Lieber Leser, wir wünschen Ihnen frohe und gesegnete, gnadenreiche Ostern!
Was die Feinde unseres Herrn zu verhindern suchten und womit die Freunde nicht gerechnet haben, ist am Ostersonntag geschehen. Das Grab ist leer. Christus ist von den Toten auferstanden und hat uns den Himmel aufgeschlossen. Wie erging es Maria? Dazu einige Gedanken sowie eine beeindruckende Predigt von Professor May über die Tatsache des leeren Grabes Grabs und die tatsächliche Auferstehung.
Maria glaubte zweifellos
Viele Menschen zweifelten oder zweifeln auch heute noch an der Auferstehung Christi. Wenn es jedoch eine Person in der Menschheitsgeschichte gab, bei der diese Verteidigung nicht notwendig war, so ist es die hl. Jungfrau und Mutter unseres Herrn. Maria hat dreissig Jahre in vertrautem Umgang mit ihrem göttlichen Kind gelebt. Sie hat nicht nur die drei Jahre – man verzeihe den Ausdruck – „Schnellbleiche“ der Apostel und Jünger erlebt. Sie begleitete auch während der dunkelsten Stunde des Karfreitags der Glaube an die Auferstehung ihres Sohnes. Ihr war klar, dass hier vor ihren Augen und ihrem durchbohrten Herzen die unbegreifliche Liebe Gottes zu uns sündigen Menschenkindern auf unfassbare Weise sichtbar geworden war. Sie war dazu erwählt, die neue Eva zu sein, die durch ihren Gehorsam den Ungehorsam der ersten Eva sühnen sollte, die durch ihr Mitleiden am Erlösungswerk ihres Sohnes teilnehmen sollte.
Als der Heiland seinen Aposteln sein Leiden und Sterben und die Auferstehung ankündigte, heisst es im Evangelium nur einfach: „Doch sie verstanden nichts davon, diese Rede war ihnen dunkel“ (Lk 18,34). Und als die Ereignisse dann eintraten, überstieg das bei weitem ihre Glaubenskraft – und sicher auch die jedes gewöhnlich sterblichen Menschen. Und wenn der Lieblingsjünger Johannes auch den Mut und die Kraft gefunden hat, unter dem Kreuz zu stehen, so war doch dieser übernatürliche Glaube an den Sieg über Tod und Sünde durch das Leiden seines Herrn und Meisters in diesem schauerlichen Augenblick nicht vorhanden. Denn als er später mit Petrus zum Grabe lief, um sich persönlich von dem wunderbaren Bericht der Frauen zu überzeugen, gingen – zuerst Petrus – dann auch er in das Grab. Und er selbst wird später schreiben: „Und er sah und er glaubte. Denn noch hatten sie die Schrift nicht verstanden, dass er auferstehen müsse von den Toten“ (Joh 20, 8f).
Und kommen wir zu den frommen Frauen. In ihrer berührenden Liebe zum Herrn kamen sie in der Frühe zum Grab mit der Absicht, seinen Leichnam zu salben. Der Herr belohnte ihren Liebesdienst, indem sie die ersten Zeugen seiner Auferstehung wurden. Und bis zum Ende der Zeiten wird diese Liebestat mit dem Evangelium verkündet werden. Doch es ist offensichtlich, dass der Glaube bzw. die Hoffnung an eine Auferstehung unseres Herrn in diesen Stunden ausserhalb ihrer Gedankenwelt lag, kamen sie doch, um den Leichnam zu salben.
Maria allein bewahrte in diesen Stunden im Licht ihres unbesiegbaren Glaubens[1] die Gewissheit, dass ihr Sohn und Erlöser die Sünde und den Tod und die Bosheit des Teufels endgültig zunichtemachte und dass er, wie er es vorausverkündigt hat, am dritten Tage auferstehen wird.
Bitten wir die Königin des Himmels, sie möge uns Anteil schenken an ihrem unüberwindlichen Glauben, dass auch unser Grab einmal leer sein wird und wir nach der Auferstehung Gottes Herrlichkeit schauen und in der Gemeinschaft mit allen Heiligen das ewige Oster-Alleluja singen dürfen.
Das Grab ist leer (Predigt von Prof. May)
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Geliebte im Herrn!
„Dies ist die größte Woche in der Geschichte der Welt seit der Schöpfung.“ So sagte der amerikanische Präsident Nixon nach der Rückkehr der ersten Astronauten vom Mond. Doch diese Worte rügte der amerikanische Evangelist und Nixonfreund Billy Graham. Er sagte, diese Äußerung habe der Präsident nicht richtig überdacht. Der Tag der Geburt Jesu, sein Todestag und der Tag der Auferstehung hätten wesentlich größere Bedeutung für die Menschheit. Wahrhaftig: Mit Jesus, mit seiner Ankunft, seinem Leiden und seiner Auferstehung steht und fällt das Schicksal der Menschheit. Denn er ist das Schicksal der Menschheit. Doch gegen diese Überzeugung laufen die Feinde Jesu Sturm. Die Welt des Unglaubens und des Zweifels sagt: Es ist noch keiner wiedergekommen, den einmal das Grab verschlungen hat. Wirklich nicht? Gibt es nicht einen Auferstandenen? Haben nicht Männer und Frauen den Auferstandenen gesehen, mit ihm gesprochen, mit ihm gegessen? Wie steht es um Jesu leibliche Auferstehung? Ist sie eine unumstößliche geschichtliche Tatsache oder die Ausgeburt frommer Dichtung? Jesus hat das Wunder seiner Auferstehung vorhergesagt. Deswegen wurde sein Grab so sorgfältig bewacht wie kein anderes. Dass es am Ostermorgen leer war, ist eine Tatsache, die niemand bestreiten kann, weder die Freunde noch die Feinde Jesu. Wäre es nicht leer gewesen, hätte man den Aposteln mit ihrer Auferstehungspredigt einfach den Leichnam Jesu entgegengehalten. Das tat man nicht, weil man es nicht tun konnte. Denn der Leichnam war nicht mehr da. Selbst die größten Feinde des Christentums geben zu, dass das Grab Jesu leer war. Damit ist der Versuch erledigt, zu behaupten, die Apostel hätten sich eingebildet, den Auferstandenen zu sehen. Die Einbildung der Apostel konnte das Grab nicht entleeren.
Angesichts des leeren Grabes bleibt den Leugnern der Auferstehung Christi nur der Ausweg: Es liegt Betrug vor. Man hat den Leichnam Jesu gestohlen. Entweder die Feinde oder die Freunde Jesu haben den Leichnam beseitigt. Stimmt das? Die Feinde Jesu hatten kein Interesse am Verschwinden, sondern am Vorhandensein des Leichnams. Die Existenz des Leichnams war das unumstößliche Argument, um die unbequeme Predigt der Apostel von der Auferstehung Jesu zum Schweigen zu bringen. Hätten die Feinde Jesu den Leichnam in ihre Hand gebracht, dann hätten sie ihn im Triumph durch Jerusalem tragen können, um auf diese Weise die Verkündigung der Auferstehung als absurd zu erweisen. Haben die Freunde Jesu den Leichnam entfernt, wie die Diebstahlhypothese der Juden behauptet (Mt 28,15)? Die Hohenpriester und Ältesten gaben dem Wachkommando am Grabe Geld mit den Worten: Sagt, seine Jünger sind nachts gekommen und haben ihn, während wir schliefen, gestohlen. Die wachenden Soldaten stellten sich selbst das schlechteste Zeugnis aus, wenn sie angaben, sie hätten geschlafen. Als Wachposten waren sie unter Todesstrafe zum Wachen verpflichtet. Merkwürdig auch, dass alle schliefen. Und doch: Sie konnten geschlafen haben wie Murmeltiere. Das Wegwälzen des großen Steines vor dem Eingang des Grabes musste ein Geräusch machen, dass auch ein Siebenschläfer wach werden musste. Wer der Wahrheit entfliehen will, fällt in den Abgrund der Lächerlichkeit. Haben sie geschlafen, wie konnten sie sehen, dass der Leichnam gestohlen worden ist? Haben sie aber nicht geschlafen, wie konnten sie den Diebstahl zulassen? Noch eine letzte Frage: Wenn die Apostel den Leichnam Jesu gestohlen hätten, was hätten sie damit anfangen wollen? Der Besitz einer Leiche hätte die Verkündigung der Apostel nicht gestärkt, sondern entlarvt. Ein Leichnam beweist den Tod, nicht aber die Auferstehung. Der Besitz einer Leiche wandelt nicht furchtsame, hoffnungslos niedergebeugte Menschen in mutige Bekenner um.
Nimmt man an, der Leichnam Jesu sei in eine Verbrechergrube geworfen und deshalb nicht mehr gefunden worden, so unternimmt man das Wagnis, sämtliche biblische Quellen, die einstimmig das Begräbnis Jesu bezeugen, als unglaubwürdig und lügenhaft hinzustellen, ohne auch nur den leisesten Beweis hierfür antreten zu können. Man übersieht dabei noch, dass Jesus nach römischem Recht verurteilt und hingerichtet wurde. Das römische Recht aber kannte keine Verbrechergrube. Es überließ die Leiche der richterlichen Verfügung. Selbst wenn man annähme, Jesu Leiche sei in die Grube geworfen worden, wäre er in diesem Fall noch aufzufinden gewesen. Warum holte man ihn nicht aus der Grube heraus oder verwies wenigstens auf sie, um damit den beginnenden Osterglauben gleich im Keime zu ersticken? Warum ließ die jüdische Obrigkeit die Osterzeugen stattdessen lieber ins Gefängnis werfen und mit Ruten schlagen?
Ein Toter kann sich auch nicht selbst aus dem Grab entfernen. Entweder war er nicht tot oder er ist wieder lebendig geworden. So verfallen die Leugner der Auferstehung Jesu auf eine weitere Ausflucht. Danach sei Jesus nicht am Kreuze gestorben, er sei nur scheintot gewesen und im kühlen Grab wieder aufgewacht, habe das Grab verlassen, die Soldaten seien von Entsetzen gepackt davongelaufen. Die Scheintodhypothese ist genau so albern wie die Diebstahlhypothese. Ob ein Mensch gestorben ist oder nicht, ist eine geschichtliche Frage. Sie wird beantwortet durch glaubwürdige Zeugen. Den Tod Jesu am Kreuz bezeugen einmal die Freunde Christi, vor allem der Apostel Johannes, der bis zum letzten Atemzug des Herrn unter dem Kreuz ausharrte. Den Tod Jesu am Kreuze bezeugt der heidnische Hauptmann. Pilatus ließ ihn kommen und befragte ihn, um Gewissheit über Jesu Tod zu gewinnen. Der Hauptmann bestätigte das Sterben, das er selbst beobachtet hatte. Den Tod Jesu bezeugen die Feinde Jesu. Für sie ist jetzt auf der Schädelstätte die langersehnte Stunde gekommen, den verhassten Nazarener zu beseitigen. Sie wollten seinen Tod, und sie überzeugten sich gründlich, ob er wirklich tot war. Als sie Pilatus um eine Grabeswache angingen, sagten sie ausdrücklich: „Als dieser noch lebte.“ Also waren sie gewiss, dass er nicht mehr am Leben war. Den wirklichen Tod Jesu bezeugen die Soldaten, die den Befehl erhielten, den drei Gekreuzigten zur Beschleunigung ihres Sterbens die Gebeine zu zerschlagen. Sie führten an zwei Hingerichteten den Befehl aus, an Jesus aber nicht. Denn sie sahen, dass er schon tot war. Um jedoch gegen jede Täuschung sicher zu sein, stieß ihm einer der Soldaten seine Lanze in die Seite, so dass aus der Wunde Blut und Wasser floss. Blut und Wasser fließt aus einem durchstoßenen Herzen. Ein Mensch mit einem durchbohrten Herzen ist ein dem Tod verfallener Mensch.
Die Frage, ob man die leibliche Auferstehung des Gekreuzigten als geschichtliche Tatsache annehmen kann, taucht nicht erst nach geraumer Zeit auf, als man sie nicht mehr als sicheres Ereignis kontrollieren konnte. Diese Frage war akut von Anfang an, als sich die Kunde vom leeren Grab wie ein Lauffeuer verbreitete. Bei dem Unerhörten und Ungeheuerlichen der Behauptung ist das nicht verwunderlich. Die Heilige Schrift schildert die Grabesszenen, die Erregung, Verwunderung, Bestürzung der Zeitgenossen deswegen so ausführlich, um zu zeigen, dass die damaligen Menschen weder leichtgläubig noch hysterisch waren. Jede Legendenbildung und jeder Betrug waren ausgeschlossen. Dass diese Zeugen der ersten Stunde allerdings an eine leibliche Auferstehung glaubten, dazu mussten wirklich Begegnungen mit dem Auferstandenen kommen. Die Glaubwürdigkeit der leiblichen Auferstehung Jesu beruht nicht auf dem leeren Grab, erst recht nicht auf Einbildung oder Betrug, sondern auf dem einhelligen Zeugnis derer, die den Auferstandenen persönlich gesehen und gesprochen, die ihn betastet und mit ihm gespeist haben. Damit haben wir alle Möglichkeiten geprüft, die in Frage kommen, um das Leerwerden des Grabes Jesu zu erklären. Das Ergebnis unserer Prüfung ist: Das Grab ist leer, aber nicht Freunde und nicht Feinde haben den Leichnam beiseite geschafft. Auch der Gedanke des Scheintodes kommt nicht in Frage. Also bleibt nur eines: Der Tote ist wieder lebendig geworden aus göttlicher Macht; er ist auferstanden, wie die Apostel einmütig und ohne jeden Widerruf verkündet haben. Die Christenheit spricht die Wahrheit, wenn sie singt: Das Grab ist leer, der Held erwacht, der Heiland ist erstanden. Da sieht man seiner Gottheit Macht, sie macht den Tod zuschanden.
Amen.[2]
Quellen Text:
Predigt von Prof. May, https://www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/2023/, abgerufen am 4.3.2024
Bilderquellen:
- Zitat der Woche: The Resurrected Christ Appears to the Virgin, Gemälde aus 1629, Public Domain via Wikimedia
- Christus, das Kreuz tragend, und die Kreuzigung; Die Auferstehung, mit den Jüngern von Emmaus, Public domain via Wikimedia
- Leeres Grab, von TC_Perch, Public domain via Pixabay
[1] Der hl. Ludwig Maria Grignon von Montfort beschreibt in wunderbaren Worten in seinem goldenen Buch, wie Maria ihre treuen Verehrer teilnehmen lässt an diesem, ihrem unbesiegbaren Glauben: (S. 157 Lins Verlag 1987)
[2] Predigt von Prof. May, https://www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/2023/, abgerufen am 4.3.2024