Zum Rosenkranzfest: Von der Bekämpfung der hl. Messe und des hl. Rosenkranzes in ihrer überlieferten Form.
Durch das Motu Proprio Traditionis Custodes vom 16. Juli 2021 von Papst Franziskus erreicht die seit 50 Jahren andauernde Bekämpfung der „Messe aller Zeiten“ einen neuen Grad. Ein Aspekt wirft dabei etwas Licht auf die Wurzeln des Angriffes: Die Bekämpfung des überlieferten Ritus erfolgte fast gleichzeitig und von den gleichen Kräften wie die Bekämpfung des Rosenkranzes in seiner überlieferten Form. Höchst bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass sowohl die hl. Messe als auch der Rosenkranz nicht nur von demselben heiligen Papst kanonisiert, sondern 400 Jahre später auch von demselben modernistischen Monsignore bekämpft wurde.
Der hl. Pius V. war es, welcher die Tridentinische Messe kanonisierte und auch die überlieferte Form des Rosenkranzes bestätigte. In der Bulle Consueverunt Romani schrieb er 1569: „Und so blickte Dominikus auf jene einfache, allen zugängliche und ganz und gar fromme Art zu beten und Gott anzuflehen, die Rosenkranz oder Psalter der seligen Jungfrau Maria genannt wird, in dem dieselbe seligste Jungfrau durch den hundertfünfzigmal wiederholten Engelsgruß, das heißt nach der Zahl des davidischen Psalters, und durch das Vaterunser bei jeder Dekade verehrt wird.“[1] Für spätere Päpste hatte diese Bulle eine große Bedeutung und sie beriefen sich auf diese.
Die hl. Messe und der hl. Rosenkranz haben eine tiefe geistige Verbindung. Schon der hl. Don Bosco sah in seiner berühmten Vision über die Kirchenkrise, wie das große Schiff – die Kirche – nachdem es durch Stürme und gegnerische Schiffe arg in Bedrängnis kam, zwischen zwei großen Säulen angekettet werden konnte und so Sicherheit fand. Die eine Säule symbolisiert laut Don Bosco die hl. Eucharistie, die andere die Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria.
Es liegt jedoch auf der Hand, dass auch der Widersacher um die Bedeutung dieser zwei Säulen weiß. Als nämlich die neue Messe ab 1970 überall verbreitet wurde, versuchte er ebenso Hand an den überlieferten Rosenkranz anzulegen. Msgr. Annibale Bugnini, welcher eine Schlüsselrolle in der Neugestaltung der neuen Messe hatte, reichte 1972 einen Entwurf für die Neugestaltung des Rosenkranzes ein.
„In diesem Schema schlug Bugnini vor, den Rosenkranz so umzugestalten, dass das Vaterunser nur noch einmal zu Beginn gebetet wird und das Ave Maria nur noch ‚den biblischen Teil des Gebetes‘ enthält. Das ‚Heilige Maria, Mutter Gottes‘ würde ‚nur am Ende jedes zehnten Ave Maria‘ gebetet werden. Es würde auch eine neue ‚öffentliche‘ Version des Rosenkranzes geben, die aus Lesungen, Liedern, Predigten und ‚einer Reihe von Ave Maria, aber auf einen Zehner beschränkt‘ besteht.“[2]
Papst Paul VI. wehrte sich gegen dieses Vorhaben und antwortete:
„Die Gläubigen würden zu dem Schluss kommen, dass ‚der Papst den Rosenkranz verändert hat‘, und die psychologische Wirkung wäre katastrophal … Jede Änderung des Rosenkranzes kann das Vertrauen der Einfachen und Armen nur schwächen.“[3]
Dessen ungeachtet versuchte Bugnini in den folgenden Jahren mit zwei weiteren Schematas Hand an den Rosenkranz zu legen. Unter anderem schlug er eine neue Anordnung der Rosenkranzgeheimnisse vor. Paul VI. blieb jedoch fest und antwortete ihm: „Der Rosenkranz soll in seiner Form einfach und unverändert bleiben.“[4] Zwei Jahre später wurde Bugnini von Paul VI. aus der Kurie entlassen und in den Iran versetzt, nachdem ihm ein Schreiben überreicht worden war, welches darauf hinwies, dass Bugnini ein Freimaurer war. Dieses Detail beschrieb Bugnini selbst in seiner Autobiografie (wenn er auch nicht zugab, ein Freimaurer gewesen zu sein). Verschiedene Prälaten des Vatikans bestätigten später glaubwürdig den Umstand, dass er ein Freimaurer war.[5]
Die Vorsehung ließ es – zumindest damals – nicht zu, dass der Rosenkranz das gleiche Schicksal erlitt wie die hl. Messe. Dies haben wir Papst Paul VI. zu verdanken, der sich 1972 mit seinem Hirtenschreiben Marialis Cultis für den Rosenkranz in seiner überlieferten Form stark machte. Er schrieb darin[6]:
- Der Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria besteht nach der von unserem Vorgänger, dem heiligen Pius V., angenommenen und von ihm autoritativ gelehrten Tradition aus verschiedenen, organisch angeordneten Elementen:
- a) Die Betrachtung einer Reihe von Heilsgeheimnissen in Vereinigung mit Maria, die weise in drei Zyklen aufgeteilt sind. Diese Geheimnisse drücken die Freude der messianischen Zeit, das erlösende Leiden Christi und die Herrlichkeit des auferstandenen Herrn aus, die die Kirche erfüllt…
- b) Das Vaterunser, das aufgrund seines unermesslichen Wertes die Grundlage des christlichen Gebets ist und dieses in seinen verschiedenen Ausdrucksformen veredelt.
- c) Die litaneiartige Abfolge der Ave Maria, die sich aus dem Gruß des Engels an die Jungfrau (vgl. Lk 1,28) und dem Gruß der Elisabeth (vgl. Lk 1,42) zusammensetzt, gefolgt von der kirchlichen Bitte „Heilige Maria“. Die ununterbrochene Reihe der Ave Maria ist das besondere Merkmal des Rosenkranzes, und ihre Anzahl in der vollen und typischen Zahl von hundertfünfzig stellt eine gewisse Analogie zum Psalter dar und ist ein Element, das auf den Ursprung der Frömmigkeitsübung selbst zurückgeht. Aber diese Zahl, die nach einem bewährten Brauch in Dekaden unterteilt ist, die den einzelnen Geheimnissen zugeordnet sind, wird auf die drei bereits erwähnten Zyklen verteilt, wodurch der Rosenkranz mit fünfzig Ave Maria entsteht, wie wir ihn kennen…
- d) Die Doxologie Ehre sei dem Vater, die gemäß einer der christlichen Frömmigkeit gemeinsamen Orientierung das Gebet mit der Verherrlichung des einen und dreifaltigen Gottes abschließt, von dem, durch den und in dem alle Dinge ihr Sein haben (vgl. Röm 11, 36).
- Dies sind die Elemente des Rosenkranzes…
Es dauerte 30 Jahre bis Papst Johannes Paul II. in seinem Rundbrief Rosarium Viginis Mariae den Gläubigen unter anderem eine Ergänzung durch die lichtreichen Geheimnisse vorschlug und dadurch die altehrwürdige Form des Rosenkranzpsalters aufbrach. Obwohl er dies nur als Vorschlag verstanden wissen wollte, setzte sich diese neue Form mit vier Rosenkränzen und 200 Ave Marias, die auch die bisher harmonische Abfolge der Geheimnisse im Wochenlauf verletzte, in der Kirche schnell durch. Wer an dem überlieferten Rosenkranz festhielt, wurde als ungehorsam angesehen.
Seit dem 12. Jahrhundert haben die Päpste immer wieder bestätigt, dass der Rosenkranz nicht eine menschliche Erfindung, sondern ein himmlisches Gebet ist, welches die Gottesmutter dem hl. Dominikus anvertraut hatte. Auch hier gibt es wieder auffällige Parallelen mit der hl. Messe, welche in ihrem Kern auf die Apostel selbst zurückgeht und nicht eine menschliche Liturgie ist, die man beliebig am Schreibtisch neugestalten kann.
Es ist schon bemerkenswert, dass wir, wenn wir an der überlieferten Form des Rosenkranzes festhalten, von Papst Paul VI. bestärkt werden. Er schrieb in Marialis Cultis[7]:
Der Rosenkranz betrachtet in harmonischer Abfolge die wichtigsten Heilsereignisse, die sich in Christus vollzogen haben, von seiner jungfräulichen Empfängnis und den Geheimnissen seiner Kindheit bis zu den Höhepunkten des Passahfestes – dem gesegneten Leiden und der glorreichen Auferstehung – und zu den Auswirkungen dieser Ereignisse auf die junge Kirche am Pfingsttag und auf die Jungfrau Maria, als sie am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in ihre himmlische Heimat aufgenommen wurde. Es wurde auch festgestellt, dass die Dreiteilung der Geheimnisse des Rosenkranzes nicht nur die chronologische Reihenfolge der Ereignisse strikt einhält, sondern vor allem den Plan der ursprünglichen Glaubensverkündigung widerspiegelt und das Geheimnis Christi noch einmal genau so darstellt, wie es der heilige Paulus in dem berühmten „Hymnus“ des Philipperbriefs sieht: die Kenosis[8], den Tod und die Erhöhung (vgl. 2,6-11).
Bei der Neugestaltung des Rosenkranzes ging es, wie bei jener der hl. Messe, nicht primär um rein formale Änderungen, sondern um einen neuen Geist. Der Rosenkranz sollte ökumenischer werden und nicht mehr länger als Waffe der Christenheit angesehen werden. Noch Pius XII. schrieb in Ingruentium Malorum über den Rosenkranz[9]:
Wir zögern nicht, erneut öffentlich zu bekräftigen, dass Wir großes Vertrauen in den Heiligen Rosenkranz zur Heilung der Übel setzen, die unsere Zeit heimsuchen. Nicht mit Gewalt, nicht mit Waffen, nicht mit menschlicher Macht, sondern mit göttlicher Hilfe, die durch dieses Gebet erlangt wird, stark wie David mit seiner Schleuder, wird die Kirche dem höllischen Feind unerschrocken entgegentreten können, indem sie ihm die Worte des jungen Hirten wiederholt: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Schild; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Heere. Und diese ganze Versammlung soll erfahren, dass der Herr nicht mit Schwert und Spieß rettet; denn dies ist sein Kampf, und er wird dich in unsere Hände geben“ (1. Könige 17, 45-47).
Immer wieder bezeichneten die Päpste den Rosenkranz als eine Waffe gegen die Angriffe des Teufels und der äußeren Feinde der Kirche sowie als Heilmittel gegen Häresien und Laster. Von all dem kann man im erwähnten Rundschreiben von Johannes Paul II. nichts mehr lesen. Dafür liest man dort: „Wenn das Rosenkranzgebet in angebrachter Weise neu entdeckt wird, ist es eine Hilfe und sicher kein Hindernis für die Ökumene!“[10]
Der geistige Blick auf diese zwei Säulen kann uns die Bedeutung der hl. Messe und des hl. Rosenkranzes für die Kirche, für unsere Seele und das Heil vieler Seelen immer bewusst machen. Möge uns die getreueste Jungfrau die Gnade erwirken, stets treu an beide Säulen gekettet zu bleiben und uns an ihnen ein Leben lang festzuhalten!
Quellen:
[1] https://www.papalencyclicals.net/Pius05/p5consue.htm, abgerufen am 30.07.2021.
[2] Christopher A. Ferrara, The New Rosary, 2017, Remnant Press. Kindle Pos. 118.
[3] Ebd.
[4] Ebd. Pos. 126.
[5] Vgl. https://www.lifesitenews.com/blogs/was-the-chief-architect-behind-the-new-mass-a-freemason-new-evidence-emerges, abgerufen am 30.07.2021.
[6] https://www.vatican.va/content/paul-vi/en/apost_exhortations/documents/hf_p-vi_exh_19740202_marialis-cultus.html, abgerufen am 30.07.2021.
[7] Ebd.
[8] Die Entäußerung Christi bei seiner Menschwerdung.
[9] https://www.vatican.va/content/pius-xii/en/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_15091951_ingruentium-malorum.html, abgerufen am 30.07.2021.
[10] https://www.vatican.va/content/john-paul-ii/de/apost_letters/2002/documents/hf_jp-ii_apl_20021016_rosarium-virginis-mariae.html, abgerufen am 30.07.2021.