Pfingsten aus dem Leben Mariens

Pfingsten aus dem Leben Mariens

zitat 2022 kw23

Wir wünschen Ihnen ein gnadenreiches Pfingstfest! Nachstehend ein Text zur Betrachtung aus dem Buch „Das Leben Mariae“:

Ostern und Christi Himmelfahrt

Vierzig Tage nach seiner glorreichen Auferstehung blieb der göttliche Heiland noch auf Erden und wie er den Aposteln erschien, so wird er auch Maria wiederholt erschienen sein, auch ihr die hohen Pflichten erklärend, die ihr als der neuen Mutter der Lebendigen oblagen. So nahte der Tag, an dem er Abschied nehmen wollte von dem Schauplatze seines Kampfes, seines Sieges. Mit den Aposteln begleitete ihn Maria hinaus an den Ölberg, empfing seinen letzten Segen und sah ihn leuchtend emporschweben, bis ihn eine lichte Wolke ihren Augen entzog, „Ihr werdet ausgerüstet werden mit der Kraft aus der Höhe in wenigen Tagen, – Wenn ich hinweggegangen sein werde, so werde ich euch einen anderen Tröster senden,“ hatte der Heiland seinen Jüngern verheißen, wie jemand, der in ferne Lande reist, den trauernden Zurückbleibenden verspricht: „Sobald ich ankomme, sende ich euch ein Zeichen der Liebe, das euch Kunde bringt, dass ich lebe, auch dort euer denke und in Liebe mit euch vereinigt bleibe.“ – In Erwartung dieser Kraft von oben, sagt uns das heilige Evangelium, verharrten sie einmütig im Gebete mit Maria, der Mutter Jesu. Wie sich verwaiste Kinder, aus deren Mitte der Vater geschieden, vertrauensvoll und liebend um die Mutter scharen, so sehen wir die erste Christengemeinde um Maria vereinigt Sie verharren im Gebete mit ihr zehn Tage lang.

Pfingsten

Als nun der hohe Pfingsttag angebrochen war, so berichtet das heilige Evangelium, entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen gleich dem Brausen eines heftigen Sturmes und erfüllte das ganze Haus, in dem die Apostel waren. Es erschienen zerteilte Zungen wie Feuerflammen und ließen sich auf jeden einzelnen nieder. Sie wurden erfüllt vom Heiligen Geiste und begannen in verschiedenen Sprachen zu sprechen, wie der Geist es ihnen eingab. Unendlicher Jubel erfüllte in dieser Stunde alle Herzen. Wie groß war erst die Freude, welche das Herz der heiligsten Mutter durchdrang! Reicher als die anderen überfluteten ihre gnadenvolle Seele die Ströme des Lichtes, der Kraft und des Trostes und klarer als alle erkannte sie in diesen Flammen ein Zeichen der göttlichen Macht ihres Sohnes.

Ihre Seele schaute denjenigen, welchen sie als schwaches Menschenkind geboren und den sie genährt an ihrer mütterlichen Brust, den schaute sie nun erhoben auf dem Throne zur Rechten des Vaters, herrschend in göttlicher Majestät und dennoch ihrer gedenkend in Liebe und Treue. In dem Geiste, der ausgegossen ward, sah sie den Lebensstrom, der durch die Apostel über die Welt hinfluten sollte bis ans Ende der Zeiten, waschend alle Makel der Sünde, die wunderbaren Samenkörner, die ihr Sohn in das Erdreich der Menschenherzen gestreut, zu neuem Leben weckend, um mit der Herrlichkeit aller Tugendschönheit die fluchbefreite Erde zu erfüllen. Sie sah im Geiste, der herabgekommen war, die heilige Glut, welche nun fortbrennen sollte durch alle Geschlechter, das heilige Licht, das leuchten wird bis an die Grenzen der Erde, das Reich zu vollenden, welches Jesus begründet hat in Liebe und Leiden.

Quelle: Text von Victor Kolb S. J. (Jesuitenpater 1856-1928) aus dem Buch „Das Leben Mariae“, Verlag Salvator Mundi

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