreuzDas Stabat mater ist ein mittelalterliches Gedicht, das die Gottesmutter in ihrem Schmerz um den Gekreuzigten besingt. Das Gedicht wurde in der Vergangenheit unter anderem Papst Innozenz III. († 1216) oder den Franziskanermönchen Iacopone da Todi († 1306) und Johannes Bonaventura († 1274) zugeschrieben.

1521 fand es Eingang in das Missale Romanum, und bildet die Sequenz des Messformulars vom Fest der Sieben Schmerzen Mariens, welches wir letzte Woche, am 15. September, feierten.

Diese Zeilen sind ein tiefer Ausdruck der Schmerzen Mariens, die sie aus Liebe zu uns unter dem Kreuz erlitt. Es sind dies die Geburtswehen der Mutter, um ihre geistigen Kinder, wir arme Sünder, zu bekommen. Die Betrachtung dieser Verse regen in uns das Mitleid mit unserer Mutter an. Wir lernen im Geiste mit ihr unter dem Kreuz zu stehen, und sie und ihren Sohn, Jesus Christus, in ihrer Passion zu trösten. Diese Übung ist ganz im Sinne der Herz-Mariä-Sühneandacht, welche Unsere Liebe Frau von Fatima wünschte, und heute, wo Maria mit uns die mystische Passion der Kirche durchleidet, aktueller denn je.

 

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Christi Mutter stand mit Schmerzen
bei dem Kreuz und weint‘ von Herzen,
als ihr lieber Sohn da hing.

Durch die Seele voller Trauer,
seufzend unter Todesschauer,
jetzt das Schwert des Leidens ging.

Welch ein Schmerz der Auserkornen,
da sie sah den Eingebornen,
wie er mit dem Tode rang!

 Angst und Trauer, Qual und Bangen,
alles Leid hielt sie umfangen,
das nur je ein Herz durchdrang.

Wer könnt‘ ohne Tränen sehen
Christi Mutter also stehen
in so tiefen Jammers Not?

Wer nicht mit der Mutter weinen,
seinen Schmerz mit ihrem einen,
leiden bei des Sohnes Tod?

Ach, für seiner Brüder Schulden
sah sie ihn die Marter dulden,
Geißeln, Dornen, Spott und Hohn!

Sah ihn trostlos und verlassen
an dem blut‘gen Kreuz erblassen,
ihren lieben, einz‘gen Sohn.

Gib, o Mutter, Born der Liebe,
dass ich mich mit dir betrübe,
dass ich fühl‘ die Schmerzen dein.

Dass mein Herz von Lieb‘ entbrenne,
dass ich nur noch Jesus kenne,
dass ich liebe Gott allein.

Heil‘ge Mutter, drück die Wunden,
die dein Sohn am Kreuz empfunden,
tief in meine Seele ein.

Ach, das Blut, das er vergossen,
ist für mich dahingeflossen;
lass mich teilen seine Pein.

Lass mich wahrhaft mit dir weinen,
mich mit Christi Leid vereinen,
solang mir das Leben währt.

Unterm Kreuz mit dir zu stehen,
unverwandt hinaufzusehen,
ist es, was mein Herz begehrt.

O du Jungfrau der Jungfrauen,
wollst in Liebe mich anschauen,
dass ich teile deinen Schmerz.

Dass ich Christi Tod und Leiden,
Marter, Angst und bittres Scheiden
fühle wie dein Mutterherz.

Lass mich tragen seine Peinen,
mich mit ihm am Kreuz vereinen,
trunken sein von seinem Blut.

 Dass nicht zu der ew‘gen Flamme
der Gerichtstag mich verdamme,
steh, o Jungfrau, für mich gut.

Christus, um der Mutter Leiden
gib mir einst des Sieges Freuden
nach des Erdenlebens Streit.

Jesus, wann mein Leib wird sterben,
lass dann meine Seele erben
deines Himmels Seligkeit.

Amen.

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