Wer auch immer die unsagbare Liebe Mariens erkannt und tief betrachtet hat, der möchte diese Liebe mit der größtmöglichen Kindesliebe beantworten. Mit Ehrfurcht und vielleicht etwas Neid betrachtet man die Hingabe der großen Heiligen, die für Maria so viel getan und gelitten haben, und dann möchte man so gern wenigstens eine Miniatur eines hl. Bernard, Grignion de Montfort, Maximilian Kolbe werden. Man kann sich dabei gar nicht vorstellen, dass es noch eine Möglichkeit geben könnte, Maria noch mehr zu lieben.
Nun wissen wir, dass niemand Maria so sehr geliebt hat, als ihr eigener Sohn. Er hat sie geliebt mit der ganzen Vollkommenheit seiner menschlichen und göttlichen Natur. Für Sie hat Er mehr getan als für alle anderen Geschöpfe zusammengenommen, was die außerordentlichsten Privilegien beweisen, die Gott je einem Geschöpf gewährt hat: die Unbefleckte Empfängnis, die Fülle der Gnaden, die immerwährende Jungfräulichkeit, die göttliche Mutterschaft, die geistliche Mutterschaft als Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden, schließlich ihre leibliche Aufnahme in den Himmel u.a..
Wir haben nun die unermessliche Gnade empfangen, durch die heiligmachende Gnade mit Christus ganz vereint zu sein, so wie die Glieder des Leibes mit dem Haupt vereint sind und ein einziges Ganzes mit ihm bilden. Somit besitzen wir mit Christus dasselbe Leben, nämlich das göttliche Leben, an dem wir wirklich teilnehmen dürfen. Die Fülle dieses Lebens befindet sich im Haupt, und vom Haupt fließt es in jedes einzelne der Glieder durch das Wirken des Heiligen Geistes, der die Seele dieses mystischen Leibes ist.
Durch dieses übernatürliche Leben leben wir das Leben Christi selbst, wie die Reben das Leben des Weinstocks leben, wie das Glied das Leben des ganzen Leibes lebt. Wenn wir also vereint mit dem Leben Christi leiden, beten, arbeiten, lieben usw., dann ist es Christus, der SEIN Leiden, sein Gebet, seine Arbeit, seine eigene LIEBE usw. in uns fortsetzt.
Somit ist unsere Liebe zu Maria mehr als nur die ferne Nachahmung der Hingabe Jesu an seine himmlische Mutter. Wie unser übernatürliches Leben eine Teilnahme, Fortsetzung und gewissermaßen Verlängerung des Lebens Christi ist, so muss auch unsere Liebe zu Maria eine Teilnahme, Fortsetzung und Verlängerung der Liebe Christi zu Maria sein. Wenn wir also Maria lieben, dann sind es nicht so sehr wir, die lieben, sondern Christus, der „unser Leben“ ist, liebt Maria in uns, durch uns, mit uns!
Dies ist die höchstmögliche Liebe und Hingabe an Maria, die die Hingabe aller Engel und Heiligen in sich enthält.
Wenn Christus uns also sagt, er hätte uns ein Beispiel gegeben und uns auffordert, so zu tun, wie er getan hat, dann dürfen wir nicht nur, sondern müssen wir Maria mit Ihm vereint ehren, verherrlichen und lieben.
Welch unermessliche Freude für ein Marienkind, Maria „so sehr lieben zu dürfen“ und Ihr somit die allergrößte Freude zu bereiten!
Schon deshalb muss das „Mihi vivere Christus est“, die allumfassende Realität unseres Lebens sein!
„Maria zu lieben, ist allzeit mein Sinn!“