Immer wieder werden wir mit Kritik konfrontiert, unsere Medaillen seien nicht echt und somit ungültig, weil die Anzahl der Zacken der Sterne nicht stimme oder weil ein anderes Detail nicht authentisch geprägt sei. Die wichtigsten Argumente betreffen die Form und die Anordnung der Sterne, die Weglassung einiger Worte des Stoßgebetes sowie anderer Details (Jahreszahl, Schlange etc.).
Pater Karl Stehlin nahm zu dieser Frage Stellung
Die hl. Katharina Labouré hat die Erscheinungen von 1830 ausschliesslich ihrem Beichtvater, Pater Aladel, anvertraut und nur durch ihn haben wir den vollständigen Bericht der Geschehnisse in der Rue de Bac. Ich habe eine Kopie der ersten Ausgabe des Buches von P. Aladel, geschrieben um 1845. Es enthält die Beschreibung der Erscheinungen und einiger Wunder, die aufgrund der Medaille in der ganzen Welt geschehen sind.
Während der Erscheinung vom 27.11.1830 bildet sich um die Muttergottes ein ovaler Rahmen, auf dem in Gold geschrieben steht: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu Dir unsere Zuflucht nehmen.“ Gleichzeitig hört Katharina die Worte: “Lass nach diesem Bilde eine Medaille prägen. Die Personen, welche sie tragen, werden große Gnaden erhalten. Die Gnaden werden überreich sein für jene, die Vertrauen haben.”
Und dann erblickt sie den Buchstaben M, von einem Kreuz überragt, das auf einem Querbalken ruht, darunter das Herz Jesu, von einer Dornenkrone umgeben, und das Herz Mariens, mit dem Schwert durchbohrt.
Damit haben wir die wesentlichen Elemente, die notwendig sind, damit diese Medaille wirklich die „Wundertätige Medaille“ von der Rue de Bac genannt werden kann.
Sicherlich findet man die treueste und beste Realisierung derselben in der Rue de Bac selber, wo seit vielen Jahren immer dieselbe Medaille geprägt wird, allerdings nur auf Französisch. Dort gibt es allerdings ein paar Zusätze, die im Originaltext nicht enthalten sind, z.B. die Jahreszahl 1830.
Wichtig ist dabei die Bemerkung der Muttergottes, diese Medaille gemäß der Vision, die Katharina hatte, prägen zu lassen. Nun kann man eine so großartige Vision nicht einfach auf ein Papier kopieren, ebenso wie die Statuen U.L. Frau von Lourdes und Fatima sich in Details unterscheiden, aber alle als solche anerkannt werden.
Dies hat auch Pater Aladel so verstanden, denn im selben Buch befinden sich verschiedene Kupferstiche und Bilder, die die Medaille recht unterschiedlich zeigen: mit einem Stern, mit mehreren Sternen, manchmal mit sechs Zacken, manchmal mit fünf.
Dazu kommt noch dieses Argument: Wenn man die Medaille nur genauso prägen wollte, wie die hl. Katharina sie gesehen hat, dann müsste das Gebet immer nur auf Französisch erscheinen. Die Kirche hingegen hat die Übersetzung in andere Sprachen von Anfang an erlaubt. Nun ist die französische Sprache sehr präzis und kurz. Will man das Stoßgebet von der Rue de Bac wortgetreu übersetzen, dann wird es in den meisten Sprachen bedeutend verlängert, was für die Prägung ein großes Problem aufwirft: Entweder wird der Text dann unlesbar oder man muss ihn leicht verkürzen, was tatsächlich seit eh und je getan worden ist. Auch diese Versionen der Wundertätigen Medaillen sind kirchlich anerkannt.
Vielleicht muss man die Problematik des Vorwurfs „unechter Medaillen“ noch etwas tiefer sehen:
Die Medaille ist nämlich ein Sakramentale, das bedeutet ein hl. Zeichen, ein symbolischer Gegenstand, durch welchen Gnaden vermittelt werden.
Welches ist die besondere Gnade der Wundertätigen Medaille?
Es ist geistliche Gegenwart und machtvolle Wirksamkeit der Immaculata in unserem Leben: Durch die Medaille sind wir im Alltag mit unserer himmlischen Mutter verbunden und erfahren ihre besondere Hilfe.
Das sinnenhafte Zeichen soll uns an die großen herrlichen Geheimnisse Mariens erinnern. In der Tat erinnert die Medaille an alle großen Wahrheiten und „Herrlichkeiten Mariens“. Man kann jedoch nicht in eine winzige Medaille alle großen Geheimnisse der Immaculata einpressen. Die Medaille ist gleichsam eine sichtbare Erinnerung und Ermahnung: „Denk an mich, ICH bin bei Dir!“ – Und durch die Medaille steht die IMMACULATA selbst mir vor Augen, damit ich sie ehre, liebe und auf ihre Weisungen höre.
Ihn ähnlicher Weise ehren wir die Statue U.L. Frau von Fatima, jedoch würde niemand daran denken, alle Geheimnisse, Wunder und Ereignisse Fatimas irgendwo auf der Statue vermerkt zu haben. Die Statue ist die Erinnerung an die Macht und wirksame Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens, nicht das Inhaltsverzeichnis all dessen, was in Fatima geschehen ist.
Singapur, den 3. März 2016